Irak und Syrien Wie der Islamische Staat Wasser als Waffe nutzt

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Das Dilemma der Anti-IS-Allianz

In der zweiten Variante dreht der Islamische Staat den Wasserhahn einfach zu. „Werden Leitungen gekappt oder Wasserressourcen an einem Damm zurückgehalten, entzogen oder umgeleitet, lässt sich in bestimmten Gebieten gezielt ein Wasser- und Strommangel herbeiführen oder ein bestehender Engpass verschärfen“, erklärt Analyst Lossow. Widerspenstige Bewohner von Städten können so recht einfach im Sinne des IS gefügig oder eben vertrieben werden. 

Gleiches gilt für verunreinigtes Wasser. In Tikrit, Aleppo und andernorts wurden Wasserquellen mit Rohöl und weiteren Chemikalien vergiftet. 

Die westlichen Interventionsmächte können Peschmerga, irakische Armee und andere bestenfalls aus der Luft mit Bombenangriffen unterstützen, um diesen Wasserkrieg einzudämmen. Gleichwohl sind die Möglichkeiten Washingtons, Paris’ und Co. ohne eigene Bodentruppen begrenzt. 

Wasser als letzte Waffe

Für Wissenschaftler Lossow befindet sich der Islamische Staat jedoch in einem Dilemma. Denn die Terrororganisation möchte sich weiterentwickeln. „Eine Grundversorgung mit Wasser und Strom gewährleisten zu können, dient nicht zuletzt einem übergeordneten Ziel des IS in der Region: ein Kalifat etablieren, das staatliche Dienstleistungen bereitstellt.“ Aber: Bislang fehlen dem IS die Ressourcen, die Expertise und das Personal die Wasser- und Stromversorgung entsprechend warten zu können.

Geht es dem IS langfristig tatsächlich darum, dass die Bürger in seinen kontrollierten Gebieten von solchen staatlichen Strukturen profitieren, ergibt es wenig Sinn, diese zu zerstören.

Getötete und gefangen genommene Top-Terroristen

Das Worst-Case-Szenario von Mossul - oder die Sprengung anderer wichtiger Staudämme - würde der IS wohl nur wählen, wenn sich die Organisation „unmittelbar an der Schwelle zur Apokalypse und in einer finalen Schlacht mit seinen Feinden“ befände, wie es im SWP-Report heißt.

Anders ausgedrückt: Je näher der IS an eine Niederlage rückt, desto wahrscheinlicher wird der Fall, dass die Organisation das Wasser nutzt, um zigtausende Menschen zu töten. Es wäre seine letzte Waffe. Das wiederum stellt die Anti-IS-Allianz vor ein gewaltiges Dilemma. 

Lesen Sie hier den vollständigen Report: „Wasser als Waffe: Der IS an Euphrat und Tigris“

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