In der zweiten Variante dreht der Islamische Staat den Wasserhahn einfach zu. „Werden Leitungen gekappt oder Wasserressourcen an einem Damm zurückgehalten, entzogen oder umgeleitet, lässt sich in bestimmten Gebieten gezielt ein Wasser- und Strommangel herbeiführen oder ein bestehender Engpass verschärfen“, erklärt Analyst Lossow. Widerspenstige Bewohner von Städten können so recht einfach im Sinne des IS gefügig oder eben vertrieben werden.
Gleiches gilt für verunreinigtes Wasser. In Tikrit, Aleppo und andernorts wurden Wasserquellen mit Rohöl und weiteren Chemikalien vergiftet.
Die westlichen Interventionsmächte können Peschmerga, irakische Armee und andere bestenfalls aus der Luft mit Bombenangriffen unterstützen, um diesen Wasserkrieg einzudämmen. Gleichwohl sind die Möglichkeiten Washingtons, Paris’ und Co. ohne eigene Bodentruppen begrenzt.
Wasser als letzte Waffe
Für Wissenschaftler Lossow befindet sich der Islamische Staat jedoch in einem Dilemma. Denn die Terrororganisation möchte sich weiterentwickeln. „Eine Grundversorgung mit Wasser und Strom gewährleisten zu können, dient nicht zuletzt einem übergeordneten Ziel des IS in der Region: ein Kalifat etablieren, das staatliche Dienstleistungen bereitstellt.“ Aber: Bislang fehlen dem IS die Ressourcen, die Expertise und das Personal die Wasser- und Stromversorgung entsprechend warten zu können.
Geht es dem IS langfristig tatsächlich darum, dass die Bürger in seinen kontrollierten Gebieten von solchen staatlichen Strukturen profitieren, ergibt es wenig Sinn, diese zu zerstören.
Getötete und gefangen genommene Top-Terroristen
US-Eliteeinheiten töten nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen.
Aden Garer, März 2015: Bei einem US-Drohnenangriff in Somalia wird der mutmaßliche Drahtzieher der Terrorattacke auf das kenianische Einkaufszentrum Westgate, ein Mitglied der radikalislamischen Al-Shabaab-Miliz, getötet.
Der Anführer der Al-Shabaab-Miliz stirbt infolge eines gezielten amerikanischen Raketen-Angriffs in Somalia.
Der Führer der libyschen Islamistengruppe Ansar al-Scharia wird fast zwei Jahre nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi als mutmaßlicher Drahtzieher des Anschlags von einem US-Kommando gefasst.
Ein US-Kommando überwältigt den als Spitzenmann der Al-Kaida gesuchten Libyer vor seinem Haus in der Hauptstadt Tripolis. Er wurde im Zusammenhang mit den Angriffen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gesucht. Er stirbt im Januar 2015 kurz vor Beginn seines Prozesse in New York.
Nach fast zehnjähriger Jagd erschießen US-Elitesoldaten bei einer Kommandoaktion in der pakistanischen Stadt Abbottabad den meistgesuchten Terroristen der Welt.
Das Worst-Case-Szenario von Mossul - oder die Sprengung anderer wichtiger Staudämme - würde der IS wohl nur wählen, wenn sich die Organisation „unmittelbar an der Schwelle zur Apokalypse und in einer finalen Schlacht mit seinen Feinden“ befände, wie es im SWP-Report heißt.
Anders ausgedrückt: Je näher der IS an eine Niederlage rückt, desto wahrscheinlicher wird der Fall, dass die Organisation das Wasser nutzt, um zigtausende Menschen zu töten. Es wäre seine letzte Waffe. Das wiederum stellt die Anti-IS-Allianz vor ein gewaltiges Dilemma.
Lesen Sie hier den vollständigen Report: „Wasser als Waffe: Der IS an Euphrat und Tigris“