Islam Karimow Usbekistan trauert um verstorbenen Präsidenten

Lange herrschte Verwirrung, doch nun ist es amtlich: Usbekistans langjähriger Präsident Islam Karimow ist tot. Sein Land kannte keinen Staatschef außer ihm. Hinter der Zukunft der Nation steht ein großes Fragezeichen.

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Mit dem Tod des Präsidenten steht Usbekistan vor einer ungewissen Zukunft. Die Nachfolge ist nicht geklärt. Quelle: dpa

Moskau Vor der Beisetzung des verstorbenen usbekischen Präsidenten Islam Karimow hat die Regierung in Taschkent den Langzeitherrscher als Staatsmann und Demokraten gewürdigt. Der Tod des 78-Jährigen nach einer Hirnblutung war am Freitag bekannt gegeben worden, er sollte am Samstag in seinem Geburtsort Samarkand bestattet werden. Karimow hatte das Land seit 1989 mit harter Hand regiert. Menschenrechtsorganisationen warfen ihm Verfolgung jeglicher Opposition und Unterdrückung der Medien vor.

Karimows Sarg wurde am Samstag in Samarkand auf dem zentralen Registan-Platz aufgebahrt. Laut einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax wohnten Tausende Männer auf dem Platz dem Trauergebet eines Muftis bei. Frauen waren von der Zeremonie ausgeschlossen. Der Leichnam Karimows wurde anschließend in die Nekropole Shah-i-Zinda übergeführt.

Am Vortag hatte über den Zustand Karimows lange Zeit Verwirrung geherrscht, bis die usbekische Regierung und Karimows Familie seinen Tod bestätigten. Der Staatschef – der einzige, den Usbekistan nach dem Ende der Sowjetunion überhaupt hatte – hatte seit einer Woche im Krankenhaus gelegen. Seit Mitte August wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, auch nicht während der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag seines Landes am Donnerstag.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim und der iranische Präsident Hassan Ruhani kondolierten dem usbekischen Volk zum Tod Karimows. Aus Regierungskreisen in Afghanistan verlautete, Präsident Aschraf Ghani werde zum Staatsbegräbnis Karimows nach Samarkand reisen. Auch Kirgistan sagte das Kommen seines Ministerpräsidenten zu. US-Präsident Barack Obama erklärte, die USA stünden der usbekischen Bevölkerung unterstützend zur Seite.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich „betrübt“ über Karimows Tod und würdigte dessen Bemühungen um den Aufbau „starker Beziehungen zwischen Usbekistan und den Vereinten Nationen.“ Das Außenministerium in China bezeichnete Karimow als „aufrichtigen Freund“, der eine strategische Partnerschaft zwischen seinem Land und der Volksrepublik gefördert habe.

Karimow hat die frühere mittelasiatische Sowjetrepublik seit 1989 autoritär regiert, zunächst als noch vom letzten sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow bestellter KP-Chef und nach der Unabhängigkeit 1991 als gewählter Präsident. Danach ließ er sich turnusmäßig im Amt bestätigen – mit überwältigenden Mehrheiten. Karimow galt als Tyrann mit aufbrausendem Temperament und einem Hang zu Grausamkeit. Während eines Aufstands 2005 töteten seine Truppen mit Maschinengewehren Hunderte unbewaffnete Demonstranten. Er ließ Tausende politische Gegner in Haft nehmen, auch Berichte über Folter liegen vor.

Wie es nun in der ehemaligen Sowjetrepublik weitergehen soll, ist völlig unklar. Der Autokrat hatte keinen Nachfolger aufgebaut. „Der Tod von Islam Karimow könnte eine ziemlich gefährliche Phase der Unberechenbarkeit und Unsicherheit in Usbekistan eröffnen“, sagte der Vorsitzende des für Außenbeziehungen zuständigen Komitees des russischen Parlaments, Alexej Puschkow, der Nachrichtenagentur Tass.

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