
WirtschaftsWoche: Herr Peil, die Anschlagsserie von Paris jährt sich zum ersten Mal. Bei Angriffen unter anderem auf das Stade de France und das Bataclan-Theater töteten Terroristen 130 Menschen und verletzten mehr als 350. Wie hat dieses Attentat Europa verändert?
Florian Peil: Die Anschläge von Paris stellen eine Zäsur dar. Zum Einen waren sie ein Auftakt: Der IS hat damit deutlich gemacht, dass er in der Lage ist, verheerende Terroranschläge in Europa zu begehen, die ein hohes Maß an Planung und Vorbereitung erfordern. Zum Anderen haben sie die Wahrnehmung der Bedrohung durch den Terrorismus grundlegend verändert.
Inwiefern?
Der Terror der Jihadisten ist seit Paris ein Teil der Lebenswirklichkeit in Europa. Es hat zuvor schon verheerende Anschläge gegeben wie zum Beispiel den auf die Redaktion von Charlie Hebdo im Januar 2015. Doch erst durch Paris ist vielen Menschen klar geworden, dass heute jeder Einzelne zum Ziel der Terroristen werden kann.

Wie bewerten Sie die Reaktion Europas?
Von einer einheitlichen Reaktion der Länder Europas kann man nur bedingt sprechen. Jedoch haben viele Staaten ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, zum Beispiel indem sie die Budgets, die Anzahl der Mitarbeiter sowie die Technik und Ausrüstung der Sicherheitsbehörden aufgestockt haben. Besorgniserregend ist indes eine Verschärfung der gesellschaftlichen Spannungen in Frankreich, aber auch in Deutschland. Diese sind zum Teil auf die gestiegene Zahl an Terroranschlägen zurückzuführen, vor allem aber auf die Flüchtlingskrise. Die damit einhergehende Unsicherheit hat rechtspopulistischen Bewegungen in einigen Ländern zum Aufschwung verholfen. Es ist eine Polarisierung der Gesellschaften zu beobachten. Und genau das ist im Interesse des IS, der unsere Gesellschaften destabilisieren und letztlich zerstören will. Wir dürfen nicht in diese Falle tappen.
Zur Person
Florian Peil ist Sicherheitsberater mit dem Schwerpunkt Nahost und Nordafrika. Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt er sich mit der arabischen Welt. Vor seiner Beratungstätigkeit war er war unter anderem bei einer deutschen Sicherheitsbehörde in der Terrorismus-Bekämpfung beschäftigt. Heute berät er Unternehmen, die in Nahost und Nordafrika tätig sind. Aktuell ist von ihm das Buch: "Terrorismus - wie wir uns schützen können" beim Murmann Verlag (ISBN: 978-3-86775-5598).
Was können wir dagegen tun?
Es hilft, sich vor Augen zu halten, dass es zwei Ebenen der Bedrohung gibt: die physische und eine psychische. Physisch heißt, dass ich das Opfer eines Terroranschlags werden kann. Dieses Risiko wird maßlos überschätzt. Die Bedrohung der Psyche wird indes unterschätzt. Denn die schrecklichen Bilder von Anschlägen können eine starke Belastung für die Psyche jedes Betrachters darstellen - ohne auch nur in der Nähe des Tatorts gewesen zu sein. Die Folge ist eine Verzerrung der Wahrnehmung: Menschen haben plötzlich Angst, öffentliche Plätze zu besuchen, auszugehen, mit der U-Bahn zu fahren. Wenn man sich einschüchtern lässt und aus Angst das eigene Leben ändert, haben die Terroristen ihr Ziel erreicht.

War das Attentat von Paris für den IS ein Wendepunkt?
Nach Paris hat die Anti-IS-Koalition den militärischen Druck auf den IS in Syrien und im Irak erhöht. In der Tat steht der IS militärisch in beiden Ländern massiv unter Druck.
Welche Konsequenzen hat das für Europa?
Der zunehmende Druck trägt dazu bei, die terroristische Bedrohung Europas mittelfristig zu verringern, weil es dem IS zunehmend an Rückzugsräumen fehlt, wo er Kämpfer ausbilden und Anschläge planen kann. Das hat aber auch den Effekt, dass sich der IS auf terroristische Taktiken zurückbesinnt, um seine Feinde zu attackieren und den eigenen Anhängern weiterhin Handlungsfähigkeit und Schlagkräftigkeit zu demonstrieren. Ich rechne daher zunächst mit einer Zunahme von Terroranschlägen, auch in Europa.
Ist der IS gescheitert?
Aktuell läuft die Offensive auf die IS-Hochburg Mossul. Der selbsternannte Kalif Abu Bakr al-Baghdadi hat seine Truppen bereits auf eine Niederlage eingestimmt. Ist das der Anfang vom Ende des Islamischen Staats?
Ein Zusammenbruch des sogenannten Kalifats ist sehr wahrscheinlich, auch wenn es bis dahin noch dauern dürfte. Die Schlacht um Mossul hat aus zwei Gründen eine große Bedeutung im Kampf gegen den IS. Zum einen ist Mossul die größte Stadt im Territorium des IS und hat damit eine wirtschaftliche Bedeutung für die Jihadisten. Zum anderen hat die Stadt einen symbolischen Wert für den IS, da al-Baghdadi dort im Sommer 2014 das Kalifat ausgerufen hat. Eine militärische Niederlage in Mossul hätte eine Signalwirkung für die Anhänger des IS, dass das Projekt einer Staatsbildung gescheitert wäre, was wiederum dazu führen dürfte, dass viele Anhänger die Legitimität des IS in Zweifel ziehen.
Aber nur das Staatsprojekt ist gescheitert, nicht die Organisation selbst?
Genau, der IS wird erst einmal weiterbestehen, sich aber von einer militärischen Macht in eine Aufstandsbewegung zurückverwandeln, die aus dem Untergrund heraus mit terroristischen Taktiken arbeitet. In jedem Fall wird die Ideologie die Organisation überleben. Der IS wird künftig weniger Kraft investieren, um Territorien zu halten. Das heißt aber nicht, dass er dieses Ziel vollkommen aufgibt. Es wird vorerst nur hintenan gestellt.
Frankreichs Antwort auf den Terror
Der Ausnahmezustand wurde in der Pariser Terrornacht vom 13. November verhängt und im Sommer bis Anfang 2017 verlängert. Er gibt den Sicherheitsbehörden teils umstrittene Sonderrechte. So wurden bereits mehr als 4000 Hausdurchsuchungen ohne Richterbeschluss durchgeführt. Der Innenminister kann auch Hausarreste anordnen.
Die bereits im September 2014 begonnenen Luftangriffe gegen IS-Stellungen erst im Irak, dann auch in Syrien wurden ausgeweitet. Mehr als 1600 Bomben und Raketen haben französische Kampfjets bereits abgefeuert. Die Armee berät zudem irakische Kräfte und hat auch Artillerie geschickt.
Gleich mehrfach haben die Pariser Abgeordneten die Anti-Terror-Gesetze verschärft. Rückkehrer aus Kampfgebieten von Terrorgruppen können einen Monat unter Hausarrest gestellt werden, Ermittler leichter Abhörmaßnahmen nutzen, der regelmäßige Besuch terroristischer Webseiten ist strafbar. Menschen können bei Identitätskontrollen bis zu vier Stunden festgehalten werden, wenn ihr Verhalten einen Terrorverdacht nahelegt.
Die Regierung hat 5000 neue Stellen bei der Polizei zugesagt. Die Anti-Terror-Spezialeinheiten wurden neu aufgestellt. Eigentlich auf Kriminalitätsbekämpfung ausgerichtete Einheiten erhielten schwerere Waffen - auch deutsche G36-Sturmgewehre -, um bei Terror abseits der großen Zentren schneller eingreifen zu können.
Als Teil des Anti-Terror-Plans Vigipirate patrouillieren bis zu 10.000 Soldaten an gefährdeten Orten, etwa Pariser Touristenattraktionen und Bahnhöfen. Um die Sicherheitskräfte zu entlasten, wird eine Nationalgarde aufgebaut.
Für Großveranstaltungen gibt es oft strengere Auflagen etwa zu Taschenkontrollen.
Gibt es eine langfristige Strategie des IS in Europa
Dafür gibt es bis dato keine Belege. Der IS hat gegenwärtig andere Probleme: Es geht jetzt um das eigene Überleben. Eine Machtübernahme in Europa steht da überhaupt nicht zur Debatte. Aussagen in diese Richtung sind reine Propaganda im Sinne des IS.
Aus Deutschland sind 800 Menschen in den Irak und nach Syrien gereist, um sich jihadistischen Gruppen anzuschließen. 300 von ihnen sind bereits zurückgekehrt. Aktuell gehen Behörden von 520 Gefährdern hierzulande aus. Was bedeutet es, wenn mehr Menschen von dort wieder zurückkehren?
Es ist anzunehmen, dass Kämpfer versuchen werden, nach Europa zurückzukehren. Das dürfte in vielen Fällen jedoch nicht ganz einfach sein. Die Sicherheitsbehörden sind jetzt stärker sensibilisiert als noch vor zwei Jahren und haben einiges dazu gelernt. Hinzu kommt, dass viele dieser Jihadisten bekannt und leicht zu identifizieren sind. Darunter dürften natürlich solche mit militärischer Ausbildung und Kampferfahrung sein. Das heißt aber nur bedingt, dass diese Personen auch in der Lage sind, hierzulande Terroranschläge zu planen und zu verüben. Dafür sind wiederum andere, spezialisierte Kenntnisse vonnöten.
Was aus den Pariser Attentätern wurde
Identifiziert aus dieser Gruppe ist bisher nur Bilal Hadfi (20). Der Franzose wohnte in Belgien und sprengte sich vor dem Stadion in die Luft. Zwei weitere der drei Selbstmordattentäter waren als Flüchtlinge getarnt mit gefälschten syrischen Pässen über Griechenland nach Frankreich gekommen - ausgestellt auf die Namen Ahmed al-Mohammed und Mohammad al-Mahmod.
Chakib Akrouh (25), Abdelhamid Abaaoud (28) und Brahim Abdeslam (31) bildeten das zweite Kommando, das wahllos auf Gäste und Passanten feuerte. Abdeslam, in Belgien lebender Franzose, zündete seinen Sprengstoffgürtel. Akrouh und Abaaoud, Belgier marokkanischer Abstammung, konnten zunächst fliehen und starben am 18. November bei einem Polizeieinsatz im Vorort Saint-Denis.
Ein Massaker richteten Omar Ismaïl Mostefaï (29), Samy Amimour (28) und Foued Mohamed-Aggad (23) an. Mit ihren Sturmgewehren und Sprengstoffgürteln ermordeten die drei Franzosen 90 Menschen. Die drei Männer starben beim Zugriff der Polizei, zwei von ihnen zündeten ihre Bomben.
In Verbindung mit den Anschlägen wurden zahlreiche Verdächtige festgenommen, zwei mutmaßliche Beteiligte starben auch bei den Anschlägen von Brüssel. Die meisten von ihnen sollen bei der Vorbereitung geholfen, Bomben gebaut oder Autos gemietet haben. Als eine Schlüsselfigur gilt der Franzose Salah Abdeslam, Bruder von Brahim. Er wurde im März 2016 in Belgien festgenommen und sitzt in französischer Untersuchungshaft. Er soll das Killerkommando zum Stade de France gefahren, seinen eigenen Sprengstoffgürtel dann aber abgelegt haben. Warum, ist noch ungeklärt - zu den Fragen der Ermittler schweigt er.
In Deutschland hat es bisher nur Kleinstattentate gegeben. Sie schreiben in Ihrem Buch "Terrorismus - Wie wir uns schützen können", die Kleinstattentate sollten die Sicherheitsbehörden beschäftigen und von größeren Plänen ablenken. In Frankreich und Belgien habe der IS eine ähnliche Strategie vor den großen Attentaten verfolgt.
Das ist eine Möglichkeit. Der IS instrumentalisiert Einzeltäter, die durch Propaganda motiviert werden, Anschläge auf eigene Faust verüben. Diese Täter haben - wenn überhaupt - nur eine lose Verbindung zum IS, die in vielen Fällen rein virtueller Natur ist. Diese Variante bündelt die Aufmerksamkeit der Behörden und könnte der Ablenkung von größeren Planungen dienen. Die große Bedrohung geht von der Organisation IS aus. Diese plant, organisiert und führt große Anschläge durch, diese Absicht ist nach wie vor vorhanden.
Terror in Paris - Was wann geschah
Es gibt eine erste Explosion vor dem Stade de France im Pariser Vorort Saint-Denis. Dort spielt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor 80.000 Zuschauern gegen Frankreich.
Eine zweite Explosion ereignet sich nahe dem Stadion.
Im 10. Pariser Stadtbezirk, im Osten der Hauptstadt, schießen Täter auf Gäste der Bar „Le Carillon“ und des Restaurants „Le Petit Cambodge“. Die Staatsanwaltschaft spricht von 15 Toten - der Bericht der Nationalversammlung nur von 13. Verletzt wurden 22 Menschen.
Es fallen erneut Schüsse, diesmal vor der Bar „Café Bonne Bière“ und dem Restaurant „Casa Nostra“ im 11. Arrondissement, nicht weit entfernt vom Ort des ersten Anschlags. Bilanz: 5 Tote, 19 Verletzte.
Im Restaurant „Comptoir Voltaire“ sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. 16 Gäste werden verletzt.
In der Nähe des Stade de France gibt es eine dritte Explosion. Am Stadion sterben insgesamt vier Menschen - darunter die drei Attentäter.
Zwei Polizisten sind ins „Bataclan“ eingedrungen und schießen auf einen der Terroristen. Er kann jedoch seinen Sprengstoffgürtel zünden. Unter Feuer vom oberen Balkon des Saals müssen die Beamten sich wieder zurückziehen.
Das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland endet mit einem 2:0-Sieg der Franzosen. Ein Sprecher kündigt an, wegen „Vorfällen im Umfeld des Stadions“ müssten die Zuschauer die Arena nach und nach verlassen. Dies gelingt reibungslos.
Die Polizei stürmt den Musikclub „Bataclan“. Die Operation dauert eine halbe Stunde. Die beiden verbliebenen Terroristen sterben, einer kann seinen Sprengstoffgürtel zünden. Es gibt 90 Anschlagsopfer. Dutzende werden verletzt.
In Ihrem Buch geben Sie konkrete Ratschläge, wie sich jeder Einzelne gegen den Terror wehren kann. Unter anderem fordern Sie den Leser auf, auf seine Umgebung zu achten.
In dem Buch mache ich Vorschläge, was jeder Einzelne gegen die Bedrohung durch den Terrorismus tun kann. Die Möglichkeiten liegen vor allem im präventiven Bereich, also bei der Verhinderung von Anschlägen. Ein Vorschlag ist, der eigenen Umgebung und das eigene Umfeld mit Wachsamkeit zu begegnen. Es geht darum, potentiell verdächtige Handlungen zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Diese erhöhte Wachsamkeit darf und soll jedoch nicht dazu führen, jeden Bartträger für einen möglichen Terroristen zu halten. Genau das Gegenteil ist das Ziel. Es geht schlicht darum, dass wir die Werte der Freiheit leben, aber trotzdem ein wachsames Auge auf das haben, was in unserer Umgebung passiert.
Der Mann am Flughafen
Ein Beispiel: Ich war Anfang September am Düsseldorfer Flughafen. Dort saß ein junger Mann mit Baseballcap tief ins Gesicht gezogen, dunklem Bart und einer Sporttasche. Als er aufstand und den Flughafen verließ, ließ er die Tasche stehen.
Das ist ein gutes Beispiel. Die Frage an Sie ist, wie hätten Sie reagiert, wenn der junge Mann blond und ohne Bart gewesen wäre?
Wenn jemand seine Tasche an einem Flughafen stehen lässt, macht mich das unabhängig vom Aussehen nervös. Wie sollte man reagieren?
Jemand mit einem Bart und einem solchen Cap ist ja nicht per se verdächtig. In diesem Fall war jedoch ungewöhnlich, dass der Mann die Tasche stehen ließ. Sie haben insofern richtig gehandelt, indem Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt und dann ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben, um herauszufinden, ob die Tasche eine potentielle Gefahrenquelle darstellt. Ich wäre ebenfalls aufmerksam geworden. Es geht in dieser Situation einfach darum, herauszufinden, was der Mann jetzt tut: Verlässt er das Gebäude? Oder geht er vielleicht nur rauchen? Wenn er letzteres tut, wird sich in der Tasche sehr wahrscheinlich keine Bombe befinden. Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Bauchgefühl folgen. Wenn Sie so etwas beobachten und ein schlechtes Gefühl bekommen, dann informieren Sie zügig das Sicherheitspersonal.
Die Akteure im Syrien-Konflikt
Anhänger von Präsident Baschar al-Assad kontrollieren weiter die meisten großen Städte wie Damaskus, Homs, Teile Aleppos sowie den Küstenstreifen. Syriens Armee hat im langen Krieg sehr gelitten, konnte aber infolge der russischen Luftunterstützung seit September 2015 wieder Landgewinne verzeichnen. Machthaber Assad lehnt einen Rücktritt ab.
Die Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten riesige Gebiete, die allerdings meist nur spärlich besiedelt sind. Durch alliierte Luftschläge und kurdische Milizen mussten die Islamisten im Norden Syriens mehrere Niederlagen einstecken. Unter der Herrschaft der Miliz, die auch im Irak große Gebiete kontrolliert, verbleibt die inoffizielle Hauptstadt Raqqa, die bedeutende Versorgungsstrecke entlang des Euphrat und ein kleiner Grenzübergang zur Türkei. Offiziell lehnen alle lokalen und internationalen Akteure den IS ab.
Sie sind vor allem im Nordwesten und Süden Syriens stark. Ihr Spektrum reicht von moderaten Gruppen, die vom Westen unterstützt werden, bis zu radikalen Islamisten.
Die zu Beginn des Kriegs bedeutende Freie Syrische Armee (FSA) hat stark an Einfluss verloren. Sie kämpft vor allem gegen Diktator Assad.
In der „Islamischen Front“ haben sich islamistische Rebellengruppen zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist der Sturz Assads und die Errichtung eines „Islamischen Staates“ – die gleichnamige Terrormiliz lehnen sie jedoch ab. Sie werden von Saudi-Arabien unterstützt und sind ideologisch mit al-Qaida zu vergleichen. Militärisch untersteht ihr auch die „Dschaisch al-Fatah“, die von der Türkei unterstützt wird. Teilweise kooperieren sie mit der al-Nusra-Front, Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida.
Sie ist zersplittert. Das wichtigste Oppositionsbündnis ist die Syrische Nationalkoalition in Istanbul. Diese wird von zahlreichen Staaten als legitim anerkannt, von vielen lokalen Akteuren wie al-Nusra oder der kurdischen PYD jedoch abgelehnt.
In Damaskus sitzen zudem Oppositionsparteien, die vom Regime geduldet werden. Bei einer Konferenz in Riad einigten sich verschiedenen Gruppen auf die Bildung eines Hohen Komitees für Verhandlungen, dem aber einige prominente Vertreter der Opposition nicht angehören.
Kurdische Streitkräfte kontrollieren mittlerweile den größten Teil der Grenze zur Türkei: Sie sind ein wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen den IS.
Dabei kämpfen sie teilweise mit Rebellen zusammen, kooperieren aber auch mit dem Regime. Führende Kraft sind die „Volksverteidigungseinheiten“ YPG der Kurden-Partei PYD, inoffizieller Ableger der verbotenen türkisch-kurdischen Arbeiterpartei PKK. Diese streben einen eigenen kurdischen Staat an – die Türkei lehnt das vehement ab.
Washington führt den Kampf gegen den IS an der Spitze einer internationalen Koalition. Kampfjets fliegen täglich Angriffe. Beteiligt sind unter anderem Frankreich und Großbritannien. Deutschland stellt sechs Tornados für Aufklärungsflüge über Syrien, ein Flugzeug zur Luftbetankung sowie die Fregatte „Augsburg“, die im Persischen Golf einen Flugzeugträger schützt. Washington unterstützt moderate Regimegegner.
Die Türkei setzt sich für den Sturz Assads ein und unterstützt seit langem Rebellengruppen wie die islamistische Dschaisch al-Fatah. Neben der Sicherung ihrer 900 Kilometer langen Grenze ist die Türkei seit August 2016 auch mit Bodentruppen in Syrien vertreten. Ziel ist neben der Vergeltung für Terroranschläge des IS auch, ein geeintes Kurdengebiet im Norden Syriens zu verhindern.
Der Abschuss eines russischen Flugzeugs über türkischem Luftraum im November 2015 führte zu Spannungen zwischen Russland und der Türkei.
Seit September 2015 fliegt auch Russlands Luftwaffe Angriffe in Syrien. Moskau ist einer der wichtigsten Unterstützer des syrischen Regimes: Rebellenorganisationen werden pauschal als „Terroristen“ bezeichnet und aus der Luft bekämpft. Der Kampf gegen islamistische Rebellen soll auch ein Zeichen an Separatisten im eigenen Land senden.
Geostrategisch möchte Russland seinen Zugriff auf den Mittelmeerhafen Tartus nicht verlieren.
Teheran ist der treueste Unterstützer des Assad-Regimes, auch aus konfessionellen Gründen. Iraner kämpfen an der Seite der syrischen Soldaten. Die von Teheran finanzierte Schiitenmiliz Hisbollah ist ebenfalls in Syrien im Einsatz. Sie fürchten die Unterdrückung der schiitischen Minderheit im Falle eines Sieges sunnitischer Rebellen, aber auch den Verlust von regionalem Einfluss.
Riad ist ein wichtiger Unterstützer vornehmlich islamistischer Rebellen. Sie fordern, dass Assad abtritt. Saudi-Arabien geht es auch darum, den iranischen Einfluss zurückzudrängen. Der Iran ist der saudische Erzrivale im Nahen Osten.
Trotz religiöser Ähnlichkeiten zwischen IS und dem saudischen Wahabismus engagiert sich Saudi-Arabien im Kampf gegen den IS.
Ich bin in der Tat aufgestanden, um zu gucken, was er macht. Er ging rauchen. Worauf ich hinauswill: Der IS versucht unsere, Gesellschaft auseinander zu treibe. Führt nicht eine übersteigerte Aufmerksamkeit unsererseits dazu, dass sich Unschuldige verdächtigt und ausgeschlossen fühlen, was dem IS und seiner Ideologie wiederum in die Hände spielt?
Die Gefahr besteht natürlich. Das ist eine Gratwanderung. Wir müssen lernen, Menschen nicht allein aufgrund ihres Aussehens unter Generalverdacht zu stellen, sondern wachsamer dafür sein, was in unserer Umgebung passiert, um sonderbares oder ungewöhnliches Verhalten als solches erkennen und dann entsprechend zu handeln.
So schützen sich große Flughäfen vor Terror
Die beiden Passagier-Terminals des größten deutschen Flughafens sind über etliche Eingänge frei zugänglich. Außerdem sind zwei Bahnhöfe sowie Hotel- und Kongresszentren mit den Gebäuden verbunden. Der Sicherheitsbereich beginnt erst innerhalb der Terminals hinter den Personenkontrollstellen für den Flugbetrieb.
Davor liegen große Hallen mit Geschäften, Schaltern und Lokalen. Die Polizei überwacht diesen Bereich mit Streifen und Video-Kameras. Wer im Sicherheitsbereich arbeitet, braucht eine Unbedenklichkeitsbescheinigung, ausgestellt vom Land Hessen.
Quelle: dpa
Nach den Bombenanschlägen in einer Halle des Brüsseler Flughafens Zaventem im vergangenen März wurden dort die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. So wurden zunächst Passagiere und ihr Gepäck bereits am Eingang zu den Terminals erstmals kontrolliert. Wer die Halle betreten wollte, musste seinen Ausweis und ein Flugticket vorzeigen. Nach Protesten von Reisenden in langen Warteschlangen wurden die Maßnahmen nach wenigen Wochen wieder gelockert.
Einlasskontrollen sind an jedem türkischen Flughafen Standard. Schon beim Eintritt ins Gebäude wird das Gepäck geröntgt, also Handgepäck und aufzugebende Koffer. Jeder, der in den Flughafen will, muss durch einen Metallscanner. Nach dem Check-In folgt die zweite Sicherheitskontrolle, die der in Deutschland entspricht und die nur noch Fluggäste passieren dürfen. Beim Check-In muss ein Ausweis vorgelegt werden. Beim Einstieg ins Flugzeug wird der Name auf dem Ausweis dann mit dem auf dem Boarding-Pass abgeglichen.
Wer einen der drei Moskauer Flughäfen betritt, wird schon am Gebäudeeingang kontrolliert: Reisende wie Besucher müssen Handtaschen öffnen, Hosen- und Jackentaschen leeren und durch einen Metalldetektor laufen. Das Hauptgepäck wird von einem Röntgengerät durchleuchtet. In der Wartehalle und vor den Schaltern patrouillieren Wachleute. Nach dem Check-In folgt die eigentliche Flugsicherheitskontrolle.
Am größten Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kabul müssen Reisende vor der Ankunft im Terminal durch zwei Autokontrollen samt Sprengstoffspürhunden, drei Ticketkontrollen und fünf Körperkontrollen. Drei oder vier Mal - je nachdem, ob die Geräte gerade funktionieren - muss das Gepäck zum Durchleuchten auf Bänder gewuchtet werden.
Kontrollen beginnen schon bei der Einfahrt auf das Flughafengelände, etwa einen Kilometer vor dem Terminal. Das Personal, das Menschen auf Sprengstoffwesten oder Waffen abtastet, ist aber oft lustlos oder lässt dies ganz sein. Ausländer werden nach Trinkgeld gefragt.
Israels internationaler Flughafen Ben Gurion wird besonders streng geschützt, da das Land seit Jahrzehnten mit einer Terrorbedrohung lebt. Dabei wird ein Ring von Kontrollen eingesetzt, der einer Zwiebel gleicht. Passagiere werden bei der Ankunft im Auto schon Kilometer vor dem Terminal von bewaffneten Sicherheitskräften überprüft. Nach Passieren eines weiteren Wächters am Eingang folgen im kameraüberwachten Terminal selbst eine persönliche Befragung und eine gründliche Untersuchung des Gepäcks mit Durchleuchtungssystemen. Dabei werden Reisende in verschiedene Risikogruppen eingestuft. Bei den Kontrollen geht Sicherheit eindeutig vor Persönlichkeitsrechten - was immer wieder zu Beschwerden vor allem arabischer Reisender führt.
Ausführlich beschreiben Sie, wie Terroristen bei ihrer Planung vorgehen und woran man sie erkennen kann, etwa wenn es um einen Bombenanschlag geht.
Wenn Sie eine Bombe bauen wollen, brauchen Sie Zutaten, die Sie in jedem Gartencenter und Baumarkt kaufen können. Die Herausforderung besteht in erster Linie darin, unbemerkt große Mengen davon zu beschaffen und an einen sicheren Ort zu bringen, wo Sie die Bombe bauen können. Wenn der Nachbar mit den Düngemitteln in die Stadtwohnung geht, ist das verdächtig. Wenn er dazu noch neu eingezogen ist, Sie ihn nie gesehen haben und nur nachts hören, könnte das ein Hinweis sein. Es müssen aber stets mehrere solcher Indikatoren zusammenkommen.





Hätten Sie den syrischen Attentäter Jaber Albakr erkannt, der in einer Wohnung an Sprengstoff bastelte, wenn er bei Ihnen nebenan gewohnt hätte?
So etwas ist im Nachhinein immer schwer zu sagen. Auch hier geht es wieder um Wachsamkeit. In der Großstadt leben die Menschen meist nebeneinander her und schenken ihren Nachbarn kaum Beachtung. Wenn es im Flur nach Chemikalien riecht, fällt das den Nachbarn oft auf, die wundern sich, gehen der Sache aber nicht nach. Doch genau das wäre der richtige Schritt.
Wie sollte man in einem solchen Fall reagieren?
Wenn Sie das Gefühl haben, da ist etwas faul, sollten Sie nicht lange zögern und die Behörden informieren. Das können die Hinweistelefone des Verfassungsschutzbehörden sein oder die Polizei.