Bei dem Anschlag in Istanbul sind nach Angaben des türkischen Innenministers Efkan Ala insgesamt elf Menschen ums Leben gekommen, darunter neun Deutsche. Außerdem gebe es noch zwei deutsche Schwerverletzte, sagte er am Mittwoch in Istanbul nach einem Treffen mit Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Die anderen beiden Toten stammten aus Norwegen und Peru. Ala teilte zudem mit, dass ein Verdächtiger festgenommen worden sei.
Der Attentäter hat sich nach Angaben von de Maiziere nicht gezielt deutsche Touristen als Opfer ausgesucht. "Ich sehe keinen Grund, von Reisen in die Türkei abzusehen", sagte de Maiziere am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Ala. Allerdings müssten die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes beachtet werden.
„Ich trauere um unsere Landsleute und ich denke voller Anteilnahme an die Angehörigen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel. „Heute hat es Istanbul getroffen, zuvor Paris, Kopenhagen, Tunis und so viele Orte mehr.“ Das Auswärtige Amt sei im Einsatz, um alle Betroffenen und Verletzten zu unterstützen. Davutoglu und Erdogan hätten ihr das tiefe Beileid des türkischen Volkes ausgesprochen.
Die Explosion traf das Herz des Viertels Sultanahmet, das mit berühmten Sehenswürdigkeiten Touristen anlockt, darunter auch der Topkapi-Palast und das Museum Hagia Sophia.
Das ist das Sultanahmet-Viertel in Istanbul
Der Stadtteil Sultanahmet in Istanbul gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Türkei für Touristen aus aller Welt. Benannt ist er nach Ahmet I., der als Sultan von 1603 bis 1617 über das Osmanische Reich herrschte.
Das Altstadtviertel liegt auf einer Halbinsel im europäischen Teil Istanbuls. Hier befand sich auch das Zentrum des historischen Konstantinopels. In der Nähe des zentralen Sultanahmet-Platzes stehen mit der Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem Topkapi-Palast die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Auf dem Platz steht auch der Deutsche Brunnen, der im Andenken an einen Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Istanbul im Jahre 1898 errichtet wurde. 1985 erklärte die Unesco das Viertel zum Weltkulturerbe.
Der Attentäter war nach türkischen Angaben ein 28-jähriger Syrer. Der Verdacht fiel rasch auf den IS, der Teile Syriens beherrscht und inzwischen auch von der Türkei bekämpft wird. Ministerpräsident Davutoglu kündigte an, so lange gegen die Extremisten vorzugehen, bis sie keine Gefahr mehr darstellten.
Türkei nimmt drei Russen fest
Einem Medienbericht zufolge hat die türkische Polizei mittlerweile drei russische Staatsbürger mit angeblichen Verbindungen zur Extremistenmiliz IS festgenommen. Die Polizei habe in deren Unterkunft in der Mittelmeerstadt Antalya auch zahlreiche Dokumente und CDs sichergestellt, meldete die Dogan News Agency am Mittwoch. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge hat das russische Konsulat die Verhaftungen bestätigt.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von einem barbarischen Terrorakt. Er versicherte der Türkei die Unterstützung Deutschlands und forderte eine schnelle Untersuchung. Sein Ministerium empfahl Türkei-Reisenden aus Furcht vor weiteren Anschlägen, Menschenmengen vor Touristenattraktionen in Istanbul ebenso zu meiden wie Demonstrationen und Versammlungen.
Der gewaltige Knall war in mehreren Vierteln zu hören. Der Privatsender NTV berichtete, die Polizei habe den Tatort rund 25 Meter von der Blauen Moschee entfernt abgesperrt und den Menschen verboten, sich zu nähern, für den Fall einer zweiten Explosion. Ärzte eilten an den Tatort, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.
Der Anschlag wurde international verurteilt, unter anderem von den USA. Außenamtssprecher John Kirby sprach das Beileid der US-Regierung für die Familien der Todesopfer aus. Den Verletzten wünschte er eine schnelle Genesung, gleichzeitig sicherte er der Türkei weitere Unterstützung im Kampf gegen den IS zu. „Die Vereinigten Staaten beteuern nochmals unsere starke Verpflichtung dazu, mit der Türkei zusammenzuarbeiten.“
Im vergangenen Jahr war die Türkei bereits von zwei schweren Bombenattentaten getroffen worden, die dem IS zugeschrieben wurden. Im Juli wurden in Suruc an der Grenze zu Syrien mehr als 30 Menschen getötet. Im Oktober sprengten sich zwei Selbstmordattentäter bei einer Friedensdemonstration in Ankara in die Luft und rissen mehr als 100 Menschen in den Tod.