Ivanka Trump „Richtiger Mix aus Umschmeichelung und Kritik“

Der Finanzberater Robert Kiyosaki kennt Ivanka Trump seit Jahren. Er sagt: Die Präsidenten-Tochter weiß genau, wie sie sich bei Donald Trump Gehör verschaffen kann.

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Ivanka-Trump Quelle: Laif

Robert Kiyosaki zückt sein iPhone heraus und zeigt seinen SMS-Verlauf. Die neueste Nachricht stammt von Eric Trump, Sohn des US-Präsidenten. Der 33-Jährige hat Kiyosaki, ein Freund der Familie, im TV-Interview bei „Fox and Friends“ gesehen – und ihm zu seinem Fernsehauftritt gratuliert. Kiyosaki lächelt. „Trump hat ganz wunderbare Kinder“, sagt er im Gespräch mit der WirtschaftsWoche im Luxushotel Michelangelo, zehn Minuten fußläufig vom Trump Tower entfernt. Herausragen aus dem Nachwuchs würde aber Ivanka Trump.

WirtschaftsWoche: Herr Kiyosaki, die Präsidentschaft von Donald Trump ist bisher ein einziges Chaos. Was läuft da falsch?

Robert Kiyosaki: Es ist etwas anderes, ein Unternehmen zu führen als ein Land zu regieren. Donald Trump hat – wie jeder erfolgreiche Manager – das Heft des Handelns gerne in der Hand. Und wenn man ihn lässt, kann er tolle Dinge auf den Weg bringen. Es gibt keinen erfolgreicheren Immobilienmanager als ihn. Aber: Politik ist ein dreckiges Spiel. Es gibt viele Einzelinteressen. Und Trump ist auf Mehrheiten angewiesen. Da muss er moderieren. Das hat er vielleicht ein bisschen unterschätzt.

Nicht nur der Dialog mit dem Kongress scheint nicht zu funktionieren. Auch im Weißen Haus herrschen Streit und Missgunst. Hätte Trump statt auf Loyalität lieber auf Kompetenz bei seinen Kabinettsmitgliedern achten sollen?

Es sind sehr kluge Leute in der Regierung. Erfolgreiche Unternehmer, hoch geschätzte Banker. Ich finde es gut, dass Donald Trump etwas Neues versucht und in Washington aufräumen will. Dass dies gerade zu Beginn nicht einfach ist, muss man aber auch verstehen. Inkompetenz würde ich der Regierung nicht vorwerfen. Das ist übertrieben.

Ivanka Trump kommt nach Deutschland. Kanzlerin Merkel ist begeistert, will über die Tochter Zugang zum US-Präsidenten finden. Doch Ivanka ist geschäftstüchtig wie ihr Vater – und vermarktet sich vor allem selbst.
von Konrad Fischer

Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner sind als Berater ins Weiße Haus eingezogen. Wie bewerten Sie diesen Schritt?

Ich kenne Ivanka seit Jahren und halte sie – wie alle Trump-Kinder – für überaus tolle und intelligente Personen. Sie sind unglaublich schlau und erfolgreich. Ivanka noch mehr als ihre Brüder. Schauen Sie auf Ihre Erfolge: Sie hat mit Mitte 20 schon Immobiliendeals im Ausland eingefädelt, hat gemodelt, schreibt Bestseller. Ich bin schwer beeindruckt von ihr.

Bei öffentlichen Auftritten und im Fernsehen macht sie einen souveränen Eindruck, wirkt aber auch kalt und berechnend. Ist sie so?

Nein. Sie ist gut erzogen und hat früh gelernt, sich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Das mögen einige Beobachter als kühl empfinden; ich nenne es professionell. Und im privaten Umgang ist sie völlig unkompliziert. Im Trump Tower ist die Stimmung locker, man macht Witze, die Kinder toben. Es ist wie in einer normalen Familie.

Die Trumps sind aber alles andere als eine normale Familie – und  inzwischen verantwortlich für die Geschicke des Landes. Macht sich Ivanka Trump mitschuldig, wenn unter ihrem Vater der Klimaschutz oder die Rechte der Frauen und Kranken zurückgefahren werden?

Wer Einfluss hat, trägt Verantwortung. Und als Beraterin im Weißen Haus trägt Ivanka Trump eine gewisse Verantwortung. Aber sie ist Ratgeberin, nicht Präsidentin. Und so dürfen wir sie nicht in Sippenhaft für die Politik ihres Vaters nehmen.

Trauen Sie Ivanka Trump zu, ihrem Vater offen zu widersprechen?

Ich glaube nicht, dass sie das jemals in der Öffentlichkeit tun würde. Das wäre aber auch kontraproduktiv. Die Trump-Kinder wissen: Frontale Kritik prallt an Donald Trump ab. Dann wird er bockig und handelt erst recht so, wie man es eigentlich nicht will. Da ist Diplomatie gefragt.

Und die beherrscht Ivanka Trump?

Absolut. Sie hat das richtige Maß aus Umschmeichelung und Ehrlichkeit gefunden, um ihren Vater zu beeinflussen. Wenn Eric oder Donald Junior etwas von ihrem Vater wollen, erreichen sie es in drei oder vier von zehn Fällen. Ich schätze, Ivanka Trumps Erfolgsquote liegt doppelt so hoch. 

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