IWF und Weltbank Ukraine trotz Konflikt auf Wachstumskurs

Laut dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank könne die Ukraine mit einem besserem Wachstum rechnen. Der Konflikt mit den Separatisten schade aber weiterhin der Wirtschaft. Zudem gebe es ein weiteres Risiko.

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Das durch den Krieg hoch verschuldete Land könne laut Weltbank sein Wachstum beschleunigen, wenn es sich weiter reformiere. Quelle: AFP

Washington/Kiew Trotz immer wieder aufflackernder Kämpfe mit pro-russischen Rebellen steuert die Ukraine wirtschaftliche besseren Zeiten entgegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank sehen inzwischen Chancen für ein beschleunigtes Wachstum, wie die beiden Schwester-Institutionen am Dienstag mitteilten. Voraussetzung sei aber, dass das Land noch stärker auf Reformkurs gehe und noch entschiedener die Korruption bekämpfe. Kurz zuvor hatte der IWF auch eine weitere Tranche von einer Milliarde Dollar aus dem laufenden Hilfsprogramm für das osteuropäische Land von 17,5 Milliarden Dollar freigegeben.

Der ukrainische Vize-Zentralbankchef Oleg Tschurij sagte in Kiew, nach der aktuellen Zahlungsfreigabe durch den IWF sei der Weg frei für eine Aufstockung der Devisenreserven des Landes auf 16,1 Milliarden Dollar und für einen weiteren Schritt in der Wechselkurs-Liberalisierung. Tschurij rechnet in diesem Jahr noch mit weiteren drei Kredittranchen des Fonds in Höhe von zusammen 4,5 Milliarden Dollar.

„Nach der schweren Krise 2014/2015 wächst die Wirtschaft des Landes wieder – um 2,3 Prozent 2016“, lautet der Befund des IWF. Entscheidend für das weitere Wachstum sei Umfang und die Geschwindigkeit notwendiger Strukturreformen. Im laufenden Jahr werde die Wirtschaft mit zwei Prozent etwas schwächer zulegen, was dem Konflikt mit den Separatisten im Osten des Landes geschuldet sei. Im kommenden Jahr dürfte sich dann aber das Wachstum auf drei Prozent beschleunigen. Es könnte dann auf mittlere Sicht dreieinhalb bis vier Prozent im Jahr erreichen. Deutlich gebessert habe sich der Fehlbetrag in der Leistungsbilanz, der von über neun Prozent auf 3,6 Prozent 2016 gesunken sei. Mit fast 90 Prozent der Wirtschaftleistung sei die Staatsverschuldung zwar noch relativ hoch, doch auch das Defizit im Haushalt liege inzwischen bei nur noch 2,3 Prozent.

Für eine Entwarnung reicht das aber aus IWF-Sicht nicht. Denn es blieben Risiken wegen der schwachen Fortschritte bei der Privatisierung von Staatsunternehmen, der Korruptionsbekämpfung und bei der Land- und Renten-Reform. Das heimische Finanzsystem sei stark vom Dollar abhängig und die Kreditausfälle hätten einen historischen Spitzenwert erreicht.

Auch die Weltbank mahnte mehr Reformen in der Ukraine an. „Die Wirtschaft erholt sich moderat, aber eine Beschleunigung der Reformen könnte mittelfristig das Wachstum stärken“, sagte Weltbank-Expertin Satu Kahkonen in Kiew. Die Wachstumsaussichten für die nächsten Jahre sieht die Weltbank etwas günstiger als der IWF.

Der IWF hatte am Montag grünes Licht für die Auszahlung einer weiteren Kredittranche gegeben. Damit hat das Land bislang 8,38 Milliarden Dollar aus dem 17,5 Milliarden Dollar schweren Hilfspaket erhalten. Der Fonds hatte die Auszahlung im März zunächst blockiert. Die Ukraine kämpft seit Jahren im Osten des Landes mit von Russland unterstützten Rebellen. 2014 hatte Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert.

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