IWF zu Trumps Einfluss "Die Unsicherheit ist größer geworden"

Der neue US-Präsident Donald Trump ist noch nicht im Amt, schon bewegt seine künftige Politik die Weltwirtschaft. Verlierer könnten Entwicklungs- und Schwellenländer sein, fürchtet der IWF.

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Der internationale Währungsfonds sieht in Donald Trumps Wirtschaftspolitik eine Gefahr für Schwellenländer. Quelle: dpa

Die Wirtschaftspolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump könnte nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds das Wachstum von Entwicklungs- und Schwellenländern beeinträchtigen. Der IWF korrigierte in seinem aktuellen Ausblick für die Weltwirtschaft die Prognosen für Mexiko, Indien und Brasilien zum Teil deutlich nach unten. „Die Unsicherheit ist größer geworden“, sagte IWF-Chefvolkswirt Maury Obstfeld am Montag in Washington.

Insgesamt werde die Weltwirtschaft um 3,4 Prozent im laufenden und 3,6 Prozent im nächsten Jahr wachsen - nach 3,1 Prozent im 2016, sagte Obstfeld. Damit lässt der Fonds seine im Oktober getroffene Prognose weitgehend unverändert.

Der IWF erwartet Maßnahmen der Trump-Administration, die eine weitere Stärkung des US-Dollar zur Folge hätten. Auch mit den Leitzinsen könnte es schneller als erwartet nach oben gehen, was die US-Währung weiter stützen würde. Länder, in denen Unternehmen, aber auch Staatshaushalte in US-Dollar verschuldet sind, hätten durch den starken Dollar höhere Lasten zu tragen, hieß es im Ausblick des IWF.

"Ich kann bing, bing, bing machen"
Angela Merkel"Sie ist großartig, eine großartige Anführerin", sagte Donald Trump im Interview. Seine erste Frage soll auch gleich gewesen sein, wie es der Kanzlerin denn gehe. Aber natürlich darf das aber nicht fehlen: "Ich finde, sie hat einen äußerst katastrophalen Fehler gemacht, und zwar, all diese Illegalen ins Land zu lassen." Quelle: REUTERS
Einwanderungspolitik"Einen meiner ersten Erlasse, die ich am ersten Tag unterschreiben werde – also am Montag, nicht Freitag oder Samstag, da ich das nicht zwischen den ganzen Feierlichkeiten machen will, dieser Erlass wird sich um die Sicherung unserer Grenzen drehen. Wir wollen nicht, dass Leute aus Syrien zu uns kommen, von denen wir nicht wissen, wer sie sind. Es gibt keine Möglichkeit für uns, diese Leute zu überprüfen. Ich will es nicht so machen wie Deutschland." Quelle: dpa
Deutsche Autobauer"Wenn man durch die 5th Avenue geht, hat jeder einen Mercedes-Benz vor seinem Haus stehen, stimmt's? Tatsache ist, dass ihr den USA gegenüber sehr unfair wart. Es besteht keine Gegenseitigkeit. Wie viele Chevrolets sehen Sie in Deutschland? Nicht allzu viele, vielleicht gar keine, man sieht dort drüben gar nichts, es ist eine Einbahnstraße. Es muss in beide Richtungen verlaufen. Ich will, dass es fair ist, es muss Gegenseitigkeit bestehen, und deswegen verlieren wir fast 800 – stellen Sie sich das vor – 800 Milliarden Dollar pro Jahr beim Handel." Der deutsche Autobauer BMW zeigte sich davon unbeeindruckt: "Das Werk in Mexiko produziert für den Weltmarkt BMW 3er und wird 2019 fertiggestellt sein", sagte Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich der WirtschaftsWoche in einem Gespräch am Rande der Tech-Konferenz DLD. Quelle: REUTERS
Donald Trump und Twitter"Ich dachte, ich würde es zurückschrauben, aber die Presse berichtet so unehrlich über mich – so unehrlich – dass ich mich über Twitter äußere. Und es sind nicht 140 Zeichen, es sind jetzt 140, 280 – ich kann bing, bing, bing machen und mache einfach weiter, und sie veröffentlichen es, sobald ich es twittere." Dafür möchte er auch in Zukunft seinen bisherigen Twitternamen @realDonaldTrump behalten. Quelle: dpa
Brexit"Menschen, Länder wollen ihre eigene Identität, Großbritannien wollte seine eigene Identität. Aber, das glaube ich wirklich, wenn sie nicht gezwungen worden wären, all diese Flüchtlinge aufzunehmen – so viele, mit all den Problemen, die das mit sich bringt – dann wäre es nicht zum Brexit gekommen." Und "Es werden weitere Länder austreten." Quelle: REUTERS
Putin und Russland"Zunächst einmal vertraue ich beiden – doch schauen wir mal, wie lange das anhält. Vielleicht hält es überhaupt nicht lange an", sagte Trump auf die Frage, ob er Angela Merkel oder Wladimir Putin mehr vertraue. Zu den westlichen Sanktionen gegen Russland sagte Trump, Russland leide darunter im Moment schwer. "Aber ich glaube, da könnte manches gehen, von dem viele Leute profitieren würden." Die Menschen müssten schließlich miteinander auskommen und das tun, was sie tun müssen, um fair zu sein. Er wolle angesichts der Sanktionen der EU "mal sehen, ob wir ein paar gute Deals mit Russland machen können". Dies betreffe unter anderem eine mögliche Reduzierung des Atomwaffen-Arsenals. Quelle: dpa
NatoDer künftige US-Präsident Donald Trump sieht in der Nato ein überaltetes Modell. "Die Nato hat Probleme. Sie ist obsolet, weil sie erstens vor vielen, vielen Jahren entworfen wurde" sagte Trump der "Bild" laut Vorab-Bericht aus der Montag-Ausgabe. "Zweitens zahlen die Länder nicht das, was sie zahlen müssten." Zudem sei díe Nato auch deshalb "obsolet, weil sie sich nicht um den Terrorismus gekümmert hat". Darüber hinaus würden nicht alle Länder angemessen in ihre Verteidigung investieren. "Wir sollen diese Länder schützen, aber viele dieser Länder zahlen nicht, was sie zahlen müssten. Das ist sehr unfair gegenüber den Vereinigten Staaten. Abgesehen davon ist mir die Nato aber sehr wichtig." Quelle: dpa

Die Wachstumsprognose für die USA korrigierte der Fonds nach oben - um 0,1 Prozent auf 2,3 Prozent für 2017 und sogar um 0,4 Prozent auf 2,5 Prozent im Folgejahr. „Die Wirtschaftspolitik der USA ist wichtig“, sagte Obstfeld. Man müsse aufgrund der politischen Konstellation von deutlichen Veränderungen im Politikmix ausgehen. Allerdings sei mit genaueren Vorhersagen erst im April zu rechnen, wenn die Politik der Trump-Administration klarer formuliert sei.

Die Entwicklungs- und Schwellenländer tragen derzeit das Wachstum der Weltwirtschaft. Ihre Wirtschaftsleistung wird im nächsten Jahr der Prognose zufolge um 4,5 Prozent steigen, etwas weniger als bisher angenommen. Für 2018 sieht der IWF wie bisher ein Wachstum von 4,8 Prozent. Besser als erwartet läuft es vor allem in China. Der IWF rechnet hier für 2017 nun mit einem Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent. Die Prognose fällt damit 0,3 Prozentpunkte höher als im Oktober aus, weil sich die Wirtschaft in den vergangenen Monaten stabilisiert habe.

"Wir Europäer haben unser Schicksal selbst in der Hand.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: dpa
Verband der Automobilindustrie (VDA)Der Verband nimmt die neue Androhung hoher Importzölle für die Branche von Donald Trump ernst. „Allerdings muss sich erst noch zeigen, ob und wie diese Ankündigungen künftig von der US-Administration umgesetzt werden“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Montag. „Im US-Kongress dürfte es gegen Importsteuer-Pläne erheblichen Widerstand geben.“ Denn Investitionsentscheidungen würden langfristig geplant und nicht von heute auf morgen über Bord geworfen. „Mit dem Aufbau von Zöllen oder anderen Handelsbarrieren würden sich die USA langfristig ins eigene Fleisch schneiden“, sagte Wissmann weiter. Schon Einschränkungen der nordamerikanischen Freihandelszone Nafta würden der Wirtschaft einen deutlichen Dämpfer geben. Quelle: dpa
Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments Quelle: dpa
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)Der DGB hat die Drohung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump mit Strafzöllen gegen deutsche Unternehmen kritisiert. Diese Haltung sei "völlig blind für ökonomische Zusammenhänge", sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann. Vor dem Hintergrund der eng verflochtenen Weltwirtschaft seien negative Rückwirkungen einer solchen Politik nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in den USA selber nicht auszuschließen. "Das werden auch die amerikanischen Bürgerinnen und Bürger merken, dass dieser Pfad von Herrn Trump ein Holzpfad ist", sagte Hoffmann. Der DGB-Chef warnte vor einer Rückkehr zu Protektionismus und Kleinstaaterei. "Das verträgt sich überhaut nicht mit unseren Vorstellungen einer fairen Gestaltung von Handel und Globalisierung." Im Zuge der Globalisierung habe es zwar Unwuchten gegeben. Statt neue Grenzen oder Mauern zu bauen, komme es aber darauf, "die Wohlstandsgewinne, die ja mit Globalisierung durchaus einhergehen", gerecht zu verteilen. Quelle: dpa
Jens Spahn, Mitglied des Präsidiums der CDUCDU-Vorstandsmitglied Jens Spahn sieht bei Trump ein falsches Bild von der EU, „auch von dem, was sie leistet“. Er sagte im „Bild“-Talk, die EU sei auch „eine Wertegemeinschaft“. Ähnlich bewertete der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen Trumps Äußerungen. Er sagte der „Heilbronner Stimme“: „Trump ist Trump geblieben. (...) Was sich verfestigt, ist die Sichtweise Trumps, in der der Westen keine Rolle spielt, weder als normative noch als politische Einheit. Diese Einheit war und ist aber entscheidend für die Sicherheit Europas.“ Quelle: dpa
CDU-Fraktionsvize Michael Fuchs"Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Trump wird nicht alles, mit dem er jetzt droht, durchsetzen können", sagte Fuchs am Montag zu Reuters. "Strafzölle müssen vom Kongress abgesegnet werden. Nicht einmal da stehen alle Republikaner hinter ihm." Deutsche Firmen sollten sich nicht einschüchtern lassen. Der Generalsekretär des Wirtschaftsrates der CDU, Wolfgang Steiger, äußerte sich ähnlich. Der CDU-Politiker Fuchs gab zu bedenken, dass Strafzölle zu höheren Autopreisen in den USA führen würden. Quelle: dpa
Bundeswirtschaftsminister Sigmar GabrielSigmar Gabriel hat die USA vor einer Abschottung durch Strafsteuern etwa für im Ausland produzierte Autos gewarnt. "Die amerikanische Autoindustrie wird dadurch schlechter, schwächer und teurer", sagte der SPD-Vorsitzende der "Bild" am Montag. Zudem würden sich amerikanische Autobauer umgucken, wenn auch Zulieferteile, die nicht in den USA produziert würden, mit Strafzöllen belegt würden, konterte Gabriel den künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte beklagt, dass zu viele deutsche und zu wenige US-Autos in New York zu sehen seien. Auf die Frage, wie dies zu ändern sein, sagte Gabriel: "Dafür müssen die USA bessere Autos bauen." Quelle: dpa

Für die Eurozone sieht der IWF kaum Veränderungen. Das Gebiet der Gemeinschaftswährung werde insgesamt wie bisher prognostiziert um jeweils 1,6 Prozent in den nächsten beiden Jahren wachsen, Deutschland liegt mit jeweils 1,5 Prozent etwas darunter. Insgesamt werde die Weltwirtschaft um 3,4 Prozent im laufenden und 3,6 Prozent im nächsten Jahr wachsen - nach 3,1 Prozent 2016.

Großbritannien wird die Folgen seiner Brexit-Entscheidung wohl erst 2018 zu spüren bekommen. Für 2017 hob der Fonds seine Wachstumserwartungen auf der Insel sogar noch an, für 2018 wurden sie leicht nach unten korrigiert.

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