Japans Exporte 25 Milliarden für Alte und Kinder

Der Yen sorgt derzeit für den stärksten Rückgang der Exporte seit der Finanzkrise. Einen Überschuss von 4,5 Milliarden Euro gibt es laut der aktuellen Handelsbilanz trotzdem. Jetzt sollen die Bürger Geld bekommen.

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Die Stärke des Yens dürfte auch im August für einen Exportrückgang sorgen. Quelle: dpa

Tokio Japans Exporte sanken im Juli so stark wie seit der Weltfinanzkrise nicht mehr. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Handelsbilanz fiel der Wert der Ausfuhren im Vorjahresvergleich um 14 Prozent. Die Handelsbilanz verzeichnete zwar einen Überschuss von 514 Milliarden Yen (4,5 Milliarden Euro). „Aber die Yen-Stärke beschleunigt den Fall der Exporte“, erklärte Harumi Taguchi, Volkswirtin von IHS Global Insight den Trend. Der Yen ist inzwischen sogar so stark, dass er nicht nur die Profite drückt, sondern auch die Produktion. Nachdem das Exportvolumen im Juni noch gestiegen war, sank es im Juli wieder. Und dies ist womöglich erst der Anfang, warnt Hiromichi Shirakawa von der Credit Suisse. „Die andauernde Yen-Aufwertung gegenüber wichtigen asiatischen Währungen dürfte mit zeitlicher Verzögerung auch auf das Exportvolumen drücken.“ 

Für Abenomics genannte Wachstumspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe ist dies ein schwerer Rückschlag. Er hatte darauf gesetzt, durch eine Geldschwemme der Notenbank den Yen zu schwächen und damit die Exporte und die Gesamtkonjunktur anzukurbeln. Mit Wachstum und einer erneuten Anhebung der Mehrwertsteuer wollte er die enorme Staatsverschuldung in den Griff kriegen. 

Doch Abe reagierte pragmatisch: Ungeachtet einer Verschuldung von 240 Prozent des Bruttoinlandsprodukts setzt er wieder auf expansive Fiskalpolitik, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Während die Notenbank ihre Geldpolitik kaum weiter gelockert hat, verschob er nicht nur die für April 2017 geplante Steuererhöhung, sondern legte auch das drittgrößte Konjunkturpaket in Japans Geschichte auf. Insgesamt beläuft es sich auf 28 Billionen Yen (250 Milliarden Euro) für dieses und das kommende Jahr. Allerdings beziffern die Volkswirte der Investmentbank Nomura die wirtschaftliche Auswirkung des notwendigen Nachtragshaushalts für dieses Jahr nur auf 0,9 Prozent des BIP. 

Ein Großteil der Gelder wird wieder in Bauprojekte fließen. Aber der Regierungschef will auch stärker die private Nachfrage der Bürger stärken, weil die Firmen trotz negativen Zinsen der Notenbank weiterhin mit Investitionen knausern. Fast 25 Milliarden Euro sollen beispielsweise in den Ausbau der Kinder- und Altenbetreuung gesteckt werden, unter anderem durch Gehaltssteigerungen. Einkommensschwachen Japanern werden zudem 130 Euro geschenkt. 

Doch die Bürokraten kommen auch auf unkonventionelle Ideen. So sollen mit Staatsgeldern alle zwei Monate am letzten Freitag des Monats spezielle Verkaufskampagnen für Premiumprodukte gefördert werden, um die Kauflust der Japaner anzufachen. Gleichzeitig will die Regierung damit auch eine Reform der Arbeitszeiten propagieren. Laut der Wirtschaftszeitung Nikkei will sie Unternehmen ermutigen, ihre Angestellten an jenen Tagen früher gehen oder gar Urlaub nehmen zu lassen, damit die Japaner auch Zeit zum Einkaufsbummel haben. 

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