Jeb Bush in Berlin Wie tickt Jeb Bush?

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Bush droht von rechts überholt zu werden

„Jeb Bush ist in Fragen der Zuwanderung ähnlich liberal wie sein Bruder. Das liegt an seinem familiären Hintergrund – aber auch an seinen Finanziers: Viele Unternehmen sind für eine Legalisierung der illegalen Arbeiter, die sich zu Zehntausenden in den USA aufhalten“, sagt Martin Thunert. Nicht jeder Arbeitgeber beschäftige besonders gerne Schwarzarbeiter. „Die meisten wollen, dass sich ihre Angestellten nicht vor den Behörden verstecken müssen und sie auch morgen wieder zur Arbeit kommen.“

Das bleibt von George W. Bush

Die Folge: Zahlreiche Bosse haben Bush ihre Unterstützung für dessen Einwanderungspolitik – und folglich für dessen Wahlkampf – zugesagt und bereits fleißig gespendet. Kein Kandidat der Republikaner kann derzeit derart aus dem Vollen schöpfen, wie Jeb Bush.

Am Geld wird seine Kandidatur kaum scheitern. Vielleicht aber am parteiinternen Widerstand. Vielen Konservativen ist Jeb Bush in innenpolitischen Fragen zu weit in die Mitte gerückt. Gerade zu Beginn der Vorwahlen im Januar und Februar 2016 – in Iowa, New Hampshire und South Carolina – droht er von rechts überholt zu werden. „Jeb Bush ist in meinen Augen Favorit bei den Republikanern. Aber seine Nominierung ist keinesfalls reine Formsache“, sagt auch Thunert. Scott Walker, Gouverneur von Wisconsin, der sich mit den Gewerkschaften angelegt hat und ein Abwahlverfahren überstanden hat, Marco Rubio, Senator von Florida, oder der Regierungschef von New Jersey, Chris Christie, könnten sich ebenfalls realistische Hoffnungen auf eine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen machen.

„Jeb Bushs Name bleibt ein Unsicherheitsfaktor“, sagt Thunert. Gut sei, dass er allein aufgrund des prominenten Nachnamens landesweit bekannt ist. Andererseits: „Er muss zeigen, dass er eigenständig ist, kein Klon von Vater und Sohn.“ Seine Berater versuchen dies in den USA bereits. Sie verweisen darauf, dass Jeb Bush einen anderen Zugang zur Politik hat. Während sein Vater auf Netzwerke und Freundschaften setzte und sein Bruder George W. Bush auf sein Bauchgefühl vertraute, gilt Jeb Bush als Arbeitstier, der sich durch Dokumente und Papiere wühlt wie ein Bücherwurm. „Er ist einer der wenigen Politiker, der sich Akten und Positionspapiere wirklich durchliest“, sagt einer seiner Berater.

Diese Schilderungen alleine werden freilich nicht ausreichen, um die Zweifel an Bushs Eigenständigkeit zu beseitigen. Die Vorurteile auszuräumen „wird eine spannende Herausforderung für mich“, behauptete Bush selbstbewusst bei einer Rede in Detroit im Februar. „Für Jeb Bush wäre es das Beste, wenn die TV-Debatten zeitnah losgehen. Dann kann er beweisen, dass sein Wortschatz größer ist als der von George W. Bush, dass er reflektierter antwortet und nicht aus der Hüfte schießt“, so US-Experte Martin Thunert.

In Berlin kann er am Dienstag vor CDU-Politikern schon einmal üben. Im Herbst sind dann die ersten landesweiten TV-Debatten der Republikaner angesetzt. Bis dahin muss John Ellis Bush mindestens noch damit leben, dass sein Nachname umstritten ist.

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