„Jeb Bush ist in Fragen der Zuwanderung ähnlich liberal wie sein Bruder. Das liegt an seinem familiären Hintergrund – aber auch an seinen Finanziers: Viele Unternehmen sind für eine Legalisierung der illegalen Arbeiter, die sich zu Zehntausenden in den USA aufhalten“, sagt Martin Thunert. Nicht jeder Arbeitgeber beschäftige besonders gerne Schwarzarbeiter. „Die meisten wollen, dass sich ihre Angestellten nicht vor den Behörden verstecken müssen und sie auch morgen wieder zur Arbeit kommen.“
Das bleibt von George W. Bush
George Walker Bush ist der älteste Sohn des ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush Senior.
Er war von 2001 bis 2009 der 43. Präsident der USA und einer der umstrittensten. Sein Handeln wurde stark durch den Terroranschlag vom 11. September 2001 geprägt. Bush rief den „Krieg gegen den Terror“ aus und baute den US-Sicherheitsapparat stark aus.
Traurige Berühmtheit erlangte – unter Bush – das US-Kriegsgefängnis Guantánamo auf Kuba, indem mutmaßliche Terroristen ohne Anklage inhaftiert sind. In die Amtszeit des Texaner fällt auch der Skandal von Abu Ghuraib (US-Soldaten ließen sich mit gedemütigten Gefangenen fotografieren) und das systematische Foltern von Verdächtigen durch die CIA. All dies beschädigte das Ansehen Bushs wie auch Amerikas schwer.
Nach dem Anschlag auf das World Trade Center forderte Bush die Taliban auf, Osama Bin Laden, als Urheber des Anschlags, innerhalb von zwei Wochen auszuliefern. Der UN-Sicherheitsrat sprach den USA ein Recht auf Selbstverteidigung zu und legitimierte damit den Krieg. Es gelang Bush, das Taliban-Regime zu stürzen. Die Ergreifung Bin Ladens gelang ihm jedoch nicht.
Auch Deutschland zog an der Seite Amerikas in den Krieg. Noch heute befinden sich deutsche Soldaten in Afghanistan, wenn auch nicht mehr im Rahmen eines Kampfeinsatzes.
Noch kritischer als der Afghanistan-Einsatz wird der Irakkrieg gesehen. Wie schon sein Vater führte Bush Krieg gegen Saddam Hussein. Die USA warfen ihm vor Massenvernichtungswaffen, zu besitzen und präsentierten dem UN-Sicherheitsrat angebliche Beweise, die sich im Nachhinein als Fälschung entpuppten. Im Unterschied zu damals gab es jedoch kein UN-Mandat, sondern nur die Koalition der Willigen. Zum Irakkrieg gehören auch die Bilder aus Abu Ghuraib, die die Misshandlung von Gefangenen durch US-Soldaten während der Besatzungszeit zeigen. Bis heute wurden keine Massenvernichtungswaffen gefunden. Daher wird der Krieg heute häufig als unnötig und völkerrechtswidrig kritisiert.
Im August 2005 starben über 1800 Menschen durch den Hurrikan Katrina, mehr als eine Millionen Menschen wurden obdachlos. Insbesondere New Orleans wurde schwer getroffen und ist heute nicht mehr das, was es vorher war. Bush wurde mangelnder Katastrophenschutz sowie schlechtes Krisenmanagement vorgeworfen. So blieb er zunächst mehrere Tage im Urlaub, bevor er in die Krisenregion reiste.
Wirtschaftlich setzte Bush stark auf Steuersenkungen, wovon im Wesentlichen aber nur die wohlhabenden Menschen profitierten und sich die Einkommensunterschiede weiter verschärften.
In den letzten Monaten seiner Amtszeit musste er sich mit Finanzkrise auseinandersetzen, die in den USA ihren Ursprung hatte. Damit hierließ er seinem Nachfolger Obama kein leichtes Erbe.
Bush beteiligte sich im letzten Jahr an dem Hype um die Ice Bucket Challenge. Dabei goss ihm seine Frau Laura einen Kübel Wasser über den Kopf. Zuvor sagte er, es sei für einen Präsidenten nicht angemessen sich mit Wasser zu übergießen, daher wolle er lieber einen Scheck ausstellen. Hintergrund der Aktion war eine Spendenkampagne, die auf die Nervenkrankheit ALS aufmerksam machen sollte. Er nominierte Bill Clinton, sich als Nächster der Challenge zu stellen.
Die Folge: Zahlreiche Bosse haben Bush ihre Unterstützung für dessen Einwanderungspolitik – und folglich für dessen Wahlkampf – zugesagt und bereits fleißig gespendet. Kein Kandidat der Republikaner kann derzeit derart aus dem Vollen schöpfen, wie Jeb Bush.
Am Geld wird seine Kandidatur kaum scheitern. Vielleicht aber am parteiinternen Widerstand. Vielen Konservativen ist Jeb Bush in innenpolitischen Fragen zu weit in die Mitte gerückt. Gerade zu Beginn der Vorwahlen im Januar und Februar 2016 – in Iowa, New Hampshire und South Carolina – droht er von rechts überholt zu werden. „Jeb Bush ist in meinen Augen Favorit bei den Republikanern. Aber seine Nominierung ist keinesfalls reine Formsache“, sagt auch Thunert. Scott Walker, Gouverneur von Wisconsin, der sich mit den Gewerkschaften angelegt hat und ein Abwahlverfahren überstanden hat, Marco Rubio, Senator von Florida, oder der Regierungschef von New Jersey, Chris Christie, könnten sich ebenfalls realistische Hoffnungen auf eine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen machen.
„Jeb Bushs Name bleibt ein Unsicherheitsfaktor“, sagt Thunert. Gut sei, dass er allein aufgrund des prominenten Nachnamens landesweit bekannt ist. Andererseits: „Er muss zeigen, dass er eigenständig ist, kein Klon von Vater und Sohn.“ Seine Berater versuchen dies in den USA bereits. Sie verweisen darauf, dass Jeb Bush einen anderen Zugang zur Politik hat. Während sein Vater auf Netzwerke und Freundschaften setzte und sein Bruder George W. Bush auf sein Bauchgefühl vertraute, gilt Jeb Bush als Arbeitstier, der sich durch Dokumente und Papiere wühlt wie ein Bücherwurm. „Er ist einer der wenigen Politiker, der sich Akten und Positionspapiere wirklich durchliest“, sagt einer seiner Berater.
Diese Schilderungen alleine werden freilich nicht ausreichen, um die Zweifel an Bushs Eigenständigkeit zu beseitigen. Die Vorurteile auszuräumen „wird eine spannende Herausforderung für mich“, behauptete Bush selbstbewusst bei einer Rede in Detroit im Februar. „Für Jeb Bush wäre es das Beste, wenn die TV-Debatten zeitnah losgehen. Dann kann er beweisen, dass sein Wortschatz größer ist als der von George W. Bush, dass er reflektierter antwortet und nicht aus der Hüfte schießt“, so US-Experte Martin Thunert.
In Berlin kann er am Dienstag vor CDU-Politikern schon einmal üben. Im Herbst sind dann die ersten landesweiten TV-Debatten der Republikaner angesetzt. Bis dahin muss John Ellis Bush mindestens noch damit leben, dass sein Nachname umstritten ist.
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