Jetzt aber balli, balli Südkorea - der schnellste Markt der Welt

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Das Deutschland Ostasiens

Verkäufer auf sechs Rädern - Rittal-Manager Rotermund in Seoul vor einem Bus zur Präsentation von Schaltschränken. Quelle: Jean Chung für WirtschaftsWoche

Die Startchancen deutscher Firmen sind aus historischen Gründen gut. Die Bundesrepublik hatte in den Sechzigerjahren den Bau der ersten Autobahn zwischen Seoul und Busan ermöglicht. Kanzler Ludwig Erhardt persönlich riet Südkoreas Machthaber Park Jun-hee, beim Wiederaufbau auf Stahl, Autos, Schiffe und Straßen zu setzen und das Heil im Export zu suchen. Heute erzielt Südkorea mit seinen Ausfuhren die Hälfte der Wirtschaftsleistung.

Korea und Deutschland sind wirtschaftlich eng verflochten. Bezogen auf die Einwohnerzahl, ist Südkorea der wichtigste deutsche Exportmarkt unter den Flächenstaaten in Asien. 2011 wuchsen die Ausfuhren um knapp ein Fünftel auf 11,7 Milliarden Euro. Das Freihandelsabkommen mit Europa, das seit Juli 2011 die Zölle schrittweise abschafft, sorgt für Extraschwung. Trotzdem entdecken Teile der deutschen Wirtschaft den Markt mit Verspätung.

Beispiel Audi: Erst nach Gründung einer eigenen Vertriebsgesellschaft vor acht Jahren ging es mit dem Absatz steil aufwärts auf 15 000 verkaufte Fahrzeuge in diesem Jahr, eine Verfünffachung. Die Gründe erzählen viel über den südkoreanischen Markt: „Wir haben für Plakatwände, Prominente und Sponsoring viel Geld investiert, um die Marke neu aufzubauen“, berichtet Audi-Landeschef Trevor Hill.

Andere deutsche Konzerne dagegen sind heute schon fest verwurzelt in Koreas Markt. Der Hamburger Kosmetikriese Beiersdorf zum Beispiel ist Koreas Marktführer für Lippenpflege, Deodorants und Sonnenschutzlotionen und die Nummer zwei bei Cremes. Nivea-Creme und -Lotion wird im Land produziert. „In Südkorea muss man sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren, in unserem Fall die Hautpflege“, sagt Landeschef Stefan Ernst.

Unvorstellbar schnell

Beim Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck gehört Südkorea zu den vier „strategischen“ Auslandsmärkten. Die Hessen liefern die Flüssigkeitskristalle für die weltgrößten TV-Hersteller Samsung und LG. Bosch ist nach 40 Jahren im Land zum wichtigsten ausländischen Zulieferer für die Autoindustrie Koreas aufgestiegen. Vor allem dank Hyundai, Kia und der General-Motors-Tochter Daewoo ist Korea der fünftgrößte Autohersteller der Welt. In diesem Jahr erweitern die Schwaben ihre Fabrik für saubere Dieseltechnologie und bauen ein neues Werk für Antriebs- und Steuerungstechnik.

Die Ansprüche sind ähnlich hoch wie in Japan. „Die Kunden erwarten hohe Qualität, eine schnelle Lieferung und die Erfüllung von Sonderwünschen“, sagt Rittal-Manager Rotermund. Das wichtigste Geschäftsprinzip in Korea heiße „balli, balli“, zu Deutsch: schnell, schnell. Darauf müssten Unternehmen sich einstellen, indem sie sich möglichst nahe am Kunden niederließen.

Die Balli-Balli-Geschäftskultur löst bei deutschen Neuankömmlingen meist den größten Kulturschock aus. „In Korea wird mit großem Selbstbewusstsein ständig Neues ausprobiert“, erinnert sich ein Top-Manager. „Und das in einer Geschwindigkeit, die sich Deutsche nicht vorstellen können.“

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