Jim Yong Kim Der erste Weltbank-Präsident, der tanzen kann

Als Universitäts-Präsident hat der Favorit für das Amt des Weltbank-Präsidenten Humor bewiesen und ist als Sänger und Tänzer aufgetreten. Doch auch fachlich gilt er als versiert, wie ein unterlegener Kandidat bestätigt.

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Auf einer Studentenveranstaltung zeigte Jim Yong Kim 2011 sein künstlerisches Talent. Quelle: YouTube

Es gehört nicht zwingend zu den Eigenschaften, die man als künftiger Chef der Weltbank mitbringen muss. Aber welcher der bisherigen Präsidenten und aktuellen Kandidaten ist schon cool? Jim Yong Kim, am Freitag von US-Präsident Barack Obama als Nachfolger von Robert Zoellick nominiert, leitet nicht nur die Eliteuni Dartmouth und ist ein weltweit anerkannter Mediziner. Er kann auch singen, rappen und tanzen. „The Time Of My Life“ in der Version der Black Eyed Peas hat er drauf, wie ein Youtube-Video einer Dartmouth-Feier zeigt (Video oben, ab 02:05). Bei einer Tanzeinlage zu „Thriller“ ist bei Kims Verrenkungen Michael Jackson zumindest zu erahnen.

Der 52-Jährige hat Fans im Kleinen – „Nachdem ich dieses Video gesehen habe, ist es sehr klar, dass er die beste Wahl ist“, schreibt einer bei Youtube – und im Großen: „Ich denke nicht, dass die Weltbank einen besseren Chef bekommen könnte“, sagte Obama am Freitag in Washington. „Kim hat große internationale Erfahrung.“

Kim, Amerikaner und gebürtiger Südkoreaner, ist ein weltweiter Experte in Sachen Gesundheitswesen, vor allem in Entwicklungsländern. Keine schlechte Voraussetzung für den Chefposten der Weltbank, deren Aufgabe es vor allem ist, solchen Ländern zu helfen. Er leitete ein entsprechendes Institut an der medizinischen Fakultät in Harvard, bei der Weltgesundheitsorganisation WHO war er Direktor für Aids-Bekämpfung. Als solcher beschäftigte er sich vor allem mit der Verbesserung von HIV-Behandlungen und Vorsorgeprogrammen. Kim ist zudem Mitbegründer der humanitären Einrichtung „Partners in Health“, die sich seit 25 Jahren für die medizinische Behandlung von Armen in der Welt einsetzt.

Zur Obama-Regierung hat Kim seit Jahren einen guten Draht. Im Juni vergangenen Jahres nannte er Finanzminister Timothy Geithner „einen der großen Söhne von Dartmouth“, als dieser als Gastdozent auftrat. Bei einem Dinner zu Ehren des südkoreanischen Präsidenten im Weißen Haus im Oktober saß Kim neben Außenministerin Hillary Clinton, berichtet die „New York Times“.


„Der erste qualifizierte Weltbank-Präsident“

Clinton wurde immer wieder als Kandidatin für den Chefposten der Weltbank genannt, ebenso wie Senator John Kerry oder Obamas ehemaliger Wirtschaftsberater Larry Summers. Doch der US-Präsident entschied sich überraschend gegen einen Kandidaten aus der Welt der Politik. „Der Leiter der Weltbank sollte ein umfassendes Verständnis über die Rolle der Entwicklungshilfe in der Welt haben“, sagte Obama am Freitag. Kim sei mit seinen „einzigartigen Fähigkeiten und jahrelanger Erfahrung“ besser qualifiziert als jeder andere für die Präsidentenposten.

Es gilt als sicher, dass Kim den Chefsessel übernehmen wird: Seit Gründung der Weltbank nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmen die USA deren Präsidenten. Die Europäer haben gewohnsheitsmäßig Anspruch auf die Führung der Schwesterorganisation Internationaler Währungsfonds (IWF). Deutschland bewertete die Benennung mehrerer Bewerber für die künftige Führung der Weltbank positiv. „Insbesondere begrüße ich, dass neben dem amerikanischen Kandidaten Jim Yong Kim auch die Schwellenländer selbstbewusst Anwärter ins Rennen schicken und so ihrer wachsenden Bedeutung Nachdruck verleihen“, sagte Entwicklungsminister Dirk Niebel.

Fachleute lobten Kims Nominierung: „Das ist ein großer Schritt nach vorne“, sagte der Co-Direktor des US-Instituts „Center for Economic and Policy Research“, Mark Weisbrot. Kim sei „der erste qualifizierte Weltbank-Präsident in 68 Jahren“.

Die Kandidatur des als Popstar-Ökonomen bekannten Entwicklungsexperten Jeffrey D. Sachs von der Columbia Universität in New York ist damit gescheitert. Er beendete seine Bewerbung. Sachs, der unter anderem mit U2-Sänger Bono gemeinsame Projekte angestoßen hat, gratulierte per Kurznachrichtendienst Twitter dem Kollegen. „Jim Kim ist ein Spitzenkandidat für die Weltbank“, so Sachs. „Ich danke allen, die mich unterstützen haben und weiß, dass sie mit der heutigen Nachricht sehr zufrieden sein werden.“

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