




Jordanien hat zu einem entschlossenen Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat aufgerufen. „Dieses Böse kann und sollte besiegt werden“, erklärte Regierungssprecher Mohammed al-Momani in der Hauptstadt Amman, nachdem am Mittwoch zwei irakische Terroristen hingerichtet worden waren. Die Doppelexekution war eine Reaktion auf ein vom IS veröffentlichtes Video, das mutmaßlich zeigt, wie der im Dezember gefangen genommene jordanische Kampfpilot Muas al-Kasasba bei lebendigem Leib in einem Käfig verbrennt.
Wellen der Abscheu über die Tötung schwappten durch den Nahen Osten, einer Region, die seit Jahrzehnten mit Gewalt leben muss. In Moscheen, Cafés und auf den Straßen verurteilten Muslime die Brutalität der Terrormiliz und distanzierten sich entschieden von der gewalttätigen Auslegung des Islam durch den IS. Selbst ein prominenter Prediger mit Verbindungen zu Dschihadisten sagte, die IS-Kämpfer hatten sich getäuscht, wenn sie glaubten, dass die jüngsten Bilder vom qualvollen Tod des Piloten Unterstützung gegen die US-geführten Luftangriffe hervorrufen würden. Das internationale Bündnis fliegt seit Monaten im Irak und in Syrien Angriffe auf den IS. „Nachdem Millionen Muslime jeden Piloten (der Koalition) verflucht haben, haben sie (die IS-Kämpfer) mit dieser Tat den Verbrannten zu einem Symbol gemacht“, schrieb der saudische Scheich Abdullah al-Muhaisni auf Twitter.
Die einflussreichsten Rebellengruppen in Syrien
Sie ist ein Zusammenschluss aus sechs großen islamistischen Gruppen. Die Islamische Front ist vermutlich die größte Rebellenallianz in Syrien und verfügt über 40.000 bis 50.000 Kämpfer. Ihre Mitglieder sind sunnitische Extremisten, die einen islamischen Staat in Syrien errichten wollen. Die Haltung der Islamischen Front gegenüber den Extremisten von IS ist ambivalent. Teile der Gruppe unterstützen aber den Kampf gegen sie.
In der einflussreichen Rebellengruppe sind sowohl syrische als auch ausländische Extremisten aktiv. Sie ist von Al-Kaida offiziell als Ableger in Syrien anerkannt. Die Nusra-Front hat als erste Gruppierung in Syrien Selbstmord- und Autobombenanschläge in Stadtgebieten verübt. Sie kämpft für einen islamischen Staat, hat zwischen 7000 und 8000 Anhänger und arbeitete bislang eng mit der Islamischen Front zusammen.
Die Gruppe wurde von abtrünnigen Mitgliedern der Nusra-Front gebildet und vereinigte sich mit dem Al-Kaida-Ableger im Irak. Früher nannte sie sich Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil). Angeführt wird IS von Abu Bakr al-Baghdadi, der die Forderung der Al-Kaida ignorierte, den Schwerpunkt der Aktivitäten auf den Irak zu legen. Anfang des Jahres kappte Al-Kaida die Verbindungen zur IS, die als die militanteste Extremistengruppen in Syrien gilt.
Zunächst hatte die Gruppierung unter anderem wegen ihrer strikten Haltung gegen Plünderungen einen Großteil der syrischen Bevölkerung auf ihrer Seite. Dies änderte sich, als sie begann, Kritiker zu entführen und zu töten.
Derzeit kämpft IS an mehreren Fronten - gegen rivalisierende Rebellen in Syrien und gegen die Kurden im Nordirak. Die Gruppe soll über 6000 bis 7000 Kämpfer verfügen. Im Irak wird sie durch Zehntausende Kämpfer sunnitischer Stämme unterstützt, die von der Zentralregierung in Bagdad enttäuscht sind.
Die Allianz aus weitgehend nicht ideologisch geprägten Rebellen-Einheiten formierte sich im Dezember. Das Rückgrat der Gruppe bildet die Syrische Märtyrer-Brigade, eine einst einflussreiche Gruppe aus der nördlichen Provinz Idlib unter Führung von Dschamal Maruf. Ihm war von rivalisierenden Rebellengruppen vorgeworfen worden, für den Aufstand bestimmtes Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Anhänger der revolutionären Front sind weitgehend moderate Islamisten. Finanziell unterstützt wird die Gruppe vermutlich von Golfstaaten wie Saudi-Arabien.
Sie bildete sich zu Jahresbeginn aus acht syrischen Gruppen und startete eine Offensive gegen die Extremisten von IS. Die Allianz ist moderat islamistisch und hat nach eigenen Angaben rund 5000 Mitglieder.
Es handelt sich um eine moderate, nicht ideologische Gruppe. Sie wird von westlichen Ländern wie den USA unterstützt. Auch die Türkei und die arabischen Golfstaaten stehen auf ihrer Seite. Sie hat niemals den Eindruck ausräumen können, dass ihre Führung aus dem Ausland kommt.
Der IS, der weite Teile des Irak und Syrien kontrolliert, hat Gefangene bereits in der Vergangenheit getötet und anschließend Videos von Enthauptungen ins Internet gestellt. Die Verbrennung Al-Kasasbas zeigt nun die Verwundbarkeit Jordaniens, das einer der Hauptalliierten im Kampf gegen die Terrormiliz ist. Lange Zeit galt Jordanien inmitten der Turbulenzen in der Region als relativ stabil, doch in den vergangenen Jahren sind Tausende Kriegsflüchtlinge ins Land gekommen. Gleichzeitig flaute die inländische Wirtschaft ab. Jordanien kämpft mit sozialen Problemen wie einer hohen Arbeitslosigkeit junger Männer. Diese stellen ein potenzielles Ziel für die Rekrutierung durch den IS dar. Experten schätzen, dass dschihadistische Gruppierungen Tausende Unterstützer in den Königreich haben.
Die USA und Israel sind im besonderen Maße besorgt über jede Form von Unruhen in Jordanien. In den Vereinigten Staaten sprachen sich Republikaner und Demokraten dafür aus, Jordanien im Kampf gegen den IS mehr Militärhilfe zukommen zu lassen. Die jordanische Situation und die Einmütigkeit, mit der die US-geführte Allianz gegen den IS agiere, mache es erforderlich, dass das Land schnell die benötigte Hilfe bekomme, schrieben alle 26 Mitglieder des zuständigen Senatsausschusses in einem Brief an Außenminister John Kerry und Verteidigungsminister Chuck Hagel.
Im Gespräch seien unter anderem Flugzeugteile, Nachtsichtgeräte und Waffen, hieß es. Bislang wird Jordanien mit einer Milliarde Dollar jährlich unterstützt. Nach der Gefangennahme von Al-Kasasba hatten die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Flüge für das Bündnis eingestellt, wie zwei US-Regierungsvertreter am Mittwoch bestätigten. Demnach fürchten die Emirate um die Sicherheit ihrer eigenen Piloten. Trotz der bereits im Dezember eingestellten Flüge hatte das US-Militär die Vereinigten Arabischen Emirate in seinen Presseerklärungen aber weiter unter jenen Staaten aufgelistet, die Luftangriffe in Syrien fliegen. Dazu gehören neben den USA jetzt noch Saudi-Arabien, Bahrain und Jordanien.