Kämpfe in Hafenstadt Aden Jemenitische Regierung spricht von Putschversuch

Hinter dem Angriff von Separatisten sieht der jemenitische Ministerpräsident Bin Daghar die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Regierung in Aden spricht von einem Putsch. Ein politischer Kommentator widerspricht.

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Einwohner in umkämpften Vierteln Adens begaben sich auf die Flucht, der internationale Flughafen wurde geschlossen. Quelle: Reuters

Aden Kämpfe in der südlichen jemenitischen Hafenstadt Aden haben am Sonntag die Turbulenzen in dem Bürgerkriegsland verstärkt. Die international anerkannte Regierung, die ihren Sitz in Aden hat, sprach von einem versuchten Putsch und warf den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, die Sezessionisten um den früheren Gouverneur Aidarus al-Subaidi zu unterstützen. Die Emirate sind Teil der saudi-arabisch geführten Koalition gegen die Huthi-Rebellen.

Mindestens acht Menschen wurden nach Angaben eines Rettungsdienstes getötet. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, in ihr Krankenhaus seien vier Tote und mehr als 80 Verletzte eingeliefert worden. Einwohner in umkämpften Vierteln Adens begaben sich auf die Flucht, der internationale Flughafen wurde geschlossen und dort geparkte Flugzeuge in Sicherheit gebracht.

Wie die Nachrichtenagentur AP aus Regierungskreisen erfuhr, sagte Ministerpräsident Ahmed Obaid Bin Daghar bei einem Treffen im Präsidentenpalast von Aden, der Angriff der Sezessionisten sei ein Putsch, hinter dem die Emirate steckten. Ein einflussreicher politischer Kommentator in den Emiraten, Abed Chalek Abdullah, wies das zurück. Die Emirate seien dabei, die Stabilität im Jemen wiederherzustellen, sagte er.

Die Kämpfe in Aden werfen ein Schlaglicht auf ein tiefes Zerwürfnis zwischen der Regierung des exilierten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi und dem saudi-arabisch geführten Militärbündnis. Dieses unterstützt Hadis international anerkannte Regierung seit 2015 im Kampf gegen die schiitischen Huthi-Rebellen, die den größten Teil Nordjemens und die Hauptstadt Sanaa kontrollieren.

Die Emirate unterstützen zugleich den sogenannten Südlichen Übergangsrat, der unter Führung des Adener Exgouverneurs Al-Subaidi eine Abspaltung des Südjemens erreichen will. Das wäre eine Rückkehr zum Status vor der Vereinigung von Nord- und Südjemen 1990. Al-Subaidi hat aber nicht die Unterstützung aller Sezessionisten - auch, weil im Südjemen bis 1986 Bürgerkrieg herrschte.

Bin Daghar schien darauf in einer Twitter-Mitteilung anzuspielen: „Wir werden nicht eine Wiederholung der schmerzlichen Vergangenheit in Aden erlauben und wir werden keine Unruhen zulassen“, schrieb er. An die Koalition gerichtet fügte er später hinzu: „Die Verbündeten sollten nicht die Liquidierung der Legitimität akzeptieren, die den Kampf gegen die Huthis getragen hat.“

Die saudi-arabische Koalition rief alle Beteiligten auf, sich zurückzuhalten. Die Proteste in Aden seien eine Aufforderung, Fehler in der Regierungsarbeit abzustellen.

Der Südliche Übergangsrat erklärte, er sei für einen „friedlichen Diskurs“ und fordere den Rücktritt der Regierung sowie eine Verbesserung der Lebensbedingungen im Süden. „Unser Vorgehen heute ist friedlich und wir betonen, dass wir militärische Spannungen vermeiden“ hieß es.

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