Kampagne Die EU mischt im Alltag der Deutschen fast überall mit

Vor der Europawahl Ende Mai informiert eine Kampagne darüber, wie die EU das Leben der Europäer prägt. Das geschieht schon an vielen Stellen.

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EU mischt im Alltag der Deutschen fast überall mit Quelle: dpa

Brüssel Das Halberstädter Würstchen hat es, der Allgäuer Emmentaler und der Dresdner Stollen. Sie alle tragen ein EU-Siegel, das regionale Spezialitäten schützen und billige Nachmacherei verhindern soll. „Geschützte geografische Angabe“ klingt zwar bürokratisch – wie vieles in der Europäischen Union, die gerne mit sperrigen Abkürzungen und Fantasienamen hantiert. Doch ihre Erfinder in Brüssel sind stolz darauf.

Diese Errungenschaft nimmt jedenfalls einen prominenten Platz ein in der Kampagne „Was tut die EU für mich?“, die das Europaparlament mit Blick auf die Europawahl im Mai gestartet hat. Die Macher wissen um das schlechte Image von „Brüssel“ bei vielen der gut 500 Millionen Europäer.

Drei Viertel der Deutschen geben zwar in Umfragen an, dass die Bundesrepublik von der EU profitiere. Aber viele wissen nicht genau wie. Oder sie schimpfen darüber. Der CSU-Europapolitiker Manfred Weber erzählte neulich über die Leute in seiner Heimat Wildenberg: „Sie lieben Europa, kein Zweifel, aber die Europäische Union?“

Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte deshalb in ihrer Videobotschaft im Dezember: „Redet mehr über Europa!“ Das hätten ihr viele Menschen in Bürgerdialogen mit auf den Weg gegeben.

Genau das versucht die Informationskampagne – mit geradezu eurokratischer Gründlichkeit, in 24 Amtssprachen. Auf der deutschen Internetseite lassen sich nicht nur EU-Hilfen für einzelne Bundesländer nachvollziehen – Brandenburg etwa kriegt binnen sieben Jahren 846 Millionen Euro aus dem Regionalfonds Efre und weitere 362 Millionen aus dem Sozialfonds ESF.

An Bayern fließen unter anderem rund 1,5 Milliarden Euro aus dem Agrarfonds Eler.

In Hunderten Einzeleinträgen kann zudem jeder haarklein erfahren, wie die EU den Alltag prägt. Gemeinsame Sicherheits-, Qualitäts-, Umwelt- und Sozialstandards sollen der Wirtschaft gleiche Wettbewerbsbedingungen im Binnenmarkt sichern und alle EU-Bürger vor Risiken schützen. Vieles wirkt aber auch einfach kurios.

Surfer zum Beispiel profitieren nach Darstellung der EU nicht nur von Umwelt- und Abwasservorschriften. Es gibt tatsächlich ein von der EU gefördertes Projekt namens „SURFINGEUROPE“. Teilnehmer könnten die gesamte Surfstrecke von Bundoran in Irland bis Viana do Castelo in Portugal erkunden, heißt es auf der Webseite.

Für die 220.000 europäischen Kranführer soll es bald einen allseits anerkannten europäischen Kranführerschein und ein Kranführer-Register geben – damit sie leichter im EU-Ausland Arbeit finden können. Für „Schüler, die Schach spielen“ hält die EU Fördermittel aus dem Unterprogramm „Gemeinnützige Sportveranstaltungen“ des Programms Erasmus+ bereit.

Und für „Bananenfans“ gibt es das spezielle Logo für Ware aus der EU. Der ideale Krümmungsgrad der Banane werde aber, der Legende zum Trotz, nicht bestimmt, versichern die Kampagnenmacher.

Ob das alles echte Skeptiker von der EU überzeugt, ist offen. Nicht nur der italienische Rechtspopulist Matteo Salvini oder der EU-Kritiker Viktor Orban beklagen ja vor allem lautstark, dass „Brüssel“ sich zu viel einmische. „Ich glaube, Europa sollte einige wenige Dinge sehr gut machen“, sagte Salvini.

Alles andere möge man doch bitte den Nationalstaaten überlassen. Die allerdings sitzen natürlich bei allen Entscheidungen in Brüssel mit am Tisch. Und ohne sie gäbe es weder das Bananen-Label noch den Kranführerschein.

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