Kampf gegen den IS Wer tötete Islamisten-Sprecher Al-Adnani?

Einer der bekanntesten Anführer des IS ist ums Leben gekommen. Doch wer hat ihn getötet? Moskaus Luftwaffe will dafür verantwortlich sein. Aber auch die von den USA geführte Koalition sagt, sie hätte ihn angegriffen.

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Al-Adnanis Tod bedeutet Experten zufolge eine deutliche Schwächung für den IS. Quelle: AP

Istanbul/Moskau Russland hat den tödlichen Angriff auf den Propagandachef der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Mohammed al-Adnani, für sich beansprucht. Der Enddreißiger war als IS-Sprecher die Stimme der Terrororganisation. Er rief in Audiobotschaften Anhänger und Sympathisanten im Westen zu Angriffen mit Messern und Autos auf.

Außerdem plante Al-Adnani auch Anschläge in Europa. Der IS-Sprecher habe zu einer Gruppe von bis zu 40 Mitgliedern gehört, die bei russischen Luftangriffen in der Provinz Aleppo getötet worden seien, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit.

Dass Al-Adnani unter den Toten sei, gehe aus Informationen der Geheimdienste hervor, erklärte das Ministerium der Agentur Interfax zufolge. Zuvor hatten die USA mitgeteilt, Kräfte der US-geführten internationalen Koalition hätten am Dienstag einen „Präzisionsschlag“ gegen Al-Adnani ausgeführt. Sein Tod wurde aber von Washington zunächst nicht bestätigt.

Al-Adnani gehörte zum IS-Führungszirkel. Die Denkfabrik The Soufan Group bezeichnete ihn als zweithöchstes Mitglied. Al-Adnani war es auch, der im Sommer 2014 das „Kalifat“ des IS ausrief und den dessen Anführer Abu Bakr al-Bagdadi zum „Kalifen“ erklärte.

Al-Adnanis Tod bedeutet Experten zufolge eine deutliche Schwächung für den IS. Er habe an der Spitze einer kleinen Einheit gestanden, die Terroroperationen in der ganzen Welt geplant habe, unter anderem in Paris und Brüssel, sagte der Terror-Experte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg. „Es ist eine wichtige Nachricht für Europa, dass der Chef dieser Einheit getötet wurde.“


Zahlreiche Führungsmitglieder ums Leben gekommen

Steinberg erklärte weiter, der Verlust einer einzelnen Person sei zwar für den IS nicht entscheidend, seit 2014 seien jedoch zahlreiche Führungsmitglieder ums Leben gekommen. „Fast alle, die Rang und Namen hatten, wurden getötet“, sagte er. „Die Nachrücker haben nicht mehr das Format. Es herrscht offensichtlich ein Personalmangel.“

Die IS-Terrormiliz hatte am Dienstagabend im Internet erklärt, ihr Sprecher Al-Adnani sei in der nordsyrischen Provinz Aleppo als „Märtyrer“ ums Leben gekommen, als er Militäroperationen inspiziert habe. Weitere Einzelheiten zu den Umständen seines Todes nannten die Extremisten nicht.

Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge hatte ein Jagdbomber vom Typ Su-34 IS-Stellungen angegriffen. „Der Schlag gegen Al-Adnani ist ein großer Erfolg des russischen Militäreinsatzes“, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses in Moskau, Wladimir Komojedow.

Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (etwa 4,5 Millionen Euro) auf den IS-Sprecher ausgesetzt. Er soll Ende der 1970er Jahre in Syrien geboren worden sein. Bereits nach dem Sturz des irakischen Langzeitherrschers Saddam Hussein im Jahr 2003 hatte er gegen die US-Soldaten im Land gekämpft.

Die sunnitischen Extremisten haben in den vergangenen Monaten mehrere hohe Anführer verloren. US-Verteidigungsminister Ashton Carter erklärte Ende März, der IS-Vize und Finanzchef Abdul Rahman Mustafa al-Kaduli sei bei einer Militäroperation getötet worden. Der unter seinem Kampfnamen „Omar der Tschetschene“ bekannte Tarkan Batiraschwili wurde rund 120 Kilometer südlich der nordirakischen Stadt Mossul getötet, wie das IS-Sprachrohr Amak im Juli mitteilte.

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