
Syrische Truppen haben Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat in der antiken Oasenstadt Palmyra offenbar zurückgeschlagen. Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal Barasi, sagte der Nachrichtenagentur AP am Sonntag, Regierungssoldaten hätten die Situation nach dem Eindringen der IS-Kämpfer vom Vortag wieder vollständig im Griff. Aktivisten der syrischen Opposition bestätigten, der IS habe sich aus einem Regierungsgebäude im Norden der Stadt zurückgezogen.
Barasi sagte, die Soldaten hätten zwei Anhöhen zurückerobert. Die Stadt und die Straße nach Homs seien sicher. Zudem seien Verstärkungen geschickt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe dem IS schwere Verluste in den von ihm besetzen Dörfern Suchne und Arak nordöstlich von Palmyra zugefügt.





Der IS hatte seine Offensive auf Palmyra am Donnerstag begonnen und war am Samstag in die Stadt eingedrungen. Die im Südwesten gelegenen Ruinen, die zum Weltkulturerbe der Unesco gehören und aus der Römerzeit stammen, erreichte die Terrormiliz aber nicht.
Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London erklärte, während der Kämpfe um Palmyra und Suchne seien in den vergangenen fünf Tagen mindestens 295 Menschen getötet worden. Unter ihnen seien mindestens 123 Soldaten und mit der Armee verbündete Milizionäre, 115 IS-Kämpfer sowie 57 Zivilisten. Diese Angaben konnten zunächst nicht überprüft werden.
Die einflussreichsten Rebellengruppen in Syrien
Sie ist ein Zusammenschluss aus sechs großen islamistischen Gruppen. Die Islamische Front ist vermutlich die größte Rebellenallianz in Syrien und verfügt über 40.000 bis 50.000 Kämpfer. Ihre Mitglieder sind sunnitische Extremisten, die einen islamischen Staat in Syrien errichten wollen. Die Haltung der Islamischen Front gegenüber den Extremisten von IS ist ambivalent. Teile der Gruppe unterstützen aber den Kampf gegen sie.
In der einflussreichen Rebellengruppe sind sowohl syrische als auch ausländische Extremisten aktiv. Sie ist von Al-Kaida offiziell als Ableger in Syrien anerkannt. Die Nusra-Front hat als erste Gruppierung in Syrien Selbstmord- und Autobombenanschläge in Stadtgebieten verübt. Sie kämpft für einen islamischen Staat, hat zwischen 7000 und 8000 Anhänger und arbeitete bislang eng mit der Islamischen Front zusammen.
Die Gruppe wurde von abtrünnigen Mitgliedern der Nusra-Front gebildet und vereinigte sich mit dem Al-Kaida-Ableger im Irak. Früher nannte sie sich Islamischer Staat im Irak und der Levante (Isil). Angeführt wird IS von Abu Bakr al-Baghdadi, der die Forderung der Al-Kaida ignorierte, den Schwerpunkt der Aktivitäten auf den Irak zu legen. Anfang des Jahres kappte Al-Kaida die Verbindungen zur IS, die als die militanteste Extremistengruppen in Syrien gilt.
Zunächst hatte die Gruppierung unter anderem wegen ihrer strikten Haltung gegen Plünderungen einen Großteil der syrischen Bevölkerung auf ihrer Seite. Dies änderte sich, als sie begann, Kritiker zu entführen und zu töten.
Derzeit kämpft IS an mehreren Fronten - gegen rivalisierende Rebellen in Syrien und gegen die Kurden im Nordirak. Die Gruppe soll über 6000 bis 7000 Kämpfer verfügen. Im Irak wird sie durch Zehntausende Kämpfer sunnitischer Stämme unterstützt, die von der Zentralregierung in Bagdad enttäuscht sind.
Die Allianz aus weitgehend nicht ideologisch geprägten Rebellen-Einheiten formierte sich im Dezember. Das Rückgrat der Gruppe bildet die Syrische Märtyrer-Brigade, eine einst einflussreiche Gruppe aus der nördlichen Provinz Idlib unter Führung von Dschamal Maruf. Ihm war von rivalisierenden Rebellengruppen vorgeworfen worden, für den Aufstand bestimmtes Geld in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Die Anhänger der revolutionären Front sind weitgehend moderate Islamisten. Finanziell unterstützt wird die Gruppe vermutlich von Golfstaaten wie Saudi-Arabien.
Sie bildete sich zu Jahresbeginn aus acht syrischen Gruppen und startete eine Offensive gegen die Extremisten von IS. Die Allianz ist moderat islamistisch und hat nach eigenen Angaben rund 5000 Mitglieder.
Es handelt sich um eine moderate, nicht ideologische Gruppe. Sie wird von westlichen Ländern wie den USA unterstützt. Auch die Türkei und die arabischen Golfstaaten stehen auf ihrer Seite. Sie hat niemals den Eindruck ausräumen können, dass ihre Führung aus dem Ausland kommt.
Beobachter befürchteten, dass die Extremisten nach der Zerstörung historischer Stätten im Irak auch Palmyra verwüsten würden. Vor Beginn des Bürgerkriegs in Syrien waren Tausende Touristen in die Stadt gereist, um die Säulengänge aus der Zeit der Römer zu bewundern. Die Eroberung der Stadt durch den IS wäre wegen der Straße nach Homs und weiter nach Damaskus zudem von strategischer Bedeutung.
Im syrischen Bürgerkrieg bekämpfen sich nicht nur Regierung und Aufständische, sondern auch gemäßigte und radikale Oppositionsgruppen untereinander. Die Kämpfe toben seit mehr als vier Jahren. In der Zeit kamen nach UN-Angaben mindestens 220 000 Menschen ums Leben, etwa elf Millionen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Rund vier Millionen von ihnen flohen ins Ausland, die meisten in die Nachbarstaaten, Libanon, Jordanien, Irak, Ägypten und die Türkei.