Kampf um Aleppo Weg für Evakuierung offen, Bevölkerung ist skeptisch

Seit Monaten toben die Kämpfe um Aleppo, die Situation der Bevölkerung ist katastrophal. Nun hat die syrische Regierung den Weg für die Evakuierung der Stadt freigemacht. Doch die Bewohner trauen dem Regime nicht.

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A general view taken with a drone shows a mosque where forces loyal to Syria's President Bashar al-Assad are stationed in Aleppo's government-controlled area of al-Masharqa, Syria October 20, 2016. REUTERS/Abdalrhman Ismail TPX IMAGES OF THE DAY Quelle: Reuters

Beirut/Genf Die syrische Regierung hat den Weg für die Evakuierung der Rebellengebiete von Aleppo freigemacht. Der Fernsehsender Al-Majadin zeigte am Freitag Live-Aufnahmen von der nach Aleppo führenden Castello-Straße, die von Bulldozern freigeräumt wird. Am Straßenrand waren Busse und Rettungswagen zu sehen, die Bewohner der Stadt wegbringen sollten.

Russland und Syrien hatten ihre Luftangriffe auf die Rebellenviertel im Osten Aleppos eingestellt, um Bewohnern und Kämpfern über mehrere Korridore die Flucht aus der Stadt zu ermöglichen. Allerdings erklärten viele Bewohner, sie wollten Aleppo nicht verlassen, weil es keine Garantien gebe, dass sie nicht von den Regierungstruppen verhaftet würden. Die dort kämpfenden Aufständischen wiesen das Angebot für freies Geleit aus der Stadt zurück.

UN-Menschenrechtskommissar Seid Ra'ad al Hussein hat das Bombardement und die Belagerung der syrischen Stadt Aleppo als Kriegsverbrechen gebrandmarkt. Es handele sich „um Verbrechen historischen Ausmaßes“, sagte al Hussein am Freitag in einer per Video zum UN-Menschenrechtsrat in Genf übertragenen Rede. „Das kollektive Versagen der internationalen Gemeinschaft dabei, Zivilisten zu schützen und dieses Blutvergießen zu stoppen, sollte jeden Einzelnen von uns bis in die Träume verfolgen.“ Seid forderte die Weltmächte erneut auf, ihre Differenzen zu überwinden und den Aleppo-Einsatz vom Internationalen Strafgerichtshof ahnden zu lassen.

Um die ehemalige Handelsmetropole im Norden Syriens wird seit Monaten besonders heftig gekämpft, die Situation der Bevölkerung ist katastrophal. Neben der Regierung in Damaskus wird auch Präsident Baschar al-Assads Verbündeter Russland für Luftangriffe dort verantwortlich gemacht. Kurz vor der Äußerung des UN-Kommissars hatten 28 EU-Staaten der Moskauer Regierung mit Sanktionen gedroht, sollte die Bombardierung im bisherigen Umfang anhalten. Zuletzt stellten die syrischen Truppen und ihre Verbündeten die Kämpfe für eine einseitig ausgerufene Feuerpause vorübergehend ein. Den UN zufolge hatte Russland am Donnerstag für fünf Tage eine jeweils elfstündige Kampfpause angekündigt

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