
Die Türkei hat sich nach den jüngsten Anschlägen des Islamischen Staats den Luftangriffen des US-geführten Militärbündnisses gegen die Terrormiliz angeschlossen. Türkische Kampfflugzeuge bombardierten am Freitag nach Regierungsangaben IS-Stützpunkte an der syrischen Grenze und töteten dabei nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Dogan 35 Extremisten an einem Sammelpunkt. In Istanbul und zwölf Provinzen fanden Anti-Terror-Razzien statt, bei denen laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu mehr als 250 Verdächtige festgenommen wurden, darunter 36 Ausländer.
Das ist eine Kehrtwende in der bisherigen Syrien-Politik der Türkei, die eine aktive Rolle im Kampf gegen die militante Sunnitenorganisation en IS stets vermieden hatte. Drei Kampfflugzeuge vom Typ F-16 seien am Freitag vor Sonnenaufgang vom Stützpunkt Diyarbakir aufgestiegen und hätten Ziele im Norden des Nachbarlandes beschossen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Freitag in einer Erklärung mit. „Die türkische Republik ist entschlossen, alle nötigen Maßnahmen zur nationalen Sicherheit zu ergreifen“, hieß es in der Mitteilung. Die Entscheidung für die Luftschläge sei auf einer Sicherheitskonferenz am Donnerstag getroffen worden.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan stimmt sein Volk auf einen längeren Kampf gegen die radikalislamische IS-Miliz ein. Die Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten im Norden Syriens nahe der türkischen Grenze seien ein "erster Schritt" gewesen, sagte der Staatschef am Freitag vor Journalisten in Istanbul. Weitere würden folgen. Das gelte auch für kurdische oder linke Extremisten. Alle militanten Gruppen müssten ihre Waffen niederlegen oder mit Konsequenzen rechnen.
Vorangegangen waren am Donnerstag Gefechte im türkisch-syrischen Grenzgebiet zwischen türkischer Armee und IS-Kämpfern. Dabei waren ein türkischer Soldat und mindestens ein Extremist getötet worden. Zu Wochenbeginn hatte ein verheerender Bombenanschlag mit 32 Toten die Türkei erschüttert. Die Regierung in Ankara sprach von Hinweisen auf einen IS-Selbstmordattentäter. Medienberichten zufolge handelte es sich dabei um einen 20-jährigen Mann türkischer Staatsbürgerschaft.
US-Luftwaffe darf Stützpunkt in der Türkei nutzen
In Zuge der Ermittlungen nach dem Terroranschlag von Suruc hat die türkische Anti-Terror-Polizei Medienberichten zufolge in Istanbul mehr als 100 mutmaßliche Verstecke von Mitgliedern der radikal-islamischen IS-Miliz und kurdischer Extremisten durchsucht. An den Razzien in 26 Stadtbezirken seien in der Nacht zum Freitag 5000 Polizisten beteiligt gewesen, hieß es in den Meldungen. Auch Hubschrauber waren demnach im Einsatz.
Aus US-Regierungskreisen verlautete zuvor, der Nato-Partner dürfe künftig den strategisch wichtigen Stützpunkt Incirlik für Luftangriffe nutzen. Inzwischen bestätigte Erdogan die Information.
Die Türkei gehört zwar dem US-geführten Bündnis gegen den IS an, hat aber die Nutzung Incirliks für Luftangriffe gegen die Dschihadisten bislang verweigert. Die Regierung in Ankara hatte gefordert, den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zum Teil der Strategie des Bündnisses im Nachbarland zu machen.
Diese IS-Führer sucht die USA
Sieben Millionen Dollar Kopfgeld setzen die USA auf al-Qaduli aus. Er sei ein Stellvertreter von Abu Musab az-Zarqawi gewesen, dem Kopf des IS-Vorgängers „Al-Qaida im Irak“.
Der Syrer, der gebürtig Taha Sobhi Falaha heißt, ist den USA eine Belohnung von fünf Millionen Dollar wert. Er soll einer der IS-Sprecher sein und habe wiederholt zu Angriffen auf die USA und den Westen aufgerufen.
Für Informationen über den Georgier Tarkhan Batirashvili zahlen die USA ebenfalls fünf Millionen Dollar. Er soll der Leiter eines Gefängnisses nahe Raka sein, in dem mehrere westliche Geiseln inhaftiert seien.
Drei Millionen Dollar zahlen die USA für den Tunesier al-Harzi. Er gilt als eines der frühen Mitglieder des IS und Anführer einer Armee von Selbstmordattentätern.
Die Basis liegt in der Nähe der südosttürkischen Stadt Adana, etwa gut 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Von Incirlik aus könnten die USA nicht nur mit Flugzeugen, sondern auch mit Kampfhubschraubern im Norden Syriens eingreifen.
Laut „New York Times“ gilt die neue Nutzungsvereinbarung auch für die osttürkische Kurdenmetropole Diyarbakir. Die Pentagon-Quelle bestätigte nicht, dass die Übereinkunft auch eine zweite Basis betreffe.
Der IS beherrscht große Teile der Nachbarländer Irak und Syrien. Ankara hatte die Terrormiliz als Nachbar lange geduldet. Sowohl im In- als auch im Ausland wurde Ankara eine zu passive Haltung vorgeworfen.