Kanada Trudeau billigt umstrittene Pipeline

Pipeline-Projekte sorgen in Kanada immer wieder für Zündstoff: Die Ölindustrie will neue Märkte erschließen, Aktivisten fürchten Schäden für die Umwelt. Nun hat Premier Trudeau gleich über zwei Projekte entschieden.

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Kanadas Premierminister Justin Trudeau Quelle: AP

Toronto Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat ein umstrittenes Pipeline-Projekt gebilligt. Die Leitung Trans Mountain von Betreiber Kinder Morgan werde die Kapazitäten für die Ausfuhr von kanadischen Energieressourcen an internationale Märkte jenseits der USA verdreifachen, sagte Trudeau am Dienstag in Ottawa. Zudem erfülle die Pipeline die „striktesten Umweltstandards.“

Die Trans-Mountain-Pipeline von den Ölsänden der Provinz Alberta zur Westküste der Nachbarprovinz British Columbia soll um eine weitere Leitung ergänzt werden. Auf diese Weise soll die Kapazität von derzeit 300 000 Barrel Öl pro Tag auf 890 000 erhöht werden.

Vehementer Widerstand von Naturschützern

Gegen das Projekt regt sich in British Columbia, dem Geburtsort der Greenpeace-Bewegung, jedoch vehementer Widerstand von Naturschützern und Vertretern von Ureinwohnern. Der Bürgermeister von Vancouver, Gregor Robertson, zeigte sich enttäuscht von Trudeaus Entscheidung. Sie bedeute, dass künftig sieben Mal mehr Öltanker in den Gewässern vor seiner Stadt auftauchen würden.

In der Entscheidungsfindung zu einem anderen Pipeline-Projekt ging Trudeau indes auf Bedenken ein - und verweigerte dem Vorhaben seinen Segen. Die Enbridge Northern Gateway Pipeline hätte täglich 525 000 Barrel Öl von Bruderheim in Alberta nach Kitimat in British Columbia pumpen sollen. Das Öl sollte nach Asien geliefert werden, vornehmlich an das energiehungrige China.

Die Pipeline hätte jedoch durch den an der Nordküste von British Columbia gelegenen Regenwald Great Bear geführt. Trudeau kündigte außerdem ein Gesetz an, das Rohöltankern das Befahren der Region verbieten solle. Der Great Bear Regenwald sei kein Ort für eine Pipeline, erklärte er.

Die Northern Gateway war noch von der vorangegangenen konservativen Regierung gebilligt worden. Doch blockierte ein Berufungsgericht das Projekt mit dem Argument, dass die Meinung von indigenen Volksgruppen in der Gegend nicht eingeholt worden sei. Damit lag das Schicksal der Pipeline in den Händen Trudeaus.

Es handelte sich um die ersten großen Entscheidungen Trudeaus zu Pipeline-Projekten in Kanada. Seine liberale Regierung bemüht sich um einen Ausgleich zwischen dem Verlangen der Ölindustrie nach neuen Märkten in Asien und Bedenken von Umweltschützern.

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