Katar Der Öl-Scheich hinter der arabischen Revolution

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Scheicha Mozah Quelle: REUTERS

Alles Unternehmen, deren Wohlergehen und Aktienkurs stark von der Weltkonjunktur abhängt. Gleiches gilt für die katarischen Investitionen in Deutschland, allen voran für die 17 Prozent Stammaktien von Volkswagen, die Katar Ende 2009 übernommen hat. Der Erfolgskurs des Emirs lässt sich so beschreiben: Mit den eigenen Rohstoffvorkommen und den Investitionen in Europa wird Geld verdient, und in den arabischen Bruderländern wird ein Teil dieses Geld ausgegeben.

Fragt sich nur, wofür. Seit vielen Jahren beobachten Kenner des Nahen Ostens ein Paradox: Katar ist ein konservatives islamisches Land, mit verschleierten Frauen, mit Alkoholverbot außerhalb der von Ausländern frequentierten Hotels und einer Herrscherfamilie, die Meinungsfreiheit im eigenen Land unterdrückt und mit überreichen Geldgeschenken an die Landeskinder die Opposition zum Schweigen bringt. Aber außerhalb der Landesgrenzen befördert Katar die arabischen Revolutionen, jedenfalls einige davon.

Gekaufte Freunde

Geld aus Katar fließt auch an die syrischen Aufständischen. Der von Doha aus operierende Fernsehsender Al-Jazeera hat seit Jahren die Informationsmonopole der Diktatoren und Könige von Marokko über Ägypten bis Damaskus unterminiert. Die einzige arabische Regierung, die nie kritisiert wurde, war die von Katar selbst.

Es ist auch kein Zufall, dass der Emir jetzt ausgerechnet den ägyptischen Moslembruder Mursi so generös unterstützt. Und in Tunesien klagen Gegner der regierenden Islamisten über geheime Geldflüsse aus Katar an die intoleranten Frommen. Nachgewiesen ist da freilich nichts.

Scheich Hamad, so viel ist sicher, handelt dabei nicht nur aus altruistischen Motiven. Er versucht, sich auch Freunde zu kaufen. Sein potenzieller Gegner befindet sich auf der anderen Seite des Persischen Golfes: Katar fürchtet den Griff des Iran nach seinen Gasfeldern unter dem Meer und hat vor allem darum das eigene Staatsgebiet der amerikanischen Luftwaffe und Marine zur Verfügung gestellt – allen islamistischen Sympathien zum Trotz.

Die sind sowieso viel schwächer als im großen Nachbarland Saudi-Arabien. Im Frühjahr hatte der Prediger einer großen Moschee in Doha gefordert, das Alkoholverbot endlich auch gegen ungläubige Gäste des Landes durchzusetzen. Ein paar Wochen herrschte Aufregung bei Hoteliers und Restaurantbetreibern, dann blieb es bei der heutigen relativ toleranten Regelung. Anderes traute dem Herrscher auch keiner zu.

Und erst recht nicht der Herrscherin. Hamads Gattin Scheicha Mozah, die Mutter des Thronfolgers, dementiert schon durch ihr Auftreten alles Gerede über Fortschrittsfeindlichkeit im eigenen Land. Bei Terminen mit wichtigen ausländischen Geschäftsleuten pflegt der Emir seine sprachkundige Gattin mitzunehmen. Und wenn es ums Finanzielle geht, überlässt er der Scheicha oft die Gesprächsführung.

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