Katherine Tai Kann diese Frau die Beziehung zwischen den USA und China kitten?

Soll offenbar die Handelsbeauftragte der Vereinigten Staaten werden: Katherine Tai. Flickr / Creative Commons

Die Handelsexpertin Katherine Tai soll unter Joe Biden offenbar die Handelsbeauftragte der nächsten US-Regierung werden. Was es mit der Personalie auf sich hat – und warum sie die Weltwirtschaft beeinflussen wird.

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Der designierte US-Präsident Joe Biden setzt beim Aufbau seines Wirtschaftsteams weiter auf Experten. Für den wichtigen Posten der Handelsbeauftragten (USTR) will der 78-Jährige Medienberichten zufolge Katherine Tai nominieren, eine erfahrene Juristin, die bereits mehrere Jahre im USTR-Büro gearbeitet hat und zuletzt die Demokraten im Repräsentantenhaus in Handelsfragen beriet. Die Abgeordneten waren mit ihrer Arbeit offensichtlich zufrieden. Bereits im vergangenen Monat drängte einige von ihnen Biden, Tai für die Position zu berücksichtigen. Dieser Aufforderung kommt er nun wohl nach.

Es ist ein ungewöhnlicher Karriereschritt für die Juristin. Der USTR-Posten hat zwar Kabinettsrang, gemessen an anderen Ministerien und Behörden lief er in der Vergangenheit jedoch eher unter dem Radar. Das änderte sich unter Donald Trump, der ihn durch seine Handelskriege in den Mittelpunkt seiner Außenwirtschaftspolitik stellte. Angesichts des gewachsenen Profils ist es eher überraschend, dass Biden nun eine Kandidatin nominiert, die selbst noch kein politisches Mandat errungen hat. Angesichts Tais Qualifikation geht er mit ihrer Benennung dennoch kein Risiko ein. Insider erwarten, dass sowohl die Demokraten als auch die Republikaner ihre Nominierung unterstützten werden.

Tai steckt seit Jahren tief in der Materie. Ihre erste Stelle im USTR trat sie noch zu Zeiten der Bush-Administration an. Während der Amtszeit von Barack Obama stieg sie intern zur China-Expertin auf, vertrat etwa die Vereinigten Staaten bei Beschwerden gegen Pekings Handelspraktiken vor der WTO.

Im Kongress war sie zuletzt zudem mit der Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta – heute USMCA – betraut. Sie sorgte für Konzessionen von der Trump Administration, etwa im Bereich Arbeitnehmerrechte und Umweltauflagen, die es den Demokraten ermöglichte, dem Vertrag zuzustimmen. Nun wird sie aller Voraussicht nach die Implementierung des Abkommens verantworten.

Die Nominierung der Juristin lässt zudem einen Blick auf Bidens Prioritäten im Handelsbereich zu. Und diese dürften weiterhin die Auseinandersetzung mit China sein. Auch Tai macht sich keine Illusionen darüber, dass der Streit über die Handelspraktiken Pekings das bestimmende Thema der kommenden Jahre bleiben dürfte. Es gebe „wirklich robuste politische Unterstützung für aggressive und mutige Schritte mit Blick auf unseren Wettbewerb mit China“, so Tai im Sommer bei einer Podiumsdiskussion des Centers for American Progress. Im Gegensatz zu den Schritten der Trump-Administration plädierte sie jedoch für einen „strategischeren Ansatz“. China werde schließlich nicht verschwinden.

Wie dieser Ansatz genau aussehen wird, ist derzeit noch offen. Das „Wall Street Journal“ berichtet, Tai habe intern etwa für Subventionen für amerikanische Unternehmen geworben, um die Abhängigkeit der USA von China zu verringern. Das würde inhaltlich zu Bidens „Buy American“-Agenda passen, durch die US-Unternehmen bei öffentlichen Aufträgen der Vorzug gegeben werden soll.

Die Strafzölle, die Trump im Handelskrieg mit China verhängt hatte, will Biden auch nicht sofort aufheben. Vielmehr kündigte er eine „Prüfung“ des Phase-One-Abkommens an, das Washington und Peking zu Jahresbeginn geschlossen hatten. Auch wolle er eine multilaterale Allianz bilden, um den Druck auf China wegen als unfair empfundener Handelspraktiken zu erhöhen. Tai gilt als jemand, der diesen Kurs unterstützen wird.


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Damit könnte ihre Nominierung auch für Europa eine gute Nachricht sein. Tai gilt unter Handelsexperten als jemand, der mehr Gemeinsamkeiten mit den Verbündeten suchen wird. Autozölle dürften damit keine Rolle mehr spielen.

Ob dies zu einer Wiederbelebung der Handelsgespräche zwischen EU und USA führen wird oder gar die Möglichkeit eines breiteren Abkommens wieder ins Spiel bringt, lässt sich Experten zufolge derzeit noch nicht absehen, doch eine Besserung des Klimas zwischen den Kontinenten scheint nun auch in Handelsfragen wahrscheinlich.

Mehr zum Thema: Joe Biden hat die Mitglieder seines Wirtschaftsteams vorgestellt.

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