Der Frieden in Kolumbien rückt näher: Alle Kämpfer der linken Farc-Guerilla haben ihre Kampfgebiete verlassen. Der Marsch aus weit entlegenen Gegenden fand mit der Ankunft der letzten 300 Guerilleros in Montañita im Departament Caquetá im Norden des Landes seinen Abschluss. „Damit sind ungefähr 6900 Guerilleros der Farc in den 26 Entwaffnungszonen“, sagte der argentinische General Javier Pérez Aquin, Chef der UN-Mission, die den Prozess überwacht. Bis spätestens Anfang Juni sollen alle Waffen abgegeben werden - sie sollen eingeschmolzen und für Friedensmahnmale verwendet werden.
Kolumbiens Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos betonte: „Das ist historisch, dass die Farc vor der Waffenabgabe und Reintegration stehen.“ Die ehemaligen Kämpfer bekommen finanzielle Unterstützung, zudem können die Farc ein politisches Projekt starten, um Ziele wie eine gerechtere Landverteilung und bessere Bedingungen für die arme Landverteilung auf legale Weise durchzusetzen. Geständige Farc-Kämpfer müssen im Rahmen einer Sonderjustiz nur mit maximal acht Jahren Freiheitsstrafe für schwere Verbrechen rechnen.
Rund zwei Monate nach der Einigung auf einen Friedensvertrag ist damit eine der wichtigsten Etappen erreicht, wenn auch mit großer Verzögerung. Eigentlich sollte die Sammlung in den 26 Zonen schon Ende 2016 abgeschlossen sein. Es gab aber logistischer Probleme, vor allem beim Aufbau der Camps und Gesundheitsposten in den Zonen, wo die Guerilleros nun bis zum Abschluss der Entwaffnung wohnen werden.
Was Sie zu den Farc-Rebellen wissen müssen
Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens - Volksarmee (Farc-EP) sind die größte und älteste Guerillaorganisation Lateinamerikas. Gemeinsam mit anderen Rebellengruppen kontrollierten sie einst große Teile von Kolumbien. Seit 2002 drängte das Militär die Farc immer weiter zurück. Nach Einschätzung von Experten hat die Guerilla derzeit noch rund 8000 Kämpfer unter Waffen.
Die Ursprünge liegen im Bürgerkrieg zwischen der liberalen und konservativen Partei in Kolumbien in den 1950er Jahren. Später diente die Guerilla der Kommunistischen Partei als militärischer Arm. Mit der Partei Unión Patriótica (UP) versuchte die Farc ab 1984, in die Politik einzusteigen. Rechte Paramilitärs töteten daraufhin Tausende Anhänger und Politiker der UP. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht führten die Farc von 1998 bis 2002 bereits einmal Friedensgespräche mit der Regierung. Damals wurde ihr eine demilitarisierte Zone von der Größe der Schweiz eingeräumt. Allerdings nutzten die Rebellen das Gebiet als Rückzugsort nach Angriffen und die Verhandlungen scheiterten.
Die Farc finanzieren sich durch den Drogenhandel, den illegalen Bergbau und Entführungen. Eines der prominentesten Opfer war die frühere kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die bis zu ihrer Befreiung 2008 über sechs Jahre in ihrer Gewalt war.
Santos will auch mit der letzten verbliebenen Rebellengruppe, der ELN, Frieden schließen. Nach 52 Jahren Kampf gegen den Staat und Versuchen, die kubanische Revolution nach Kolumbien zu exportieren, wird seit Februar auf neutralem Boden in Ecuadors Hauptstadt Quito über die Bedingungen für eine Niederlegung der Waffen verhandelt.
Dabei dürfte der Farc-Vertrag als Blaupause dienen. Ein Abkommen auch mit der ELN ist wichtig, um zu verhindern, dass deren Kämpfer die Kontrolle über frühere Farc-Gebiete und den dortigen Drogenhandel übernehmen. Durch den Konflikt zwischen Rebellen, Militär und rechten Paramilitärs starben mehr als 220 000 Menschen. Santos setzt durch den Friedensprozess auf ein sattes Wirtschaftswachstum - Kolumbien mit seinen vielen Rohstoffen gilt als Land mit großem Potenzial.