Kolumbien Investors Darling

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Grafik: Solides Wachstum Quelle: Weltbank

Darüber hinaus gibt es viele Bodenschätze, hinter Russland ist Kolumbien Deutschlands zweitgrößter Kohlelieferant. Hinzu kommen Öl, Nickel und Goldvorräte, die das Land im 18. Jahrhundert zum reichsten des Kontinents machten und bis heute nicht zur Neige gehen. „Die Rohstoffpreise steigen, zugleich werden Importe durch die Krisen in den USA und Europa für uns günstiger“, frohlockt Kolumbiens Finanzminister Juan Carlos Echeverry, dessen Hauptsorge inzwischen ist, die sprudelnden Einnahmen sinnvoll anzulegen.

Talente kommen Zurück

Ungewollt profitiert das Land zudem von der Schwäche anderer Staaten in der Region. Mexikos blutiger Krieg zwischen Drogenbossen und Staat ähnelt der Situation in Kolumbien vor rund zehn Jahren. Internationale Konzerne, die nach Produktionsstandorten in Mittel- und Südamerika suchen, entscheiden sich heute eher für Kolumbien als für Mexiko. Im lange Zeit verfeindeten Bruderstaat Venezuela hingegen zeigt sich seit der Erkrankung des Volkstribuns Hugo Chávez, wie schwach der Staat inzwischen ist. Die Gewalt breitet sich aus, Teile der Elite flüchten nach Kolumbien. Besonders die für Venezuela wichtige Ölindustrie ist davon betroffen: Da sich ein Großteil der Fachleute nach Kolumbien abgesetzt hat, stieg die Ölproduktion hier in den vergangenen Jahren um ein Fünftel auf fast eine Million Barrel pro Tag, während sie in Venezuela von 3,2 auf 2,7 Millionen Barrel gesunken ist.

Währenddessen öffnet sich Kolumbien immer mehr. Freihandelsabkommen mit Kanada, Indien und Südkorea stehen vor der Unterzeichnung, die USA und die EU sollen bald folgen. Mit Peru, Chile und Mexiko hat man sich auf eine weitgehende Marktintegration geeinigt.

Drogenkrieg zerrüttete das Land

Juan Carlos Garavito ist einer der Kolumbianer, die den Wandel am eigenen Leib erfahren. Wie viele Landsleute, die es sich leisten konnten, hat der heute 31-Jährige Ende der Neunzigerjahre, als die Gewalt explodierte, das Land verlassen. Zunächst hatten die Regierungen es geduldet, dass Großgrundbesitzer sich eigene paramilitärische Einheiten aufbauten, um sich gegen die Angriffe der linksradikalen FARC-Guerilla zu verteidigen. Doch schon bald verlor man die Kontrolle über die Verbände, die immer stärker in den Drogenhandel einstiegen. Als ein Friedensangebot des Präsidenten Andrés Pastrana scheiterte und der auf eine militärische Lösung drängte, kam es zur Eskalation an drei Fronten: Allein 2002 ließen rund 30 000 Menschen ihr Leben im Kampf zwischen Staat, Drogenbanden, Paramilitärs und Rebellen, ganze Regionen wurden unzugänglich.

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