Kommentar zur US-Steuerreform Trumps Voodoo-Ökonomie

Die Steuerpläne von Präsident Trump könnten den USA so hohe Haushaltsdefizite wie in der Reagan-Ära bescheren. Denn in Trumps Rechnung klafft eine riesige Lücke – es drohen Verwerfungen in der Weltwirtschaft.

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Donald Trumps angekündigte Steuerreform – vom US-Präsidenten als „Riesending“ bezeichnet – stößt bei Experten auf Skepsis. Quelle: AP

Berlin Donald Trump sieht sich am liebsten als geistiger Nachfahre von Ronald Reagan. So wie der ehemalige US-Präsident sein Land in den 1980er-Jahren mit der Losung „Morning in America“ aus der politischen Lethargie riss, will Trump die USA mit seinem Slogan „Make America great again“ jetzt zu neuer wirtschaftlicher Größe führen. Der Politunternehmer bedient sich dabei einem Rezept, dass schon Ronald Reagan ausprobiert hat: Massive Steuersenkungen gepaart mit der Hoffnung, dass sie sich über zusätzliches Wirtschaftswachstum quasi von selbst finanzieren.

Das ist ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft, den schon Reagan nicht einlösen konnte. Sein Nachfolger George H.W. Bush nannte dieses Steuer-Harakiri „Voodoo Economics“. Während Reagans Amtszeit stieg das Haushaltsdefizit gemessen an der Wirtschaftsleistung auf bis zu sechs Prozent und lag im Durchschnitt bei mehr als vier Prozent. Trump droht nun das gleiche Schicksal.

Nur eine DIN-4 Seite brauchten US-Finanzmister Steve Mnuchin und Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn, um gestern „eine der größten Steuersenkungen in der amerikanischen Geschichte“ (Mnuchin) zu umreißen. Was auf dem ersten Blick sympathisch einfach anmutet, offenbar zugleich die große Lücke in Trumps Steuerrechnung: es fehlt ein klares Konzept, wie die Regierung die großzügige Entlastung finanzieren will, die vor allem Unternehmen und Besserverdienenden zugutekommt.  „Das finanziert sich selbst“, sagt der US-Kassenwart und hofft, dass die Unternehmen nun kräftig investieren, neue Jobs schaffen und so für steigende Steuereinnahmen sorgen.

US-Ökonomen haben jedoch ausgerechnet, dass die amerikanische Wirtschaft jährlich um etwa 4,5 Prozent und damit doppelt so stark wie zuletzt wachsen müsste, um die absehbaren Steuerausfälle der nächste Dekade auszugleichen. Nicht unmöglich, aber auch nicht wahrscheinlich. Nach Meinung von N. Gregory Mankiw, Wirtschaftsberater von George W. Bush und Professor an der Eliteuniversität Harvard, kann ein höheres Wachstum allenfalls ein Drittel der Steuerausfälle wieder hereinholen. Selbst wenn man berücksichtigt, dass die US-Regierung auch einige Steuererleichterungen abbauen will, reicht das nicht, um die Einnahmeausfälle wett zu machen. In Trumps Steuerrechnung klafft also eine riesige Lücke.

Das könnte nicht nur den USA noch teuer zu stehen kommen. Steigen in Amerika die Defizite und der Schuldenberg, treibt das dort die langfristigen Zinsen nach oben. Das lockt Kapital aus den Schwellenländern zurück und stärkt den Dollar. Das könnte zu Verwerfungen in der Weltwirtschaft führen und den globalen Konjunkturmotor wieder zum Stottern bringen.

Der Unternehmer Trump hat sich selbst einmal als „Schuldenkönig“ („King of Debt“) bezeichnet – und meinte das durchaus positiv. Als Präsident der größten Volkswirtschaft der Welt ist das ein zweifelhafter Ruf.

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