Konferenz in Berlin Tschadsee-Region soll mehr als zwei Milliarden Dollar Hilfe erhalten

Bei der Tschadsee-Konferenz sagen Staaten und Organisationen finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe zu. Die Angst vor einem Rückfall der Region in die Gewalt ist groß.

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Bundesaußenminister Maas bei der Tschadsee-Konferenz in Berlin Quelle: Reuters

Berlin Die unter der Extremisten-Organisation Boko Haram und dem Klimawandel leidende Tschadsee-Region soll in den kommenden Jahren mit mehr als zwei Milliarden Dollar internationaler Hilfe unterstützt werden. Bei der Tschadsee-Konferenz am Montag in Berlin hätten mehr als 70 Staaten, internationale Organisationen und zivilgesellschaftliche Akteure insgesamt 2,17 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe zugesagt, teilte das Auswärtige Amt mit. Entwicklungsbanken hätten zudem günstige Kredite im Umfang von 467 Millionen Dollar versprochen.

Im vergangenen Jahr gab es den Vereinten Nationen zufolge Zusagen in Höhe von 672 Millionen Euro. Außenminister Heiko Maas warnte vor einem Rückfall der Region in die Gewalt. Gerade in letzter Zeit häufen sich die Anschläge auf Sicherheitskräfte, auf Märkte, Moscheen und Kirchen, sagte er.

Die internationale Gemeinschaft müsse zusammenstehen, damit die Region, die eigentlich eine wirtschaftliche Drehscheibe zwischen dem Afrika nördlich und südlich der Sahara sei, nicht zu einem Drehkreuz für Terror, Kriminalität und Menschenschmuggel werde.

Die UN teilten mit, dank der bei der Vorgängerkonferenz in Oslo gesammelten Gelder sei in der Tschadsee-Region eine Hungersnot verhindert worden. Die Krise sei aber längst nicht vorbei. Noch immer seien Millionen Menschen auf Hilfe zum Überleben angewiesen.

Die Krise in der Region sei nicht nur durch die Islamisten von Boko Haram ausgelöst worden, sagte der Chef des UN-Entwicklungsprogrammes UNDP, Achim Steiner. Boko Haram sei vielmehr selbst Ergebnis der Probleme vor Ort, wo die Nationalstaaten oft nicht einmal einfachste Leistungen wie Strom- und Gesundheitsversorgung bereitstellten. Der Frust darüber öffne der Radikalisierung Tür und Tor.

In der Tschadsee-Region leben schätzungsweise rund 50 Millionen Menschen. Seit 1963 ist der Tschadsee auf ein Zwanzigstel seiner ursprünglichen Größe geschrumpft, viele Nomaden finden für ihre Tiere kein Futter mehr.

Die zweitägige Konferenz in Berlin will die Aufmerksamkeit auf die Krisenregion lenken, um Hilfszusagen werben und nach Möglichkeiten suchen, wie die Gegend, die Teile Nigerias, Nigers, Kameruns und des Tschad umfasst, langfristig eine Entwicklungsperspektive bekommen kann.

Knapp elf Millionen Menschen in dem Gebiet sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Etwa 17 Millionen Menschen wohnen in Gegenden, die stark von den Angriffen und Anschlägen von Boko Haram betroffen sind. Etwa 2,4 Millionen Menschen leben als Binnenflüchtlinge im eigenen Land.

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