Konjunktur Platzt in China die nächste Blase?

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Grafik: Wirtschaftsdaten China

Trotz der teils kräftigen Rückschläge hat die Krise die deutschen Unternehmen, die in China bis heute fast 16 Milliarden Dollar investiert haben, im Schnitt weniger stark getroffen als die Konkurrenten aus Taiwan, Südkorea oder den USA. „Die Deutschen produzieren in China vor allem für den lokalen Markt“, sagt Bernd Reitmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Auslandshandelskammer in Shanghai, „viele der anderen fertigen in China dagegen für den Export und nutzen lediglich den Lohnkostenvorteil.“ Das habe vielen das Genick gebrochen.

Die meisten deutschen Großkonzerne unter den mehr als 5000 deutschen Unternehmen in China blicken wieder optimistisch in die Zukunft. Siemens etwa rechnet mit Aufträgen im Wert von zwei Milliarden Euro aus dem chinesischen Konjunkturpaket. Große Chancen sieht Richard Hausmann, Chef bei Siemens in China, vor allem beim Bau von U-Bahnen und Hochgeschwindigkeitszügen. Auch BASF, noch Anfang des Jahres von Absatzeinbrüchen von bis zu 30 Prozent gebeutelt, spürt wieder Rückenwind.

Vor allem die deutschen Autohersteller profitieren vom neu entfachten Boom im Reich der Mitte. Die Showrooms der Händler in den Metropolen wie Peking oder Shanghai sind schon am frühen Morgen überfüllt. Anbieter wie Volkswagen oder Daimler reiben sich die Hände. Zwischen Januar und September hat Daimler in China 52 Prozent mehr Autos als in den ersten neun Monaten 2008 verkauft.

Für Volkswagen ist China weltweit wichtigster Markt

Für Volkswagen ist China inzwischen der wichtigste Markt der Welt, und die Verkaufskurven zeigen weiter steil nach oben. Rund eine Million Autos hat der Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres in China verkauft – 37 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Absatzziel für das Gesamtjahr 2009 hatte VW schon Ende September erreicht. Das staatliche Konjunkturprogramm und die Geldspritzen der Notenbank haben der Wirtschaft im Reich der Mitte einen kräftigen Schub gegeben, keine Frage. Doch reicht das, um die Weltwirtschaft so anzutreiben, wie es die USA in den vergangenen Jahren getan haben?

Bisher beruhte der wirtschaftliche Erfolg Chinas auf den Exporten. Ähnlich wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hat China mit dem Rückenwind einer unterbewerteten Währung die Weltmärkte erobert. Der Anteil der Exporte am BIP stieg von 10 Prozent im Jahr 1980 auf derzeit 37 Prozent.

Um die Exporte zu fördern, greifen Chinas Zentralbanker in das Geschehen auf den Devisenmärkten ein. Indem sie die eigene Währung Yuan gegen Dollar verkaufen, haben sie mehr als 2,2 Billionen Dollar an Devisenreserven angehäuft – so viel wie kein anderes Land der Welt. Ein großer Teil davon wandert zurück nach Amerika, wo die Chinesen US-Staatsanleihen kaufen. Mit mehr als 800 Milliarden Dollar ist Peking der größte Gläubiger der USA.

Beide Wirtschaftsmächte befinden sich in einer symbiotischen Abhängigkeit. Amerika bietet Chinas Billigproduzenten einen riesigen Absatzmarkt. China wiederum finanziert den Importüberschuss der USA, indem es seine Interventions-Dollar in Amerika anlegt.

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