Konjunktur Überraschend viele neue Jobs auf dem US-Arbeitsmarkt

Im November entstanden in den USA 266.000 neue Stellen. Eine weitere Zinssenkung der Notenbank Federal Reserve dürfte damit vom Tisch sein.

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Die separat ermittelte Arbeitslosenquote fiel um einen Tick auf 3,5 Prozent, was praktisch Vollbeschäftigung bedeutet. Quelle: AP

Der US-Jobmotor läuft zum Jahresende auf Hochtouren und gibt der Notenbank derzeit keinen Anlass für eine weitere Zinssenkung. Im November entstanden 266.000 neue Jobs, wie die Regierung in Washington am Freitag mitteilte.

Der stärkste Stellenaufbau binnen zehn Monaten überraschte selbst Fachleute, die in einer Reuters-Umfrage unter Ökonomen lediglich auf 180.000 neue Arbeitsplätze getippt hatten. Üblicherweise gilt bereits ein Stellenaufbau von 100.000 im Monat als ausreichend, um mit dem Bevölkerungswachstum in den USA Schritt zu halten.

LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert verweist darauf, dass das Stellenplus zwar durch Sondereffekte wie das Ende eines Streiks beim Autobauer GM um knapp 50.000 nach oben verzerrt sei: „Selbst wenn man dies herausrechnet, bleibt jedoch das Bild, dass sich der US-Arbeitsmarkt in einer äußerst robusten Verfassung befindet – allen Unkenrufen angesichts des bereits rekordlangen Aufschwungs und der Belastungen durch den Handelskonflikt mit China zum Trotz.“

Auch die separat ermittelte Arbeitslosenquote fiel um einen Tick auf 3,5 Prozent, was praktisch Vollbeschäftigung bedeutet. Die US-Notenbank Federal Reserve, die diesem Ziel verpflichtet ist, entscheidet am Mittwoch letztmals in diesem Jahr über den Leitzins: „Die Fed kann sich nach den Zahlen vorerst zurücklehnen und die weitere Entwicklung gelassen abwarten“, meint Fed-Beobachter Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.

Auch Ökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank erwartet, dass die amerikanische Notenbank nach drei Senkungen in diesem Jahr stillhalten und den geldpolitischen Schlüsselsatz vorerst in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent belassen kann. Allerdings gebe es zahlreiche Vorboten einer Eintrübung der bislang guten Situation. So haben die US-Dienstleister im November überraschend viel Schwung verloren, wie aus der jüngst veröffentlichten Firmen-Umfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht.

Ökonom Gitzel geht vor dem Hintergrund solcher Nachrichten davon aus, dass vermutlich bereits schon bald ein schlechteres Zahlenwerk ins Haus steht als die derzeit glänzenden Daten vom Jobmarkt: „Bewahrheitet sich unser Ausblick für den Arbeitsmarkt, dann wird die Fed im ersten Quartal eine weitere Lockerung der geldpolitischen Zügel vollstrecken müssen.“ Die meisten von Reuters befragten Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass die Fed nächstes Jahr nicht mehr an der Zinsschraube drehen wird.

Jedoch dürfte US-Präsident Donald Trump im Wahljahr weiter Druck auf die unabhängige Fed ausüben, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur anzuschieben. Eine weiter florierende Wirtschaft käme dem innenpolitisch wegen eines drohenden Amtsenthebungsverfahrens unter Druck stehenden Präsidenten sehr zu pass, der im November seine Wiederwahl anstrebt.

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