Doch der Opposition ist das noch nicht genug. Das zeigt sich jetzt im Parlament, das Ende November zu seiner Wintersitzungsperiode zusammengetroffen ist. Schon zuvor hatte sie alle Regierungsentscheidungen blockiert aufgrund schwerwiegender Korruptionsvorwürfe gegen Regierungsmitglieder.
Die ersten Parlamentssitzungen standen deshalb ganz im Zeichen der Opposition gegen die Einzelhandelsöffnung. Dabei bekam die Opposition unerwartet Schützenhilfe vom US-Händler Wal-Mart, der in Indien bereits in einem Joint-Venture mit einem einheimischen Konzern unter der Marke Bharti Walmart 18 Großmärkte betreibt. Wal-Mart möchte in Indien nun auch in den Einzelhandel einsteigen.
Das Problem: Wal-Mart musste soeben gegen einige Angestellte seiner indischen Joint-Venture-Tochter wegen Korruptionsvorfällen eine Untersuchung nach US-Recht einleiten. Eine willkommene Vorlage für die Opposition, die diese Fälle nun nutzt, um das Vorhaben der Regierung im Parlament zu torpedieren.
Dabei muss man wissen, dass Bestechungen im indischen Wirtschaftsleben üblich sind. Wer dort beispielsweise einen Laden eröffnen will, braucht mehr als 50 verschiedene Genehmigungen und Lizenzen. Kein Wunder, dass Unternehmen versucht sind, Behörden bei Blockaden mit Zuwendungen auf Trab zu bringen. Viele Regierungsangestellte nutzen nämlich ihre Machtposition systematisch, indem sie den Firmen drohen, ihre Anträge auf Eis zu legen, wenn nicht auch für sie etwas abfällt. Nicht unwahrscheinlich also, dass der indische Wal-Mart-Partner auch zu diesem Beschleunigungsmittel gegriffen hat, was dem Konzern in den USA nun eine Korruptionsuntersuchung eingebringt.
Ob nun auch die indische Regierung gegen Wal-Mart eine Untersuchungen einleitet, ist längst nicht sicher. Sicher ist nur, dass angesichts der politischen Störmanöver die Reformmaßnahmen kaum die von der Regierung erwarteten zehn Milliarden Dollar ausländischer Investitionen anlocken werden.