Krankenhaus in Wuhan Ein Krankenhaus im Eilverfahren gegen das Virus – und für Pekings Image

Peking konnte sich ziemlich sicher sein, dass das gewaltige Bauvorhaben in Wuhan gelingt. Es war nicht das erste Krankenhaus, das im Eilverfahren errichtet wurde. Quelle: imago images

Im Eiltempo ist in Wuhan ein neues Krankenhaus aus dem Boden geschossen. Es wird im Kampf gegen das Coronavirus dringend gebraucht. Doch wichtig ist das Projekt vor allem auch für Pekings Propaganda-Maschine.

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Zuerst sah es aus wie ein Bagger-Ballett. Doch da, wo vor wenigen Tagen noch Dutzende schwere Baumaschinen scheinbar planlos damit beschäftigt waren das Erdreich zu bearbeiten, ist nun tatsächlich ein komplett neuer Gebäudekomplex entstanden.

Die Behörden haben geliefert und in der von der Lungenkrankheit besonders schwer betroffenen chinesischen Stadt Wuhan in gut zehn Tagen ein komplett neues 1000-Betten-Krankenhaus mit einer Grundfläche von 34.000 Quadratmetern errichten lassen. Am 23. Januar begannen die ersten Arbeiten, seit diesem Montag sollen Patienten aufgenommen werden, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben.

Peking konnte sich ziemlich sicher sein, dass das gewaltige Bauvorhaben gelingt. Denn das auf den Namen „Huoshenshan“ („Berg des Vulkan-Gottes“) getaufte Krankenhaus ist nicht das Erste seiner Art. Schon als 2003 in China die Lungenkrankheit Sars das Land über Wochen lahmgelegt hatte, entschied die Regierung, den Bedarf nach Betten mit einem Neubau im Schnellverfahren zu decken. Damals entstand in einem Vorort der Hauptstadt Peking innerhalb von sieben Tagen das Xiaotangshan-Krankenhaus.

Während Bilder des fertigen Krankenhauses im Peking damals die Titelseiten der gedruckten Zeitungen beherrschten, konnte der Bau des neuen Hospitals in Wuhan, bei dem über 4000 Arbeiter in drei Schichten rund um die Uhr schufteten, dieses Mal im Livestream mitverfolgt werden.

Die Art des Mediums hat sich geändert, die Botschaft der Propaganda nicht. Mit dem neuen Krankenhaus will Chinas Führung demonstrieren, dass sie alles unter Kontrolle hat und den Kampf gegen das Coronavirus nicht nur aktiv führen, sondern mit einem ausgeklügelten Krisenmanagement und seinen gewaltigen Ressourcen schnell gewinnen kann.

Ähnlich ausführlich, wie die Staatsmedien über die Bauarbeiten berichteten, konnte man in diesen Tagen auch alle Details über das medizinische Personal erfahren, das zum Einsatz kommen soll: Die Mehrheit der 1400 Ärzte und Krankenpfleger kommt von der Volksbefreiungsarmee und hat „große Erfahrung im Umgang mit Infektionskrankheiten“, heißt es in der Tageszeitung China Daily.

Es handele sich demnach um die „größten Mobilisierung medizinischer Kräfte“ seit dem verheerenden Erdbeben in der Provinz Sichuan im Mai 2008, bei dem nach Schätzungen über 60.000 Menschen ums Leben kamen. Damals berichteten Chinas Staatsmedien gerne über die erfolgreiche Rettung von Überlebenden. Dass viele Gebäude – darunter auch Schulen – nur eingestürzt waren, weil wegen Korruption am Bau gepfuscht wurde, kam erst viel später ans Licht.

Auch in der aktuellen Virus-Krise sind die staatlichen Zensoren wieder aktiv. Sie löschten offenbar in sozialen Netzwerken schon kräftig, bevor der Ausbruch in Wuhan überhaupt der Weltöffentlichkeit bekannt war. Laut Berichten war die Polizei von Wuhan Ende Dezember ausgerechnet gegen einen Arzt und Mitglieder einer medizinischen Diskussionsgruppe vorgegangen. Sie sollen angeblich „Gerüchte“ im Internet über einen neuen Ausbruch von Sars von dem Markt mit wilden Tieren in Wuhan verbreitet haben, der später als Ursprungsort bestätigt wurde.

Die acht Teilnehmer der Gruppe wurden von der Polizei vorgeladen, verwarnt und mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen.

Zwar hat Chinas Führung längst Transparenz gelobt und sogar eine Belohnung auf Hinweise zu lokalen Kadern ausgesetzt, die versuchen Todesfälle zu vertuschen oder die Zahlen neuer Infektionen zu beschönigen. Mit Vorliebe wird in den Staatsmedien dennoch über positive Entwicklungen berichtet. Spätestens am Mittwoch gibt es dazu die nächste Gelegenheit: Dann soll in Wuhan ein zweite Krankenhaus, das gerade im Schnellbau errichtet wird, seine Arbeit aufnehmen. Es soll „Leishenshan“, „Berg des Feuergottes“, heißen.

Wuhans erstes Express-Krankenhaus gegen das Coronavirus
Das „Huoshenshan“ („Berg des Vulkan-Gottes“) genannte Hospital in Schnellbauweise hat rund tausend Betten und wurde am Montag eröffnet. Quelle: imago images
Das „Huoshenshan“ („Berg des Vulkan-Gottes“) genannte Hospital in Schnellbauweise hat rund tausend Betten und wurde am Montag eröffnet. Quelle: imago images
Etwa die Hälfte des zweistöckigen, 60.000 Quadratmeter großen Gebäudes besteht aus Isolationsstationen, schrieb die Regierungszeitung „Yangtze Daily“. Es gibt demnach 30 Intensivstationen. Ärzte können per direkter Videoschalte mit Experten in einem Krankenhaus in Peking kommunizieren. Quelle: imago images
Das Gebäude hat ein besonderes Belüftungssystem und doppelseitige Schränke, die es Mitarbeitern erlauben, Materialien zu liefern, ohne das Zimmer zu betreten. Eine chinesische Firma spendete „Medizin-Roboter“, die Medikamente liefern oder Proben bringen können, wie die Zeitung „The Paper“ schrieb. Quelle: AP
Coronavirus: Wem das Krankenhaus im Eilverfahren am meisten nutzt Quelle: imago images
Mehr als 7500 Arbeiter waren an dem Schnellbauprojekt beteiligt. Quelle: imago images
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