Kraut-Wissenschaft Kim Jong Uns neue Kimchi-Fabrik

Das traditionelle Kimchi – eine scharfe Gemüsezubereitung – hat in Nordkorea einen hohen Stellenwert. In Kim Jong Uns neuer Kimchi-Fabrik soll mit Hilfe von Wissenschaft nun das beste Kimchi des Landes entstehen.

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Pjöngjang Dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un einem guten Essen nicht abgeneigt ist, zeigt nicht nur seine Statur: Kim investiert in die koreanische Kunst der Kimchi-Zubereitung. In einem Vorort der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang befindet sich die Ryugyong-Kimchi-Fabrik, die pro Jahr rund 4200 Tonnen der scharfen Gemüsezubereitung herstellt. Die strahlende neue Manufaktur wurde im Juni eröffnet, nachdem Kim persönlich seine Zufriedenheit mit der Fabrik ausgedrückt hatte, so berichtet deren Managerin Paek Mi Hye.

Mit der neuen Kimchi-Fabrik soll auch ein Zeichen für die Bemühungen Nordkoreas, selbst bessere Produkte für Konsumenten herzustellen, gesetzt werden. Dies folgt ganz der von Pjöngjang propagierten Linie Kims, die unter dem Schlagwort „Byungjin“ bekannt ist: Gleichzeitig die nationalen Wirtschaft zu fördern und das Atomwaffenprogramm des Landes voranzutreiben.

Nordkoreas wiederholte Nuklear- und Raketentests haben Pjöngjang weitere harte Sanktionen eingebracht. Experten nehmen jedoch an, dass Nordkorea trotz massiver Probleme in vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen immer noch Wirtschaftswachstum und Fortschritte in der Agrarwirtschaft aufweist. Das Land könnte demnach nur ein oder zwei Jahre von der Entwicklung einer einsatzfähigen ballistischen Interkontinentalrakete mit Atomsprengkopf entfernt sein.

Und die angewandte Wissenschaft ist laut der Politiker in Pjöngjang an allen Fronten absolut wichtig. Kim hat die Skyline der Hauptstadt um Hochhäuser bereichert, in welchen seine Raketen- und Nuklearwissenschaftler leben - und die Kimchi-Fabrikleiterin betonte bei der Führung durch die Anlage, wie Wissenschaft auch für die Herstellung des Krauts wichtig sei. Die Fabrik habe 150 Mitarbeiter, ein Großteil der Arbeit laufe jedoch automatisch ab, erklärte Paek.

Die Kimchi-Fabrik solle „wissenschaftlich“ betrieben werden, so Paek. Dies heiße, dass jeder Schritt der Produktionslinie genau überprüft werde, um die Qualität des Produkts und die Hygiene sicherzustellen. Die Fabrik verfüge über einen einzigartigen „Kimchi-Analysten“, der den richtigen Salzgehalt und Milchsäure überprüfe.

Kimchi wird seit Generationen in Nord- und Südkorea produziert. Familien reichen ihre speziellen Rezepte oft an die nächsten Verwandten weiter. 2015 nahm die Unesco Kimchi auf ihre Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf. Die Zubereitung großer Mengen des scharfen Krauts für den Winter bestärke den Zusammenhalt von Familien, Gemeinden und Dörfern, hieß es damals zur Begründung.

Paek sagte, einige Leute hätten die regionale Herstellung Kimchis aufgegeben. „Aber sie schätzen auch die Qualität und Zuverlässigkeit unseres in der Fabrik hergestellten Produkts“, so die Managerin. Die Fabrik stellt acht verschiedene Kimchi-Produkte her: Vom tiefroten „tong kimchi“, das aus ganzen Krautköpfen hergestellt wird, bis zu einer milderen Variante speziell für Kinder.

Die Kimchi-Produkte werden dann an Restaurants und Supermärkte im ganzen Land ausgeliefert. Nach dem Vorbild der Fabrik seien noch weitere in Nordkorea geplant, so Paek.

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