Kreativpotenzial China: Reich der Ideen

Seite 3/3

Der Staat tut viel zur Förderung innovativer Technologiebranchen. Investoren werden mit Steuervorteilen und Vorzugsbehandlung gelockt. Im ganzen Land entstehen Forschungsparks und Technologiezentren. Viele ausländische Manager fühlen sich in China besser verstanden, da selbst in den obersten Führungsebenen der Politik vor allem Techniker und Ingenieure sitzen. In Deutschland dominieren Juristen, Lehrer und Beamte.

China hat inzwischen auch seine Schwächen im Bildungssystem erkannt, der Umbau ist in vollem Gang. Die Schulen bemühen sich, auch Kreativität und unabhängiges Denken zu fördern. So hat Peking nach einer mehrjährigen Erprobungsphase kürzlich für alle Schulen neue Lehrpläne verabschiedet – eine „Gegenreaktion zu der prüfungsorientierten Methodik der Vergangenheit“, wie die Verantwortlichen sagen. Künftig sollen die Lehrer der Gruppenarbeit mehr Zeit einräumen und die Schüler auch mit Spaß lernen dürfen.

Großes Gewicht legt die Regierung auch auf die Förderung von Eliteeinrichtungen. Bei den Studenten sind vor allem technische Studiengänge beliebt. Jedes Jahr machen rund 400 000 Ingenieure ihren Abschluss. China hat erkannt, dass es allein mit billigen Arbeitskräften den Boom dauerhaft nicht in Gang halten kann.

Und: Kein anderes Land hat es bisher so gut verstanden, von der Innovationskraft des Auslandes zu profitieren. Chinas Regierung belohnt Technologietransfer mit Marktzugang. Millionen junge Chinesen haben in den vergangenen Jahren an Universitäten im Ausland studiert, viele davon an Spitzenuniversitäten. Noch vor wenigen Jahren wollte kaum einer zurück. Seit Lebensstandard und Karrierechancen sich gebessert haben und weil die Regierung mit Sondervergünstigungen lockt, kehren sie scharenweise in die Heimat zurück – ihr Wissen nehmen sie mit.

Zudem ist China offener für neue Technologien. Atomenergie, Gentechnologie und Stammzellenforschung profitieren davon, dass es in der pragmatisch-autoritären Volksrepublik viele politische, moralische oder religiöse Barrieren nicht gibt, die in vielen westlichen Demokratien die Arbeit der Wissenschaftler beschränken.

Wer sehen will, wie sich Chinas Entwicklung hin zu einer Nation der Kreativen vollziehen könnte, braucht nur einen Blick nach Japan zu werfen. Viele der jungen Aufsteiger in Chinas Großstädten betrachten Japan als Vorbild, weil das Land den Sprung in die Moderne geschafft hat, ohne seine Kultur und Tradition über Bord zu werfen. Weil die Japaner globale Trends in der Mode, beim Design, in der Architektur und der Popkultur setzen – ganz zu schweigen von Autos und Unterhaltungselektronik.

Chinas Aufstieg zur Weltmacht der Kreativität und Innovation hat längst begonnen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%