Kreditblase China bedroht die Weltwirtschaft

Seite 2/5

"Zehn Prozent Zinsen pro Jahr - kein Risiko"

Fabers düstere Prognose für China
Marc Faber Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche
Rio de Janeiro Quelle: dapd
Kupfermine in Chile Quelle: IVAN ALVARADO
Taipeh 101 Quelle: dpa/dpaweb
Casino in Macau Quelle: REUTERS
Louis Vuitton in Shanghai Quelle: AP
Transformator Quelle: REUTERS

Zum anderen haben die staatlich verordneten Minisparzinsen, die häufig nicht einmal die Inflation ausgleichen, dazu geführt, dass sich außerhalb des Bankensektors ein grauer Kapitalmarkt entwickelt hat. Dort bieten Schattenbanken (Trusts) den Sparern attraktive Anlagemöglichkeiten in Form von Wealth Management Products (WMP). Für chinesische Investoren sind die Produkte schon deswegen attraktiv, weil der Aktienmarkt als Tummelplatz für Zocker gilt. Immobilien sind bei Chinesen zwar sehr beliebt, ihr Erwerb aber durch Regularien erschwert.

Die Trusts sammeln das Geld von den Sparern und reichen es in Form von Krediten an Unternehmen weiter. Die Firmen nehmen das Geld trotz der teils horrend hohen Zinsen gerne an. Denn vielen bleibt nichts anderes übrig: Chinas Finanzsektor ist von vier großen Staatsbanken geprägt. Diese vergeben Kredite bevorzugt an Staatsunternehmen. Private Unternehmen gehen oft leer aus und suchen nach anderen Möglichkeiten, an Geld zu kommen.

Sie stoßen auf Sparer, die auf der Suche nach rentablen Anlagen sind. So bringen die Trusts Sparer und Unternehmen zusammen. „Die Trusts erfüllen grundsätzlich eine wichtige Aufgabe, denn sie entwickeln innovative Produkte, die durch flexible Zinsen Kreditangebot und -nachfrage zusammenbringen“, sagt Nikolaus Keis, China-Experte der Bank UniCredit. Etwa 500 solcher Produkte werden pro Woche in China aufgelegt. Die meisten – rund 60 Prozent – haben eine Laufzeit von weniger als drei Monaten.

Die Kreditexzesse in China... an denen die Schattenbanken beteiligt sind(zum Vergrößern bitte anklicken)

Doch was passiert, wenn ein Unternehmen seinen Kredit nicht zurückzahlen kann? In entwickelten Finanzmärkten tragen die Anleger in diesem Fall das Risiko. In China wurde ihnen jedoch eine risikofreie Anlage versprochen. Die Gefahr, dass die Versprechen gebrochen werden und dadurch das Vertrauen erodiert, steigt. Denn so rasant wie noch vor ein paar Jahren wächst China nicht mehr. Im Januar und Februar brachen die Wachstumsraten der Industrieproduktion, der Investitionen und der Einzelhandelsumsätze ein. „Das Wachstumsziel der Regierung von 7,5 Prozent ist nicht mehr zu erreichen“, sagt Keis.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s schätzt, dass chinesische Unternehmen Ende 2013 mit umgerechnet knapp zehn Billionen Euro in den Miesen standen – das entspricht 120 Prozent der Wirtschaftsleistung. Nun hoffen die Unternehmen, die Trusts und die Anleger, dass der Staat einspringt. So wie im Fall der „Shanxi Zhenfu Energy Group“.

„Zehn Prozent Zinsen pro Jahr – kein Risiko“, so bewarb die China Credit Trust, eine der größten Schattenbanken des Landes, Anfang 2011 das Produkt mit dem schillernden Namen Credit Equals Gold No. 1. Abnehmer fand die CCT reichlich. Das bei den Anlegern eingesammelte Geld, insgesamt rund drei Milliarden Yuan, umgerechnet rund 350 Millionen Euro, verlieh die Gesellschaft an die Shanxi Zhenfu Energy Group.

Rettung durch den Staat

Das Kohlebergbau-Unternehmen machte bei den damals recht hohen Kohlepreisen ordentlich Gewinn. Außerdem sollte Shanxi Zhenfu eine neue Mine in Luliang kaufen. Mehr als zehn Prozent Rendite, glaubte das Unternehmen, wären realistisch. Bei den staatlichen Banken war es schwer, an Kredite zu kommen. Also bediente sich das Unternehmen bei der CCT. Alle Beteiligten waren sich sicher: Das Geschäft würde funktionieren. Nur tat es das nicht – weder konnte Shanxi Zhenfu die Mine erwerben, noch blieben die Kohlepreise stabil. Zu allem Überfluss wurde auch noch der Hauptanteilseigner wegen Unterschlagung verhaftet. Als das Produkt zum chinesischen Neujahrsfest Anfang Februar fällig wurde, sprangen unbekannte Investoren ein und zahlten die Anleger aus.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%