Krieg in Syrien Türkische Soldaten bei russischem Luftschlag getötet

Der russische Luftangriff soll dem IS gelten, doch die Bomben töten türkische Soldaten. Erst im vergangenen Jahr hatten sich Moskau und Ankara ausgesöhnt - nachdem die Türkei ein russisches Flugzeug abgeschossen hatte.

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Tu-22M3-Bomber der russischen Luftwaffe Quelle: dpa

Die russische Luftwaffe hat in Nordsyrien versehentlich türkische Truppen bombardiert und drei Soldaten getötet. Der Luftschlag habe eigentlich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gegolten, teilten die türkischen Streitkräfte mit. Elf Soldaten seien beim Luftangriff auf ein Gebäude verwundet worden, einer davon schwer. Das Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte den Tod von drei türkischen Soldaten „als Folge des unabsichtlichen Angriffs eines russischen Flugzeugs“.

Der Kreml teilte mit, der russische Präsident Wladimir Putin habe seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan sein Beileid wegen des tragischen Zwischenfalls ausgedrückt, der den Tod mehrerer türkischer Soldaten bei der Stadt Al-Bab verursacht habe. Bei dem Telefonat sei ein Ausbau der militärischen Zusammenarbeit gegen den IS und andere extremistische Gruppen in Syrien vereinbart worden.

Die Nachrichtenagentur DHA hatte zuvor gemeldet, am Donnerstag seien bei Al-Bab mindestens fünf türkische Soldaten getötet worden. Unklar war zunächst, ob die Toten des Luftschlags darin enthalten waren. Bereits am Mittwoch waren bei den Kämpfen in der Region fünf türkische Soldaten gefallen. Seit dem Einmarsch in Nordsyrien im August sind damit mehr als 60 türkische Soldaten getötet worden.

Südwestlich von Al-Bab brachen erstmals Gefechte zwischen türkischen Truppen und Kräften der syrischen Regierung aus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Aus lokalen Rebellenkreisen hieß es, türkische Artillerie habe Beschuss der Regierungskräfte erwidert. Die Türkei und Rebellen liefern sich mit der Armee und ihren Verbündeten seit Tagen ein Wettrennen um Al-Bab. Die Stadt wird vom IS kontrolliert.

Die Türkei gehört zu den schärfsten Gegnern der Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, der von Russland unterstützt wird. Ankara treibt aber gemeinsam mit Moskau die Bemühungen um Friedensverhandlungen in Syrien voran. Der Kreml teilte nach dem irrtümlichen Bombardement mit, Russland und die Türkei wollten an diesen Bemühungen festhalten. In Syrien gilt seit Ende Dezember eine von den beiden Schutzmächten ausgehandelte Waffenruhe, von der der IS und andere extremistische Gruppen aber ausgenommen sind.

Nach einer monatelangen Krise wegen des Abschusses eines russischen Kampfjets durch die Türkei hatten sich Putin und Erdogan im vergangenen Sommer ausgesöhnt. Im Dezember war der russische Botschafter in Ankara erschossen worden. Bei dem Attentäter hatte es sich um einen Polizisten gehandelt.

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