Krieg in Syrien Zivilisten verlassen angeblich Rebellengebiete Aleppos

Laut syrischem Staatsfernsehen nutzen Dutzende Familien die Sicherheitskorridore aus der belagerten Stadt Aleppo. Auch einige Rebellen hätten sich ergeben, heißt es. Oppositionelle widersprechen dieser Darstellung.

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Über Sicherheitskorridore, die von russischen und Baschar Al-Assads Kräften organsiert wurden, sollen Zivilisten aus der umkämpften Stadt inzwischen fliehen können. Quelle: AFP

Beirut Mehr als 200 Menschen haben nach Darstellung der syrischen Staatsmedien und des russischen Militärs in den vergangenen Tagen die Rebellengebiete der umkämpften Stadt Aleppo verlassen. Zivilisten seien über die Sicherheitskorridore in Regierungsviertel gekommen, Rebellenkämpfer hätten sich ergeben, hieß es in einem Bericht des Staatsfernsehens am Samstag. Oppositionelle wie der Aktivist Baraa al-Halabi aus Aleppo stritten das ab. „Das ist ein Spiel des Regimes. Keine einzige Person ist gegangen.“

Um Aleppo tobt eine der längsten und erbittertsten Schlachten im syrischen Bürgerkrieg. Am 17. Juli zogen die Regierungstruppen den Belagerungsring um die einstige Millionenstadt enger, indem sie die Hauptstraße in die von Rebellen gehaltenen Viertel komplett unter ihre Kontrolle brachten. 300.000 Menschen sind seitdem dort eingeschlossen.

Für sie richteten die syrischen Truppen mit Unterstützung Russlands Sicherheitskorridore ein. Über diese hätten seit Donnerstag 169 Zivilisten und 69 Kämpfer die Rebellenviertel Aleppos verlassen, erklärte der russische Generalleutnant Sergej Tscharkow. Die syrische Regierung habe sechs Notlager eingerichtet, um die Flüchtenden unterzubringen.

Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von Dutzenden Frauen und Kindern, die angeblich im Regierungsviertel Salaheddine ankamen. Später seien sie in die Lager westlich von Aleppo gebracht worden. Auch auf den Aufnahmen zu sehen waren rund ein Dutzend junger Männer, die sich angeblich den Regierungstruppen ergaben. Ihre Gesichter waren vermummt, als sie mit erhobenen Armen auf die Regierungssoldaten zukamen. Präsident Baschar al-Assad versprach kürzlich Kämpfern, die sich in den kommenden drei Monaten ergeben, eine Amnestie.

Neben dem Aktivisten Baraa al-Halabi dementierten auch die Örtlichen Koordinationskomitees diese Berichte. Keine Zivilisten oder Rebellenkämpfer seien in Regierungsviertel gekommen. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte hingegen, es hätten sehr wohl einige die Rebellenviertel verlassen. Die Organisation konnte aber keine Zahlen nennen.

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