




Sicherlich werden die Krim-Bewohner diesen Sonntag in einem Referendum für den Anschluss an Russland stimmen. Längst laufen in Moskau die Planspiele, wie die Integration der Halbinsel praktisch zu bewältigen ist. Schon in wenigen Tagen könnte die Krim mit ihren 2,4 Millionen Einwohnern als 84. föderales Subjekt in die Russische Föderation aufgenommen werden. Und selbst wenn der Kreml dies hinauszögert und die Krim als Faustpfand gegen die EU-Annäherung missbraucht: Russlands Präsident Wladimir Putin dürfte – um mal eine abgegriffene Floskel zu bedienen – die Sektkorken knallen lassen. Würde er vielleicht auch gern, doch vom legendären Krimsekt wird auf der Krim selbst nicht viel zu finden sein.
Der Krimsekt ist das bekannteste Produkt, das auf ein funktionierendes Wirtschaftssystem auf der Krim schließen lässt. Doch weder der Zar noch die Sowjets haben jemals an den markenrechtlichen Schutz des Schaumweins gedacht – und so braut ihn seit dem Zerfall der Sowjetunion jeder Winzer den Krimsekt, wo und wie er will. Die wichtigsten Sektfabriken für den roten Brut finden sich heute in Odessa und in Kiew. Auf der Halbinsel selbst ist nur mehr das Weingut Massandra geblieben, das Ende des 19. Jahrhunderts mit der Massenproduktion des Krimsekts begann, weil es Zar Nikolaus II. so nach Krimsekt dürstete. Heute ist das Gut eher eine Attraktion für Touristen.
Überhaupt ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Krim. Jalta ist traditionell ein beliebter Badeort; die landschaftliche Schönheit und kulturelle Highlights wie das Museum der Jalta-Konferenz ziehen durchaus auch europäische Gäste an.
Mehr als drei Viertel der Besucher kommen allerdings aus der Ukraine – und etwa 15 Prozent aus Russland. Sofern nicht eine Welle des von Putins Medien erzwungenen Patriotismus die russischen Touristen auf die Krim treibt, dürfte dieser Sommer eher mau werden: Gäste aus der Ukraine werden sich künftig wohl seltener auf die Halbinsel verirren. Der Tourismus ist auch der Grund, weshalb die Krim mit 6,2 Prozent eine relativ niedrige Arbeitslosigkeit aufweist – deutlich unter dem ukrainischen Landesdurchschnitt von knapp acht Prozent (2013). Doch die Tourismusbranche zahlt nicht gut.