Krisengipfel in der Türkei Fünf Punkte, wie G20 die Weltwirtschaft reformieren muss

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Warum G20 eine Identitätskrise durchlebt

2. Von Schwellen- zu Industrieländern

Die Weltwirtschaft hat in den vergangenen Jahren von den beeindruckenden Wachstumszahlen vieler Schwellenländern enorm profitiert. Sie waren und sind Zugpferde für das globale Wirtschaftswachstum. Wenn China, Indien, Südafrika und Co. aber keine Strukturreformen einleiten, ist dieses Wachstum mittel- und langfristig in Gefahr, warnt Brookings-Experte Quereshi. Es sei wichtig, dass die Länder im großen Stil von Landwirtschaft auf Industrie umstellen, stärker in die (Aus-)Bildung ihrer Bevölkerungen investieren und ihre Länder wirtschaftlich und politisch öffnen.

3. Investitionen in Infrastruktur

Um weltweit Wachstum zu generieren, sind laut Brookings-Analyse Infrastruktur-Investitionen nötig. In den zurückliegenden zehn Jahren haben solchen Investitionen in Entwicklungsländern das Wachstum demnach um 1,6 Prozent angekurbelt. Simulationen der Weltbank zeigen, dass Investitionen das Wirtschaftswachstum in Entwicklungs- und Schwellenländer um bis zu 25 Prozent über einen Zeitraum von zehn Jahren steigern könnten. In den Industrienationen würde eine solche Politik zumindest dazu führen, Rezessionen hinter sich zu lassen. Das globale Wachstum könnte um sieben Prozent nach oben gehen.

4. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit

Langfristiges Wachstum führt zu einer Verringerung von Arbeitslosigkeit und eine produktivere und größere Arbeiterschaft führen zu langfristigem Wachstum. Damit in Industrieländern mehr Jobs entstehen können, empfiehlt Ökonom Quereshi, die Hürden zu senken, um in den Arbeitsmarkt gelangen zu können – ähnlich wie es Deutschland mit der Agenda 2010 vorgemacht hat. In Schwellenländern gehe es hingegen darum, ein Mittelmaß zwischen aufkommenden Sozialstandards, wirtschaftlichen Effizienzgedanken und speziellen Förderprogrammen für junge Arbeitnehmer zu finden.

5. Handelshemmnisse abbauen

„Die G20-Mitgliedsstaaten sollten sich an ihr Versprechen zu Beginn der Finanzkrise halten, von protektionistischen Maßnahmen abzusehen und solche abzubauen“, schreibt Quereshi im Brookings-Report. Eine wichtige Maßnahme: Weltweit oftmals umweltschädliche Subventionen für fossile Energieträger, Landwirtschaft oder Fischerei streichen beziehungsweise begrenzen. Daraus ergebe sich eine Win-Win-Situation, weil einheimische Unternehmen nicht bevorzugt und zugleich Gelder für Investitionen frei würden.

Aus Sicht von DGAP-Expertin Schmucker sollten sich die G20-Staaten künftig wieder auf solche Wirtschafts- und Finanzthemen konzentrieren. „G20 steckt in einer Identitätskrise. Einerseits soll es kein Krisenforum sein, andererseits werden dort immer aktuelle globale Probleme besprochen.“

Sind die G20 also überholt? Sollte sich die Gruppe auflösen? „Das wäre ein Fehler“, meint Schmucker. „Wenn es die G20 nicht gäbe, müsste die Runde erfunden werden. Es gibt sonst kein Forum, bei dem die Industrie- und Schwellenländer gleichberechtigt zusammenkommen.“

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