Kuba Zwischen Himmel und Hölle

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Wirtschaften und Leben auf Kuba

Dass Geld von außen investiert wird, wäre möglich, sofern es Fortschritte in der Rechtssicherheit, bei der Auftragsvergabe und letztendlich auch bei der Bezahlung gibt. „Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen überall auf der Welt Geschäfte machen wollen“, sagt selbst der kritische deutsche Kuba-Manager.

Um den Deutschen das Abenteuer Kuba zu erleichtern, ist Gunther Neubert im Oktober auf die Karibikinsel gezogen. Nach Stationen in Ecuador und Kroatien, baut Neubert derzeit das neue Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in Havanna auf. „Es ist natürlich eine besondere Herausforderung, nicht vergleichbar mit den vorherigen Aufgaben“, sagt Neubert. Doch die ersten Erfahrungen seien positiv und die Kubaner offen für Geschäfte mit Deutschen. „Der gute Ruf von ,made in Germany‘ ist auch auf Kuba bekannt“, so der Büroleiter. Insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien, in der Logistik und im Tourismus könnten deutsche Unternehmen lukrative Aufträge bekommen, glaubt Neubert. Bislang gäbe es nur rund 60 deutsche Niederlassungen vor Ort.

„Natürlich muss man einen langen Atem haben. Aber das kann sich lohnen“, wirbt Neubert. Vor allem in Zeiten, in denen die Anfangseuphorie der Amerikaner, Geschäfte mit Kuba zu machen, längst verflogen ist. „Die Konkurrenz besteht hauptsächlich aus Chinesen, Spaniern, Franzosen und Brasilianern, ist aber überschaubar.“

Ein Problem aber gäbe es, warnt der Wirtschaftsvertreter – nämlich mit dem lieben Geld. Der kubanische Staat nimmt sich bis zu zwei Jahre, um seine Rechnungen zu begleichen. Und das Geld fließt auch nur, wenn regelmäßig nachgefragt wird. „Wer abwartet, dass die Kubaner von alleine zahlen, wird ewig auf sein Geld warten“, sagt auch der kritische deutsche Spitzenmanager. Ob dieser es bereut habe, Deutschland zu verlassen, und nach Kuba zu gehen? Der gelernte Ingenieur schüttelt den Kopf. „Ich mag Herausforderungen.“ Und man müsse zwischen dem Wirtschaften und dem Leben auf Kuba unterscheiden. „Ersteres ist Hölle, Letzteres ist Himmel“, sagt er.

Das gilt vor allem für Ausländer mit Dollarkonto. Aber auch viele Kubaner haben sich mit ihrer Situation arrangiert. „Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Supermärkte leergefegt sind, und wir nur unregelmäßig Eier oder Nudeln kaufen können“, sagt Maximo López. Doch Hunger leide keiner, und irgendwie würden selbst Konsumgüter schon ihren Weg über das Ausland auf die Insel – vor allem über Panama und Russland – finden. „Dank Freunden und Familie im Ausland, die Geld in die Heimat schicken, können sich viele Einheimische in Havanna ein bescheidenes, aber zufriedenes Leben aufbauen und erstaunlich viele Güter auf dem Schwarzmarkt in Havanna kaufen“, sagt Maximo López. Auf dem Land hingegen sei die Lage anders und die Armut teils gravierend.

Auch Stadtführer Ernesto kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben – obwohl der Staat seine Karriere gleich mehrmals ausbremste. „Es gibt viele gute Dinge hier. Kuba ist eines der sichersten Länder der Region“, zählt er neben den bekannten Vorteile des mietfreien Wohnens und der kostenlosen Ausbildung eine weitere Stärke auf. Nachts könne er beruhigt beschwipst von der Disko aus nach Hause laufen. In anderen Ländern der Region undenkbar. Dank seines neuen Jobs kann sich Ernesto auch den Eintritt in dem Nachtclub inzwischen locker leisten. „Und ein Mojito ist auch noch drin“, sagt er und lächelt breit. Mehr brauche er nicht, um glücklich zu sein.

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