Landwirtschaftsminister So will Kasachstan in die Agrar-Lücke stoßen

Kasachstans Landwirtschaftsminister Jerbol Karaschukejew Quelle: PR

Zu den Opfern des russischen Krieges in der Ukraine gehören viele Millionen Menschen in der Welt, für die sich Essen unerschwinglich verteuert. Nun bietet sich Kasachstan an. „Wir haben die größten Reserveflächen für die Welternährung“, wirbt Landwirtschaftsminister Jerbol Karaschukejew.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

WirtschaftsWoche: Herr Karaschukejew, welchen Beitrag kann Kasachstan zur Versorgung der Welt mit Nahrungsmitteln leisten? 
Jerbol Karaschukejew: Wir stehen beim Weizenexport weltweit auf Platz neun, bei Weizenmehl sogar auf dem ersten Rang und bei Ölsaaten wie Raps, Sonnenblumen und Lein an vierter Stelle. Kasachstan hat aber noch sehr viel Potenzial ...

... auch um die Lücke zu füllen, die die Ukraine und Russland derzeit wegen des Krieges reißen?
Wir haben, wie gesagt, großes Potenzial. Mein Land verfügt über 220 Millionen Hektar landwirtschaftlich nutzbare Fläche.

Das ist ein Vielfaches von den gut 16 Millionen Hektar in Deutschland.
Ja, aber wir haben ein viel trockeneres Klima und viele Flächen werden noch nicht bewässert. 67 Millionen Hektar liegen derzeit sogar weitgehend brach oder werden von Viehherden extensiv beweidet, weil sich eine intensive Bewirtschaftung bisher nicht lohnt. Wir haben die größten Reserveflächen für die Welternährung. Aber was wir brauchen, sind Know-how und technische Mittel. Das erkennen Sie auch daran, dass bei uns der Flächenertrag bei Weizen zwischen 10 und 14 Dezitonnen pro Hektar liegt.

Deutsche Unternehmen suchen eine Alternative zu Russland. Kasachstan umwirbt Investoren mit Rohstoffen und bis zu 25 Jahren Steuerfreiheit. Allerdings gibt es ein paar ernste Probleme.
von Christian Ramthun

In Deutschland waren es zuletzt 70 Doppelzentner. Wie sehr könnten Sie den Ertrag steigern?
Realistisch wären 20 Prozent mehr Ertrag in den nächsten fünf Jahren. Damit wären wir zwar auch noch weit von den 50 Dezitonnen in der Ukraine entfernt, aber dort sind die Böden und Klimabedingungen auch viel besser. 

Welchen Beitrag kann Deutschland zur Entwicklung der kasachischen Landwirtschaft leisten?
Ich habe darüber am Rande der Grünen Woche in Berlin mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gesprochen. Was wir vor allem brauchen sind bilaterale Kooperationsprojekte in der Landtechnik und bei der Qualifizierung von Arbeitskräften, um insbesondere die Milch- und Pflanzenproduktion erhöhen und eine Verarbeitungsindustrie aufbauen zu können. Denn wegen der Transportschwierigkeiten lohnt es sich beim Export mehr, höherwertige, veredelte Agrarerzeugnisse auszuführen.



Sind Sie mit der Zusammenarbeit mit Deutschland zufrieden?
Wir führen gerade über 30 internationale Projekte im Volumen von 3,6 Milliarden US-Dollar durch. Der Anteil mit deutscher Beteiligung ist hier allerdings noch sehr gering. Trotzdem möchte ich die Kooperationen mit den deutschen Landmaschinenherstellern Claas und Deutz-Fahr loben. Und ich möchte auf die ausgesprochen attraktiven Investitionsbedingungen hinweisen. Dazu gehören bis zu 25 Jahre Steuerfreiheit.

Wohin exportiert Kasachstan seine Agrarprodukte?
Wir beliefern vor allem die anderen zentralasiatischen Staaten und China. Nach Europa geht relativ wenig Ware wegen der logistischen Probleme. Aber dafür handelt es sich um ausgesprochen hochwertige Ware. Italien bezieht von uns beispielsweise hervorragendes Pastamehl, rund 160.000 Tonnen im Jahr. Und da wir seit 30 Jahren kaum Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger einsetzen, verfügen wir über viele Bioflächen und können beste Bioware liefern.

Großaktionär des Brokers Flatex „Ich habe möglicherweise zu lange zugesehen“

Der Unternehmer Bernd Förtsch ist Großaktionär von Deutschlands wichtigstem Broker Flatexdegiro: In beispielloser Offenheit seziert er jetzt die Fehler des Konzerns. Und kündigt Konsequenzen für den Vorstandschef an.

Edelmetall Bekommt das Finanzamt von meinem Goldverkauf etwas mit?

Ein Anleger fragt sich, ob er Gold auch steuerfrei verkaufen kann, wenn er keinen Nachweis zum Kauf hat. Würde das Finanzamt überhaupt etwas mitbekommen, wenn er einen Verkauf nicht meldet?

Geldanlage Wie lege ich 100.000 Euro renditestark an?

Eine Anlegerin will eine sechsstellige Summe investieren. Soll sie alles auf Aktien setzen oder besser eine Wohnung zur Vermietung kaufen? Und was ist mit Gold?

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Ein großes Problem ist die Binnenlage Ihres Landes. Wie können Sie die Waren nach Europa transportieren?
Bisher ging vieles via Russland. Inzwischen nutzen wir verstärkt die transkaspische Route über Aserbaidschan. Ansonsten beliefern wir hauptsächlich unsere asiatischen Nachbarländer und leisten dort unseren Beitrag zur Ernährungsversorgung.

Lesen Sie auch: Mit Rohstoffen, Ackerland und Sonderkonditionen wirbt Kasachstan um Investoren – insbesondere aus Deutschland. Manche Unternehmer wittern die Chance, um weiter mit Russland zu dealen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%