Leitzins bleibt niedrig Trotz Inflationssorgen: Fed bestätigt ultralockere Geldpolitik

Die US-Notenbank bleibt bei ihrer sehr lockeren Geldpolitik. Quelle: dpa

Die US-Notenbank Fed hält den Leitzins trotz steigender Inflation niedrig und bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik. Allerdings signalisiert die Fed, dass Zinserhöhungen früher kommen könnten, als bislang erwartet.

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Die US-Notenbank Fed hat ihre sehr lockere Geldpolitik bestätigt. Der Leitzins bleibe in der Spanne von null bis 0,25 Prozent, teilte die Notenbank am Mittwoch in Washington nach ihrer Zinssitzung mit. Ökonomen hatten mit der Entscheidung gerechnet. Ziel der lockeren Linie ist es, die US-Wirtschaft in der Corona-Pandemie zu stützen. Ihre Geldspritzen in Höhe von monatlich 120 Milliarden Dollar wollen sie beibehalten, bis erhebliche Fortschritte bei Preisstabilität und Beschäftigung erreicht sind.

Beobachter erwarteten, dass Fed-Chef Jerome Powell auf der Pressekonferenz einen kleinen Einblick in die internen Debatten über einen Fortbestand der Krisenpolitik geben dürfte. Mit konkreten Signalen für ein Zurückfahren der Anleihenkäufe wurde jedoch nicht gerechnet. „Sollte die Fed nun von solchen Signalen absehen, wird es möglicherweise bei der alljährlichen Notenbank-Konferenz in Jackson Hole Ende August soweit sein“, so die Einschätzung von KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Trotz des bereits kräftigen Aufschwungs nach der Krise ist die Fed noch längst nicht am Ziel: So blieb die Aufholjagd am Jobmarkt nach den massiven Stellenverlusten vom vorigen Frühjahr zuletzt hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück. „Fed-Chef Powell dürfte betonen, dass es aufgrund der langsameren Erholung am Arbeitsmarkt zu früh ist, über eine geldpolitische Trendwende zu diskutieren“, so die Erwartung von Analyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

von Malte Fischer, Julian Heißler, Rüdiger Kiani-Kreß, Annina Reimann, Peter Steinkirchner

Die Notenbanker gaben sich zudem zuversichtlicher für die heimische Volkswirtschaft und signalisierten eine etwas frühere Straffung ihrer extrem lockeren Geldpolitik. Wie aus Zinsprognosen der Notenbanker vom Mittwoch hervorgeht, könnten die Leitzinsen im Jahr 2023 zweimal um insgesamt einen halben Prozentpunkt steigen. Bisher sah diese Prognose eine unveränderte Geldpolitik mit Leitzinsen nahe der Nulllinie vor. Immerhin sieben Währungshüter sind mittlerweile sogar der Ansicht, dass eine Straffung schon nächstes Jahr kommen könnte.

Die Aussicht auf frühere US-Zinserhöhungen als bislang erwartet gibt dem US-Dollar Auftrieb. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, steigt um 0,5 Prozent auf 91,009 Punkte von 90,554 Zählern unmittelbar vor Bekanntgabe des Fed-Entscheids. Die US-Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 bauten dagegen ihren Verluste aus und verloren bis zu ein Prozent.

Nicht nur die Zinsprognose wurden angehoben, auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und die Inflation fallen teilweise höher aus. So rechnet die Fed für dieses Jahr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum um 7,0 Prozent anstatt der bisher erwarteten 6,5 Prozent. Die Projektion für 2023 fällt ebenfalls etwas günstiger aus. Die Inflationserwartung wurde für die Jahre 2021 bis 2023 angehoben.

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Auch wenn die Fed den Leitzins nicht antastete, justierte sie beim Schlüsselsatz für die bei ihr deponierten Überschussreserven der Banken nach: Der im Fachjargon IOER genannte Satz wurde leicht auf 0,15 von 0,1 Prozent erhöht. Die Maßnahme gilt als Versuch, den am Interbankenmarkt fälligen Preis des Geldes stärker an die Mitte der angepeilten Leitzins-Spanne anzunähern. Zuletzt lag er eher im unteren Bereich des Korridors.

Mehr zum Thema: Nach dem Coronaschock steigt die Nachfrage, zudem treibt staatliche Regulierung die Preise. Die Zentralbanken aber pumpen ungebremst weiter – und keiner weiß, wie sie das Geld wieder reinholen wollen.

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