Libanon Der Tourist als Aufbauhelfer

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Der wirtschaftliche Neubeginn

Tanz auf dem Vulkan - Beirut will an seine alte Tradition als

Im Großraum Beirut leben rund zwei Millionen Menschen und damit gut die Hälfte aller Einwohner des Libanon. In Ausgehvierteln wie Gemmayzeh oder dem französisch geprägten Christen-Kiez Aschrafijeh ballen sich Szenekneipen und formidable Restaurants. Immer mehr Shoppingmalls wachsen aus dem Boden, rund um die Einkaufsmeile im wuseligen Viertel Hamra gibt es so viele Juweliere wie in deutschen Städten Apotheker. Hamra zählt zudem zu den wenigen Stadtteilen, in denen sich die Religionen mischen. Im Libanon gibt es insgesamt 18 Religionsgemeinschaften, die sich die politischen Ämter nach strengem Proporz aufteilen. Der Anteil der Christen liegt mit offiziell 50 Prozent (freilich: eine Zahl, die auf der letzten Volkszählung aus dem Jahr 1932 beruht) so hoch wie in keinem anderen Staat des Nahen Ostens.

BIP wächst

Die religiösen Demarkationslinien in Beirut verlaufen so: Im Westen leben vornehmlich Muslime und im Osten die Christen. In die südlichen Stadtteile Beiruts fahren die Taxifahrer gar nicht oder nur zum dreifachen Preis. Hier regiert – wie im gesamten Süden des Libanon – die militante Schiitenorganisation Hisbollah, ein unberechenbarer und vom Iran protegierter Staat im Staate. Doch trotz der komplizierten innenpolitischen Gemengelage zeigen sich zaghafte Pflänzchen eines wirtschaftlichen Neubeginns: Zwischen 2007 und 2010 wuchs die libanesische Wirtschaft im Schnitt um acht Prozent. Nach einem Einbruch im vergangenen Jahr auf 1,5 Prozent rechnen Ökonomen für 2012 wieder mit einem BIP-Zuwachs von 3,4 Prozent.

Hoffen auf Touristen

Künftig soll nach dem Willen der Regierung vor allem der Tourismus dem Land zu neuer Blüte verhelfen – obwohl sich die libanesischen Mittelmeerstrände in bedauernswertem Zustand befinden und die Straße von Beirut nach Sidon zu den reizlosesten Küstenstrecken der Welt gehören dürfte. Der Libanon kann nicht nur mit einem Unesco-Weltkulturerbe dienen (den Tempeln von Baalbek), sondern auch mit einem Skigebiet, nur eine Autostunde vom Meer entfernt. Bis 2015 sollen 14 neue Hotels in Beirut entstehen. Hilton baut bis Ende des Jahres zwei bestehende Häuser zu Luxusherbergen um. Die Kempinski-Gruppe steckt 200 Millionen Dollar in ein Ferienresort am Beiruter Strand, ungeachtet der Tatsache, dass in der Küstenregion das Abwasser der Millionenstadt ungeklärt ins Meer fließt. Der Münchner Reiseveranstalter FTI, der als einer der wenigen deutschen Anbieter den Libanon im Angebot hat, registriert seit Jahresbeginn „einen Anstieg an Buchungen für den Sommer 2012“.

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