London Fahrzeug fährt in Gruppe von Muslimen

Bei einem Vorfall im Norden von London werden mehrere Menschen von einem Van angefahren – mindestens ein Mensch stirbt. Laut Polizei gibt es eine Festnahme. Zwei muslimische Verbände sprechen von Islamhass.

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Polizeiaufgebot in London: In der Nacht ist im Stadtteil Finsbury in der Nähe einer Moschee ein Fahrzeug in eine Menschengruppe gefahren. Quelle: Reuters

London Bei einer Fahrt eines Vans in mehrere Fußgänger im Norden von London ist der Polizei zufolge ein Mensch gestorben. Das teilte die Behörde am Montagmorgen mit. Anti-Terror-Ermittler untersuchten das Ereignis vom frühen Montag. Schon zuvor hatte sie von einem „schweren Zwischenfall“ gesprochen. Der Rettungsdienst von London gab bekannt, dass mehrere Menschen verletzt ins Krankenhaus gebracht worden seien. Augenzeugen beobachteten, wie mindestens eine Person vor Ort medizinische Betreuung bekam.

Dem Fernsehsender Sky News und anderen britischen Medien sagten sie zudem, sie hätten den Eindruck gehabt, dass das Fahrzeug die Menschen mit Absicht getroffen hätte. Die Polizei bestätigte das nicht.

Die Polizei hatte nach eigenen Angaben in der Nacht zum Montag gegen 00.20 Uhr (Ortszeit, 01.20 Uhr MESZ) die ersten Notrufe erhalten. Die Einsatzkräfte wurden daraufhin zum Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road geschickt, mehrere Opfer würden dort versorgt. Aus den Informationen ging nicht hervor, ob es sich bei den Opfern um Verletzte oder Tote handelte. Der Stadtteil Finsbury liegt nördlich des Zentrums von London.

Mohammed Shafiq von der Ramadan-Stiftung, einer muslimischen Organisation, sagte ebenfalls, dass es sich aufgrund der Aussagen der Augenzeugen offenbar um einen Angriff auf unschuldige Muslime gehandelt habe. Der Rat der Muslime in Großbritannien brachte via Twitter Islamhass als mögliches Motiv ins Spiel. Die Gläubigen seien von dem Van gerammt worden, nachdem sie die Moschee am Finsbury Park nach Gebeten verlassen hätten. Das Gremium erklärte, seine Gebete seien mit den Opfern des Vorfalls.

Die britische Premierministerin Theresa May bezeichnete das Ereignis als „schrecklichen Vorfall“. Ihre Gedanken seien bei den Verletzten, deren Angehörigen sowie den Rettungskräften vor Ort, ließ sie über ihr Büro am Montagmorgen mitteilen. Auch Oppositionsführer Jeremy Corbyn zeigte sich nach dem Vorfall schockiert. Bei Twitter schrieb er, Kontakt mit den Moscheen und der Polizei aufgenommen zu haben - das Ereignis sei entsetzlich.

In der Nachbarschaft rund um den Park und die Seven Sisters Road befinden sich zwei Moscheen. Zur Zeit des Ereignisses dürften mehrere Hundert muslimische Gläubige unterwegs gewesen sein, weil im Zuge des Fastenmonats Ramadan derzeit nach Einbruch der Nacht unter anderem Gebete verpflichtend sind.

Die Gegend rund um die Seven Sisters Road wurde für den normalen Verkehr gesperrt. Ein Helikopter kreiste.

Die Moschee Finsbury Park wurde nach den US-Anschlägen am 11. September 2001 mehrere Jahre lang mit extremistischer Ideologie in Verbindung gebracht, doch schließlich geschlossen und neu organisiert. Seit mehr als zehn Jahren gab es keine Verbindungen mehr zu radikalem Gedankengut.

Die Terrorwarnstufe in Großbritannien steht auf „ernst“, der zufolge Anschläge im Land sehr wahrscheinlich sind. Vor etwas mehr als zwei Wochen waren Angreifer mit einem Van in Passanten auf der London Bridge hineingefahren. Anschließend attackierten sie andere Fußgänger am nahegelegenen Borough Market mit Messern. Die drei Attentäter wurden von der Polizei getötet. Auch die Stadt Manchester wurde getroffen, als ein Selbstmordattentäter bei einem Anschlag auf ein Popkonzert mehr als 20 Menschen mit in den Tod riss.

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