Lukaschenko Terror gegen unser eigenes Volk“ – Weiteres Führungsmitglied der weißrussischen Opposition festgenommen

Von unbekannten Maskierten aus seiner Wohnung verschleppt: Der Oppositionelle Maxim Snak wurde festgenommen – wie die meisten anderen Lukaschenko-Kritiker.

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Seit Wochen demonstriert das weißrussische Volk gegen Machthaber Lukaschenko. Quelle: dpa

Die belarussischen Behörden haben eines der letzten noch auf freiem Fuß befindlichen Führungsmitglieder des Widerstands gegen Machthaber Alexander Lukaschenko festgenommen. Mit Ski-Masken vermummte Personen holten Anwalt Maxim Snak am Mittwoch aus dem Büro des oppositionellen Koordinationsrats, der Demonstrationen gegen Lukaschenko organisiert, wie Snaks Partner Gleb German mitteilte. Snak habe nur noch das Wort „Masken“ tippen können, bevor ihm sein Handy abgenommen worden sei.

Nicht identifizierte Personen drangen außerdem in die Wohnung der Lukaschenko-kritischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ein, wie es weiter hieß. Sie war im August bereits von Ermittlern vernommen worden, die eine strafrechtliche Untersuchung gegen Mitglieder des Koordinationsrats eröffnet hatten.

Der Vorwurf lautete: Untergraben der nationalen Sicherheit, weil zu einem Machttransfer aufgerufen wurde. Bereits damals wurden mehrere Mitglieder des Koordinationsrats festgenommen. Die gegen Lukaschenko angetretene Kandidatin Swetlana Tichanowskaja reiste nach der Wahl am 9. August nach Litauen aus.

Tichanowskaja war im Wahlkampf von zwei weiteren führenden Bürgerrechtlerinnen, Veronika Zapkala und Maria Kolesnikowa, unterstützt worden. Kolesnikowa wurde am Montag in Minsk festgenommen und am Dienstag mit zwei weiteren Mitgliedern des Koordinationsrats an die ukrainische Grenze gefahren. Im Niemandsland zerriss Kolesnikowa Berichten zufolge ihren Pass in kleine Teile, womit die Ausweisung für die belarussischen Behörden unmöglich geworden sei. Sie wurde festgenommen, ihr Verbleib war aber zunächst unklar. Am Mittwoch teilte denn Kolesnikowas Vater mit, Ermittler hätten ihn informiert, dass sie in einem Gefängnis in Minsk sei.

Alexijewitsch wies in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung Lukaschenkos Sicht der Dinge zurück, Oppositionelle versuchten ihn mit ausländischer Hilfe zu stürzen. „Wir haben keinen Putsch vorbereitet, wir haben versucht, einen Riss in unserem Land zu vermeiden“, sagte sie.

„Sie (Lukaschenkos Leute) haben unser Land gestohlen und jetzt versuchen sie, die Besten von uns zu entführen. Aber Hunderte andere werden kommen, um die zu ersetzen, die aus unseren Reihen genommen wurden. Es war nicht der Koordinationsrat, der rebellierte, es war das ganze Land, das aufgestanden ist.“ Zu Lukaschenkos Vorgehen sagte sie: „Das ist Terror gegen unser eigenes Volk.“

Nach offiziellem Ergebnis erhielt der seit 26 Jahren autoritär herrschende Lukaschenko bei der Präsidentenwahl rund 80 Prozent der Stimmen. Die Opposition spricht von Wahlfälschung.

Am Dienstagabend löste die Polizei eine Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern auf, wie das Menschenrechtszentrum Wjasna mitteilte. Mindestens 45 Personen seien festgenommen worden.

Mehr: Mehr als 100.000 Menschen demonstrieren trotz Verbot und vieler Festnahmen. Der Staatschef verbarrikadierte sich derweil in seiner Residenz.

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