Majestät lässt fördern So buhlt Thailands exzentrischer König um deutsche Investoren

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Optimale Bedingungen für den Mittelstand

Die deutsche Kommandozentrale befindet sich im Hilton. Eine ganze Etage sollen die Thais hier belegen. Bis Ende 2016, als Vajiralongkorn das Anwesen am Starnberger See kaufte, wohnte er auch die meiste Zeit in der Edelherberge am Airport. Die Villa am See ist dennoch zweifelsohne geräumiger. Der ockerfarbene Prachtbau hat 1500 Quadratmeter Wohnfläche, das Grundstück misst 5600. Der Park fällt steil zum Wasser ab, niemand kann und soll die Ruhe stören. Auf dem Klingelschild steht Max Mustermann. Von diesem anonymen Bunker aus dirigiert er die Rettung seiner Wirtschaft.

Eine, die die Anordnungen des Monarchen aus Tutzing ausführen muss, ist Duangjai Asawachintachit, Generalsekretärin des Thailändischen Board of Investment, der obersten Wirtschaftsförderungsbehörde des Königreichs. An einem stickig-heißen Februarvormittag sitzt Duangjai in einem eisig klimatisierten Konferenzzimmer im Zentrum von Bangkok. In rascher Folge wirft die Funktionärin Folien an die Wand und betet artig die Vorteile herunter, die ihr Land Unternehmen aus Deutschland bietet. Fast 60 Milliarden Dollar werde Thailand in den kommenden Jahren in den Ausbau der Infrastruktur investieren, den überwiegenden Teil in die Modernisierung des Schienennetzes. „Damit sinken die Logistikkosten der Unternehmen“, sagt Duangjai. Auch bei den Steuern ging es in den vergangenen Jahren runter: Die Körperschaftsteuer hat die Regierung um zehn Prozentpunkte gesenkt. Wer in Hightechbranchen investiert, genieße weitere Vorteile: Bei der Einfuhr von Maschinen und Ausrüstung entfallen die Einfuhrzölle; von der Körperschaftsteuer werden die Unternehmen befreit.

Perfekte Bedingungen für die deutsche Exportwirtschaft also. Ende vergangenen Jahres eröffnete Bosch bereits sein drittes Werk in Thailand. In der neuen Fabrik, 130 Kilometer östlich von Bangkok, will der Autozulieferer Einspritzpumpen bauen, bis 2020 soll die Belegschaft dort auf 800 Mitarbeiter wachsen. Über einen Zeitraum von vier Jahren hat Bosch 94 Millionen Dollar investiert. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen schon heute 1350 Mitarbeiter im Land.

Auch Konkurrent Continental baut derzeit. Von 2019 an sollen gut 900 Mitarbeiter in Thailand Pkw- und Lkw-Reifen für ganz Asien produzieren: vier Millionen Stück im Jahr. Audi verkauft seine Pkws seit Kurzem über einen thailändischen Vertriebspartner, um die Marke im Land zu positionieren. Später, so die Überlegungen in Ingolstadt, könnte man im Land gar eine eigene Fertigung hochziehen. Seine Exzellenz König Vajiralongkorn würde das freuen. BMW und Mercedes sind schon seit Jahren da.
Doch nicht nur Deutschlands Autohersteller und die Zulieferer zieht es in jüngster Zeit nach Thailand. Grohe, Hersteller für Badarmaturen aus Düsseldorf, hat Ende vergangenen Jahres ein neues Werk in Betrieb genommen, will hier einmal zwölf Millionen Mischarmaturen und Teile produzieren – jedes Jahr. Aus den derzeit 1700 Mitarbeitern sollen in drei Jahren 2500 werden.

Sein bislang bestes Geschäftsjahr in Thailand hatte 2017 Siemens. Erst im Dezember hat der Konzern den Zuschlag für den Bau eines Flughafenzuges am Airport der Hauptstadt bekommen. Und auch wenn bei den großen Schienenbauprojekten immer öfter Konsortien aus China und Japan zum Zuge kommen: Wenn es um die anspruchsvollen Komponenten wie etwa die Steuerungstechnik geht, sind die Münchner noch immer gut im Geschäft, ebenso bei der Wartung von Zügen. So erledigt Siemens mitunter nicht nur den Bau, sondern bekommt zudem immer wieder lukrative Service- und Betreiberverträge zugeschanzt. Made in Germany steht beim König hoch im Kurs.

Doch so sehr sich Thailands Monarch ein noch stärkeres Engagement deutscher Investoren wünschen mag – bisweilen steht sich Vajiralongkorn auch selbst im Weg. Die vor knapp zwei Jahren verabschiedete Verfassung räumt dem König weitreichende Befugnisse ein. Das führt allerdings dazu, dass er sich inzwischen in beinahe jede Kleinigkeit einmischt. „Fast jede Personalentscheidung in thailändischen Behörden geht über Tutzing“, heißt es in deutschen Wirtschaftskreisen, „darum geht vieles nur sehr langsam voran.“

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