Malaysia-Airlines-Flug MH 17 Eine Absturzursache, keine Täter

Der niederländische Sicherheitsrat hat einen Zwischenbericht zum Absturz der MH 17 veröffentlicht. Neue Erkenntnisse bringt der Bericht nicht. Allerdings bestätigt er, dass ein Abschuss die Ursache des Absturzes war.

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Prorussische Separatisten kontrollieren den Zugang zum Unglücksort. Quelle: AP

Der Flug MH 17 ist nach dem Beschuss durch „hochenergetische Objekte“ abgestürzt. Demnach durchbohrten sie das Flugzeug von außen. Die Wrackteile schlugen nahe der ostukrainischen Städte Rozsypne und Hrabove verteilt auf. Daraus schließen die Ermittler des niederländischen Sicherheitsrats, dass das Flugzeug noch in der Luft zerstört wurde. So steht es in dem Zwischenbericht der Sicherheitsbehörde, der rund sieben Wochen nach dem Absturz des Passagierflugzeugs über der Ostukraine, veröffentlich wurde. Darin schließen die Ermittler einen technischen Defekt oder ein Fehlverhalten der Besatzung als Absturzursache aus.

Keine Ermittlungen vor Ort

Allerdings konnten die Niederländer nur auf eine sehr begrenzte Datenbasis zurückgreifen. Ermittlungen unmittelbar an der Absturzstelle waren wegen der anhaltenden Konflikte zwischen Separatisten und der ukrainischen Armee bisher nicht möglich. Sobald die Sicherheitslage es zulasse, solle dies nachgeholt werden.

Ein Land steht still für 40 Leichenwagen
Als die Flugzeuge landen, läuten die Kirchenglocken. Dann steht von Groningen bis Maastricht das Leben still. Züge und Busse stoppen, Radio und Fernsehen verstummen, in den Supermärkten wird nicht kassiert. Die Bürger bleiben auf den Straßen und an den Grachten stehen. Und über den Niederlanden fliegen in dieser Zeit keine Flugzeuge. Quelle: AP
Gleich neben den schweren Militär-Maschinen sitzen die Trauergäste: Das niederländische Königspaar (2.v.l.), Ministerpräsident Mark Rutte (r.), Minister, Abgeordnete und auch Vertreter aus den übrigen Herkunftsländern der 298 Opfer der Katastrophe. Quelle: dpa
Ein Trompeter bläst einen letzten Gruß. Dann herrscht Stille. Ein ganzes Land schweigt – eine Minute lang. Quelle: dpa
Der niederländische Außenminister Frans Timmermans (r.) tröstet Angehörige der umgekommenen Passagiere. Vor dem UN-Sicherheitsrat hatte er den schleppenden Verlauf der Bergungsaktion kritisiert: „Bis an mein Lebensende werde ich nicht verstehen, warum es so lange gedauert hat, bis den Rettern erlaubt wurde, ihre schwierige Arbeit zu machen und dass die Leichen von Menschen für ein politisches Spiel missbraucht wurden.“ Quelle: REUTERS
Die Ankunft der Opfer in den Niederlanden ist die erste Etappe auf einem langen Weg. Die Suche nach den Ursachen geht weiter, und dann wollen die Niederlande auch die Schuldigen vor Gericht bringen. Quelle: REUTERS
Für die Angehörigen ist nun ein Ende gekommen nach langen quälenden Tagen des politischen Geschachers um ihre Liebsten. Das ganze Land will ihnen zeigen, dass sie nicht alleine stehen. Tausende säumen die Straßen, über die die 40 Leichenwagen fahren. Quelle: dpa
Am vergangenen Donnerstag war Flug MH17 der Malaysia Airlines aus Amsterdam abgeflogen mit dem Ziel Kuala Lumpur. 15 Besatzungsmitglieder und 283 Passagiere an Bord - die meisten wollten in den Urlaub fahren. Wenige Stunden später stürzte die Maschine über der Ostukraine ab. Vermutlich von einer Rakete getroffen. Quelle: dpa

Die Untersuchungen basieren auf Fotos, die die ukrainische NBAAI (National Bureau of Air Accidents Investigation of Ukraine) zwischen dem 19. und dem 21. Juli aufnahm – also erst Tage nach dem Absturz. In der Zwischenzeit sollen Separatisten Beweise vernichtet haben.

Weitere Erkenntnisse brachte die Auswertung der 30-minütigen Aufnahme des Cockpit Voice Recorders. In der Kommunikation im Cockpit habe es nichts Auffälliges gegeben, was auf eine Notsituation hingedeutet hätte.

Das Passagierflugzeug war am 17. Juli in Amsterdam gestartet, der Zielort war die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Laut Bericht deutet alles auf die vollständige Funktionsfähigkeit des Passagierflugzeugs zum Startzeitpunkt hin. Erst im April war es inspiziert worden.

Es gab keinen Notruf

Bis 13:20:03 Uhr (UTC) sei der Flug normal verlaufen – dann brach der Kontakt mit der ukrainischen Luftfahrtbehörde abrupt ab. In den folgenden Minuten sei kein weiterer Kontakt mehr möglich gewesen. Ein Notruf der Crew sei bei der Flugsicherheit ebenfalls nicht eingegangen.

Bei dem Absturz starben alle 283 Passagiere sowie die 15 Crewmitglieder. Unter den Toten waren 193 Niederländer, weswegen die Niederlande die Untersuchungen leiten.

Fünf wichtige Untersuchungsergebnisse zum Absturz von MH17

Die jetzigen Erkenntnisse bilden nur ein Zwischenfazit. „Weitere Untersuchungen werden notwendig sein, um die Ursache präziser festzustellen“, sagte Tjibbe Joustra, der Vorsitzende des Sicherheitsrats. Den endgültigen Bericht will die Behörde innerhalb eines Jahres nach dem Absturz veröffentlichen.

Telefonate belasten Separatisten

Die Schuldfrage wird auch im Abschlussbericht nicht geklärt. Man stelle über die Frage der Schuld keine Untersuchungen an, heißt es auf der Website der Sicherheitsbehörde. Das soll die strafrechtliche Untersuchung – ebenfalls unter niederländischer Führung – leisten. Zehn Staatsanwälte befassen sich mit dem Fall. Allerdings konnten auch sie den Absturzort noch nicht inspizieren.

Russland und die Ukraine gaben sich gegenseitig die Schuld an dem Absturz. Die westlichen Länder und die Ukraine sind sich mittlerweile sicher, dass Separatisten für den Absturz verantwortlich sind. Das ergaben Untersuchungen des ukrainischen Inlandsgeheimdiensts, der Telefonate von Separatisten auswertete.

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