McMaster Rebell in Uniform

Mit Donald Trumps Entscheidung, McMaster zum Sicherheitsberater zu machen, dürften auch viele Kritiker des US-Präsidenten einverstanden sein: Der 54-Jährige unterscheidet sich deutlich von seinem umstrittenen Vorgänger.

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US-Präsident Donald Trump macht Herbert Raymond McMaster zum neuen Nationalen Sicherheitsberater: Der 54-Jährige ist einer der angesehensten Denker der amerikanischen Streitkräfte Quelle: Reuters

Washington Eine Woche nach dem erzwungenen Rücktritt des umstrittenen Generals Michael Flynn hat US-Präsident Donald Trump einen neuen Sicherheitsberater: H.R. McMaster, 54 Jahre alt, ebenfalls ein General. Es ist eine Entscheidung, mit der auch die vielen Kritiker der Trump-Regierung gut leben können.

Denn bis auf den militärischen Rang gibt es kaum Gemeinsamkeiten zwischen dem analytischen McMaster und seinem kriegstreiberischen, impulsiven und islamophoben Vorgänger. McMaster ist einer der angesehensten Denker der amerikanischen Streitkräfte, Autor eines Standardwerks über die amerikanische Niederlage in Vietnam und einer der führenden Köpfe hinter dem Strategiewechsel, mit dem es dem US-Militär vor zehn Jahren gelang, den besetzten Irak zwischenzeitig zu stabilisieren.

2006 vertrieben McMaster und seine Truppen Aufständische aus der irakischen Stadt Tal Afar, im nächsten Schritt erlangten sie das Vertrauen der Einheimischen und konnten mit dem Wiederaufbau beginnen. Der Erfolg von Tal Afar legte den Grundstein für das Dreistufenkonzept „clear, hold and build“ – erobern, halten und aufbauen –, das die Wende im Irakkrieg einleitete. Da McMaster und seine Einheit Tal Afar anfangs ohne Absprache mit Washington freikämpften, adelte das Intellektuellen-Magazin „New Yorker“ sie als „Rebellen gegen eine wirre Strategie“.

Die Marke Donald Trump

In seiner neuen Rolle als Sicherheitsberater wird McMaster wieder als Rebell gefragt sein, wobei das Chaos im Weißen Haus unter Trump das Strategie-Wirrwarr der Bush-Regierung noch um ein Vielfaches übersteigt. Trump sät Zweifel an der globalen Führungsbereitschaft der Amerikaner, verunsichert Verbündete und ermutigt geopolitische Rivalen. So verstärkt er die Instabilität in einer ohnehin schon instabilen Welt.

Seine Minister sind damit beschäftigt, von Kontinent zu Kontinent zu reisen, um den Schaden zu begrenzen, den der Präsident anrichtet. Verteidigungsminister James Mattis, gerade erst auf Goodwill-Tour durch Europa gereist, sah sich am Montag in Bagdad gezwungen, den Irakern zu versichern, dass Amerika nicht ihr Öl stehlen wolle. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, aber nicht in der Ära Trump.

McMaster wird eine Schlüsselrolle in der Regierung übernehmen. Als Sicherheitsberater steht er dem Nationalen Sicherheitsrat vor, einer Art Überministerium, das die Außen- und Sicherheitspolitik des Pentagons, des Außenministeriums, der Geheimdienste und des Weißen Hauses koordinieren soll.

Donald Trump im Portrait

Dem naiven Militarismus seines Chefs setzt McMaster ein tiefgründiges Verständnis von Widerstandsbewegungen und Terrororganisationen entgegen. Während Trump davon schwadroniert, den Kampf gegen den Terror mit Folter und Strafbombardements zu führen, ist der General dafür bekannt, seinen Soldaten eingebläut zu haben: „Jedes Mal, wenn ihr einen Iraker respektlos behandelt, arbeitet ihr für den Feind.“

Damit verfolgt McMaster auch einen völlig anderen Ansatz als Trumps politischer Chefstratege Steve Bannon, der den Kampf gegen den Terror als weltumspannenden Zivilisationskonflikt begreift und den Trump in den Nationalen Sicherheitsrat berufen hat. Der Kampf gegen den Islamischen Staat wird die wichtigste Aufgabe des neuen Sicherheitsberaters sein. Dabei kommt McMaster zugute, dass er seinen Gegner sehr gut kennt. Der IS ist die Nachfolgeorganisation der Terrorgruppe Al-Qaida im Irak, die er einst aus Tal Afar vertrieben hat.

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