Merkel in Russland Deutsche Wirtschaft hofft auf Neuanfang

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Korruption als weitere Herausforderung

Doch bei all diesen positiven Tendenzen ist Büchele doch nicht ganz wohl in Sachen Russland: „Russland ist temporär stabil, das könnte aber womöglich kippen, weil das Land immer noch extrem von Rohstoffen abhängig ist, der Mittelstand schwach und der Wohlstand noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen ist und die Themen Korruption und Transparenz weiterhin Herausforderungen darstellen.“

So umreißt der Ost-Ausschuss-Vorsitzende in einem langen Satz fast alle Probleme der russischen Wirtschaft. Doch auch andere Länder Osteuropas und China kommen wegen ähnlicher Probleme in seinem Urteil momentan nicht gut weg.

Immerhin: Der wieder steigende Warenaustausch zwischen Deutschland und Russland sieht er positiv. Infolge der Sanktionen des Westens gegen russische Banken und Energiekonzerne sowie die russischen Gegensanktionen gegen europäische und amerikanische Agrarprodukte war der deutsch-russische Handel seit 2014 richtiggehend eingebrochen.

Doch die Agrarsanktionen zeigten am Ende, dass sich nur die Warenströme geändert, die Produzenten nach Monaten der Krise neue Absatzmärkte gefunden hätten: „Russland nimmt nun mehr aus dem Osten und wir exportieren mehr nach Westen.“
Bücheles Hoffnung ist außerdem, dass sich nach dem Treffen von Merkel und Putin in puncto Umsetzung des Minsker Abkommens doch noch etwas bewegt. Bisher scheinen alle Versuche erfolglos, Entwaffnung in der Ostukraine oder wirtschaftliche Wiederannäherung zwischen der Ukraine und den Separatistengebieten zu erreichen.

Doch nicht nur Büchele, auch die deutsche Außenpolitik, wirbt unermüdlich für einen „Einstieg in den Ausstieg“ der Sanktionen – im, wie es der Unternehmenschef formuliert, „Austausch für die schrittweise Einlösung der Minsker Abkommen“. Bisher aber, so Büchele, „hat sich die deutsche Wirtschaft mit den Sanktionen arrangiert“.

Und auch Russlands Finanzminister Anton Siluanow ist wenig hoffnungsvoll bei diesem Thema: „Wir gehen nicht von einer Aufhebung der Sanktionen aus“, sagte Russlands Finanzminister Anton Siluanow dem Handelsblatt (Dienstags-Ausgabe). Momentan sei keine Verbesserung der Beziehungen des Westens zu Russland zu spüren.

Allerdings könne es „nicht ewig“ schlechte Beziehungen geben, „der Pragmatismus wird früher oder später siegen“, so Siluanow. Die Hoffnung – so lautet ein altes Sprichwort im Osten – stirbt zuletzt.

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