Mexiko Zwischen Drogenkriminalität und großer Zukunft

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Die duale Ausbildung kommt nach Mexiko

„Mexiko mangelt es an einem Bildungsangebot im mittleren Segment“, sagt Hauser. In Deutschland entspräche das der Ausbildung eines Facharbeiters oder eines Handwerkers. „Da sich Mexiko aber als Plattform für die verarbeitende Industrie versteht, ist es absehbar, dass die Fachkräfte bald fehlen werden.“

Ein Faktor, der bis heute viele kleinere Konzerne abschreckt. Die großen Automobil-Konzerne bilden deshalb ihre eigenen Arbeitskräfte vor Ort aus – etwa in Ausbildungszentren wie dem, das Audi Ende Oktober in San José Chiapa eröffnet hat. Hiermit gewährleistet Audi, dass den mexikanischen Mitarbeitern die Vorteile der dualen Ausbildung zugutekommen. „Das Ausbildungszentrum steht der ganzen Automobilindustrie in Mexiko zur Verfügung stehen“, sagt der CEO Audi-Mexiko, Dintner. Damit gewährleiste Audi, dass die Zulieferer die entsprechende Qualität für das Premiumsegment bedienen könnten.

Die duale Ausbildung wird jetzt und in Zukunft nicht nur von einigen deutschen Unternehmen in Mexiko praktiziert. Die mexikanische Regierung habe in den letzten Jahren eine sehr hohe Bereitschaft gezeigt, ein Berufsausbildungssystem orientiert am deutschen Vorbild zu etablieren, so Hauser. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bestätigt: Die Vereinbarung einer politischen Kooperation in puncto dualer Ausbildung steht kurz vor der Unterzeichnung.

Die mexikanische Politik war lange wie gelähmt

Wahrscheinlich war die Umsetzung dieser Reformen lange Zeit nicht. „Über die jetzt angegangen Strukturprobleme hat Mexiko über Jahrzehnte diskutiert“, sagt Hauser. Seit Mitte der Neunziger Jahre hatte keine Regierung die Mehrheit im Parlament. Die beiden Volksparteien PRI und PAN standen sich unversöhnlich gegenüber. „Beide Parteien verhielten sich unverantwortlich gegenüber dem Land. Sie blockierten Reformen, die eigentlich beide Seiten als richtig erkannten“, erklärt Hauser. „Nur um der entsprechend amtierenden Regierung nicht die politischen Lorbeeren zu überlassen.“

Deswegen sei das Geschick, „endlich einen überparteilich getragenen, kompromissfähigen Reformkurs auszuhandeln“, den „Pakt für Mexiko“, eine „historische“ Leistung des 2012 gewählten Präsidenten Enrique Peña Nieto. Neben der Energie- und Bildungsreform sollen Milliarden in die Infrastruktur fließen und das Verbrechen stärker als bisher bekämpft werden.

Die politische Einigung sei außerdem ein Zeichen dafür, dass Mexiko in der Vergangenheit einen demokratischen Reifungsprozess durchlebt habe. „Für Deutschland klingt so etwas selbstverständlich“, sagt Hauser, für eine junge Demokratie wie Mexiko sei das aber eine große Leistung.

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