Mexiko Zwischen Drogenkriminalität und großer Zukunft

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Die Vorteile Mexikos

Fragt man die Premiumhersteller, was sie nach Mexiko gelockt hat, haben beide dieselben Antworten: Der wichtigste Faktor sind die Freihandelsabkommen, die Mexiko mit 45 Ländern vernetzt, die in der Summe etwa zwei Drittel des Weltwirtschaftsprodukts ausmachen – insbesondere NAFTA, das den mexikanischen Markt mit dem amerikanischen und kanadischen verbindet.

NAFTA lockt nicht nur die Autoproduzenten. „Mit den USA den größten Einzelmarkt der Welt vor der Tür zu haben, ist ein Vorteil, der sämtliche Unternehmenszweige lockt“, sagt Hauser. 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen an die USA. Erstmals exportiert Mexiko mehr in die USA als Kanada. Dank der hervorragenden geografischen Lage werde auch Südamerika und Kanada schnell und kostengünstig beliefert.

Eich betont zudem die „sehr gute“ Lieferantenbasis. BMW ist bereits mit einem Werk im amerikanischen Spartanburg vertreten. „Wir beziehen dort heute schon viele Teile aus Mexiko“, sagt Eich. „Das macht den Standort zusätzlich attraktiv.“ Audi kann auf das in gut 50 Jahren von VW Mexiko erbaute Lieferantennetzwerk zurückgreifen.

Ein weiterer Vorteil des Standorts: Mexiko ist im Vergleich zu den USA und China überaus kostengünstig. „Gemessen an den Produktionskosten der USA liegen Chinas Produktionskosten bei 86 Prozent und Mexikos bei 75 Prozent“, erklärt Hauser. „Mit Blick auf die Reformen ist es nicht zu mutig, zu prognostizieren, dass das Land noch weiter an Dynamik gewinnen wird“, sagt Hauser.

Die Reformen im Überblick

Die größte Reform der mexikanischen Regierung betrifft den staatlichen Energiesektor. Mexiko will die heimische Erdölwirtschaft modernisieren. Dafür breche es mit Dogmen, die seit der Verstaatlichung in den Dreißigerjahren tradiert wurden. „Jedes mexikanische Kind bekam in der Schule eingetrichtert: Das Erdöl gehört uns“, erzählt Hauser.

So hatte lange Zeit der staatliche Mineralölkonzern Pemex eine Monopolstellung inne, die durch die Politik langsam aufgebrochen wird. Auch ausländische Investoren haben künftig die Chance, in Mexiko Konzessionen zur wirtschaftlichen Nutzung von Ölquellen zu erhalten.

Tops und Flops

Im Rahmen des Reformkurses wird auch der staatliche Energieriese Pemex, der für gut ein Drittel der gesamten mexikanischen Staatseinnahmen verantwortlich ist, runderneuert. Davon profitieren auch deutsche Unternehmen, denn: „Mexiko hat keine eigene Kapitalgüterindustrie und entwickelt keine eigene Hochtechnologie“, so Hauser. An der Ausstattung mexikanischer Firmen mit Kapitalgütern hätten deutsche Unternehmen schon lange einen großen Anteil. Und der deutsche Maschinenbau befriedige die Nachfrage nach Hochtechnologie.

Neben dem Energiesektor wird das Bildungssystem überarbeitet. Derzeit ist es noch stark von universitären Strukturen geprägt. Das zeigte sich auch bei Audi. Als sie die 3800 zu besetzenden Stellen ausschrieben, bekamen sie 70.000 Bewerbungen – 95 Prozent der Interessierten haben einen Universitätsabschluss. Audi-Mexiko-CEO Dintner ist begeistert von der Quote, räumt aber ein: „Die Praxisausbildung fehlt manchem Bewerber.“

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