Migration Das ist der „American Dream“ der Migranten aus Mittelamerika

Während US-Präsident Trump mit der Schließung der Grenze droht, hoffen in Tijuana Tausende Menschen auf Asyl in den USA. Wie stellen sie sich die USA vor?

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Tijuana Er ist der Antrieb, aber für viele doch so ungewiss: Der „American Dream“, der Traum von einem Leben in den USA, hat Tausende Menschen aus Mittelamerika bis an die Grenze der Vereinigten Staaten gebracht. Was er im Fernsehen über die USA gesehen habe, habe sehr hübsch ausgesehen, sagt der Honduraner Kevin González.

„Große Gebäude, schöne Landschaften“, sagt der 20-Jährige aus der Stadt La Ceiba. Er steht in der Sportanlage „Benito Juárez“ in der mexikanischen Grenzstadt Tijuana. Dort liegen die Landschaften der USA hinter zwei Grenzzäunen - und schier unüberwindbaren bürokratischen Hürden.

Man habe ihm gesagt, dass die USA schön seien, sagt González. „Aber ehrlich gesagt habe ich keinen amerikanischen Traum gehabt. Mein Traum ist es, glücklich zu sein. Mit oder ohne Geld.“ Würde ein anderes Land Hilfe und Zuflucht anbieten, würde er auch das versuchen, sagt der 20-Jährige.

Rund 4700 Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador harren derzeit in der Notunterkunft in der Sportanlage aus. Sie alle wollen Asyl in den Vereinigten Staaten beantragen. Die Wartezeit dafür kann Monate dauern.

Auch die Regelung, auf die sich die USA und Mexiko Medienberichten zufolge am Samstag geeinigt haben, dürfte die Situation kaum verbessern: Demnach müssen Asylbewerber in Mexiko warten, während ihre Fälle von US-Gerichten geprüft werden. Damit wird es deutlich schwieriger, die USA zu erreichen.

Bryan Ernesto aus Honduras kennt die USA bereits. Denn er war schon auf der anderen Seite des Zauns. „Es stimmt, es ist sehr schön dort“, sagt der 19-Jährige aus San Pedro Sula. „Ich war in Chicago. Ich hatte aber nicht viel Zeit, bevor ich abgeschoben wurde.“

Er habe sich freiwillig abschieben lassen, weil er legal einreisen wolle, so Ernesto. „Ich bin zurückgekommen, damit sie sehen können, dass ich einen echten Grund hatte, mein Land zu verlassen.“ In welche Stadt er komme, sei ihm egal. Er wolle arbeiten und seiner Familie in Honduras helfen, so der 19-Jährige, der unter einer Plastikplane direkt am Zaun der Migranten-Herberge sein Lager aufgeschlagen hat.

In den USA gebe es Jobs, sagt Eber Adonis. „Dort gibt es alles“, so der 17-Jährige. „Ich habe einen Cousin dort, der mir Arbeit geben kann.“ In seinem Heimatland habe er als Maurergehilfe ab und an Jobs bekommen. „Wir riskieren unser Leben für den amerikanischen Traum“, sagt Adonis. Er hatte Honduras auf eigene Faust verlassen und sich erst in Mexiko der sogenannten Migranten-Karawane angeschlossen. „Man muss es versuchen“, erklärt der junge Mann. Dabei könne man nichts verlieren.

Richard Umanzor träumt vor allem von Stabilität und Sicherheit. In welcher Stadt, das weiß der Mann aus La Ceiba noch nicht - und ob es unbedingt der amerikanische Traum werden soll, daran zweifelt er mittlerweile. Er hoffe nun, dass sich auch andere Länder bereit erklären, die Migranten aufzunehmen. In Honduras hatte er einen Verkaufsstand für Obst und Gemüse. Mit einem Job im Ausland wolle er seine Familie finanziell unterstützen, so Umanzor.

Andere haben den Plan, in die USA auszuwandern, bereits ganz verworfen. Nelson Consilla Díaz, der aus der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa kommt, sagt: „Ich denke, ich bleibe erst einmal in Mexiko.“ Er steht in einem weißen Zelt, in dem eine Job-Börse für die Migranten aufgebaut wurde - und hält ein Angebot als Küchenhilfe in den Händen.

Auch Tomás Banegas Avilez hat den Traum aufgegeben - zu anstrengend sei der Asyl-Prozess, so der Mann aus der Gemeinde Colón im Norden von Honduras. Er hat ebenfalls eine Arbeit als Küchenhilfe gefunden. 5500 Pesos pro Monat - etwa 237 Euro - solle er dafür bekommen, so Banegas. Er hege den Traum von den USA weiterhin, sagt er. Nun müsse er aber erstmal an seine Familie denken.

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