Migrations-Organisation IOM wählt Portugiesen António Vitorino in Spitzenamt

Die Internationale Organisation für Migration wurde seit 1951 fast nur von Amerikanern geleitet. Doch Trumps Politik verscherzte es dem US-Kandidaten.

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Der Portugiese António Vitorino konnte sich gegen Laura Thompson aus Costa Rica und vor allem gegen den US-Kandidaten durchsetzen. Quelle: AP

Genf Die Internationale Organisation für Migration hat den US-Kandidaten für ihre Leitung abgelehnt und stattdessen einen Portugiesen zu ihrem Generaldirektor gewählt. Der 61-jährige Sozialist und frühere EU-Kommissar António Vitorino setzte sich im letzten Wahlgang am Freitag gegen die stellvertretende IOM-Generaldirektorin Laura Thompson aus Costa Rica durch, nachdem US-Kandidat Ken Isaacs ausgeschieden war. Die Entscheidung sei per Akklamation gefallen, teilte die IOM mit.

Es ist erst das zweite Mal seit der IOM-Gründung 1951, dass die UN-Organisation nicht von einem Amerikaner geleitet wird. Vitorino war vormals EU-Justizkommissar und in den letzten sieben Jahren Direktor der Denkfabrik Notre Europe. Er gilt als enger Vertrauter von UN-Generalsekretär António Guterres, der ebenfalls Portugiese ist.

Vitorino wird Nachfolger des US-Diplomaten William Lacy Swing, dessen Amtszeit im September endet. Die Ablehnung von Isaacs kommt nach dem am 19. Juni verkündeten Rückzug der USA aus dem UN-Menschenrechtsrat und Kritik der Trump-Regierung an der Welthandelsorganisation, sie sei „unfair“ gegenüber den USA.

„Noch ein weiteres Zeichen dafür, dass US-Macht, -Autorität und -Prestige so dramatisch reduziert worden ist“, twitterte der frühere Botschafter der Regierung des früheren US-Präsidenten Barack Obama beim Menschenrechtsrat, Keith Harper. Der „IOM-Direktor wird als „amerikanischer Sitz“ betrachtet und Trump war nicht dazu in der Lage, einen Amerikaner darauf zu platzieren“.

Isaacs ist ein Vizepräsident der christlichen Hilfsorganisation Samaritan's Purse. Isaacs Kandidatur war durch politische Maßnahmen der US-Regierung wie Einreiseverbote und Trennungen von Migrantenfamilien an der Grenze zu Mexiko beeinträchtigt worden. Geschadet haben ihm möglicherweise auch eigene Kommentare, die Kritiker als islamfeindlich werteten.

Der senegalesische Diplomat Youssoupha Ndiaye sagte zum frühen Wahlergebnis: „Der Amerikaner ist raus.“

Der IOM-Leiter wird von Abgaben zahlenden und abstimmenden Mitgliedern unter den 172 Staaten der Organisation gewählt. Die Internationale Organisation für Migration wurde 2016 zu einer Behörde mit Verbindungen zu den Vereinten Nationen. Seit ihrer Gründung vor 67 Jahren hatte sie nur einen Generaldirektor, der kein US-Bürger war. Die USA sind der größte einzelne Geldgeber der IOM, dicht gefolgt von der Europäischen Union.

Der Oberste Gerichtshof der USA hat Trumps Verbot für eine Einreise von Bürgern aus mehreren Ländern bestätigt, von denen viele mehrheitlich muslimisch sind. Isaacs wurde wegen wiedergegebenen Tweets und anderen Kommentaren kritisiert, die Gegner als antimuslimisch betrachteten. Deshalb stellte er sein Twitter-Konto ein.

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